Folge 38: Open Science im Dialog etablieren

The Future is Open Science – Folge 38: Open Science im Dialog etablieren

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Dr. Doreen Siegfried
Leitung Marketing und Public Relations, ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft

Babette Knauer
Senior Communciations Advisor, Universitätsbibliothek Groningen

[00:00:00] Intro

[00:00:02] Babette Knauer:
Ja, wissenschaftliche Bibliotheken spielen, nach meiner Meinung, eine ganz zentrale Rolle im Wissenschaftssystem. Sie sind die Knotenpunkte für die Wissensverbreitung. Ich denke, dass wissenschaftliche Bibliotheken mehr denn je wirklich eine unersetzbare Rolle für die Demokratie spielen.

[00:00:21] Babette Knauer:
Wir haben die Open Science-Botschafter:innen an den Fakultäten hier an der Uni, die uns wertvolles Feedback liefern zu den entwickelten Strategien und Diensten. Die sind eine Art Thermometer innerhalb unserer eigenen akademischen Gemeinschaft.

[00:00:39] Babette Knauer:
Also, das Narrativ der Zielgruppe zu überlassen, denke ich, das ist, das ist ganz wichtig. Und in der Kommunikation weniger aus der Organisation heraus zu denken. Wirklich mehr mit der Zielgruppe im Kopf und die auch frühzeitig im gesamten Prozess, also nicht nur in der Kommunikation, sondern bei allem, was entwickelt wird, mit einzubeziehen. Gründlich zu recherchieren, sich beraten zu lassen.

[00:01:07] Doreen Siegfried:
Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von „The Future is Open Science“, dem Podcast der ZBW. Mein Name ist Doreen Siegfried und ich treffe mich hier mit ganz unterschiedlichen Leuten aus dem Wissenschaftsbetrieb, die Ihnen verraten, wie sie in ihrer täglichen Arbeit Open Science voranbringen. Wir reden heute über dialogorientierte Kommunikationsarbeit und konstruktive Austauschformate, die entwickelt wurden, um Open Science an der Universität voranzubringen. Und zu Gast habe ich dazu die Kommunikationschefin der Universitätsbibliothek Groningen, die uns tiefe Einblicke in die Entwicklungsprozesse dieser Strategien und Erfahrungen aus erster Hand bietet. Unsere Gästin ist ausgesprochene Expertin für Kommunikationsmanagement. Sie war viele Jahre Kommunikationsleiterin des Leibniz-Instituts für Friedens- und Konfliktforschung in Frankfurt am Main. Zuvor war sie Pressesprecherin am Max-Planck-Institut für Polymerforschung in Mainz. Und seit 2015, also jetzt auch schon seit fast zehn Jahren, ist sie Senior Communciations Advisor an der UB Groningen. Sie kennt den Wissenschaftsbetrieb also seit mehr als 20 Jahren. Herzlich willkommen, Babette Knauer.

[00:02:24] Babette Knauer:
Hallo, Dankeschön für die Einladung!

[00:02:26] Doreen Siegfried:
Wir starten gleich mal mit einer ganz wesentlichen Frage für unsere Zuhörer:innen, die jetzt vielleicht nicht in wissenschaftlichen Bibliotheken arbeiten. Welche Rolle spielen wissenschaftliche Bibliotheken heute im Wissenschaftssystem mit seinen zahlreichen Playern, teils auch kommerziellen Playern?

[00:02:44] Babette Knauer:
Ja, wissenschaftliche Bibliotheken spielen nach meiner Meinung eine ganz zentrale Rolle im Wissenschaftssystem. Sie sind die Knotenpunkte für die Wissensverbreitung. Ihre zentrale Aufgabe besteht darin, zuverlässig und vertrauenswürdig neutrale Informationen zur Verfügung zu stellen. Sie machen außerdem wissenschaftliche Erkenntnisse und Ergebnisse der Öffentlichkeit zugänglich, fördern die Informationskompetenz von Studierenden, bieten Räumlichkeiten zum Lernen und forschen und bewahren wissenschaftliche Erkenntnisse und kulturelles Erbe für zukünftige Generationen. Ich denke, dass wissenschaftliche Bibliotheken mehr denn je wirklich eine unersetzbare Rolle für die Demokratie spielen. Vor allem auch, wenn wir über Desinformation zum Beispiel reden. Neben diesen eher klassischen Bibliotheksaufgaben haben sich akademische Bibliotheken in den letzten Jahren vor allem auf dem Gebiet der forschungsunterstützenden Themen stark etabliert. Also beispielsweise Publikationsstrategien von Forschenden begleiten, sie dazu beraten. Analysen zu erstellen, beispielsweise auch zum Publikationsverhalten, Copyright-Beratung. Beides vor allem auch in Hinblick auf den Umgang mit beispielsweise kommerziellen Verlagen. Bibliotheken richten sogenannte Repositorien, also Speicherorte für digitale Publikationen von Forschenden ein und verwalten diese. Ich denke, dass beispielsweise Forschungsinformation, Datenmanagement immer wichtiger werden, ebenso wie offene Lehrmaterialien. Also ich denke, dass wissenschaftliche Bibliotheken eine große innovative und transformatorische Rolle und auch eine Schnittstellenfunktion im Wissenschaftsbetrieb haben.

[00:04:35] Babette Knauer:
Die Rolle von diesen Commercial Players macht die Bibliothekswelt, denke ich, zunehmend komplexer, weil beispielsweise die kommerziellen Verlage den Publikationsmarkt stark dominieren. Und sich dann die Frage stellt, hat diese Dominanz der kommerziellen Verlage Auswirkungen beispielsweise auf Konzepte wie digitale und akademische Souveränität? Das ist eine Debatte, die hier in den Niederlanden im Moment sehr hitzig geführt wird. Gerade letzte Woche fand dazu in Utrecht zum Beispiel eine Veranstaltung statt, die von den Niederländischen Universitätsbibliotheken organisiert wurde, um die Erwartung des akademischen Sektors an die kommerzielle Verlagsbranche im Hinblick auf die Wahrung, na ja, akademischer Werte zu diskutieren, innerhalb einer ausgewogenen und offenen wissenschaftlichen Kommunikations- und Publikationslandschaft.

[00:05:34] Doreen Siegfried:
Ja, spannend. Also, das Thema Rolle von Bibliotheken und welche Rolle haben diese Infrastrukturen eigentlich auch in unserer demokratischen Gesellschaft, das wird hier auch in Deutschland gerade sehr intensiv diskutiert. Welche Rolle spielen denn wissenschaftliche Bibliotheken im Kontext von Open Science Education und wo siehst du da vielleicht auch einen Unterschied zwischen den Niederlanden und Deutschland?

[00:05:58] Babette Knauer:
Vielleicht muss ich dazu kurz ein bisschen den Kontext erläutern.

[00:06:02] Babette Knauer:
Also die Niederlande sind ja wesentlich kleiner als Deutschland und arbeiten wesentlich zentralisierter im Vergleich zum deutschen föderativen System. Die Wege sind kurz. Es gibt in den Niederlanden 14 Forschungsbibliotheken.

[00:06:17] Doreen Siegfried:
Ah ja.

[00:06:17] Babette Knauer:
Und diese Forschungsbibliotheken bilden gemeinsam einen informellen Kooperationsbund, der heißt UKB. Das sind also Universiteitsbibliotheken en Koninklijke Bibliotheek, also alle Unibibliotheken und dann die Königliche Bibliothek als Zentrale. Und neben diesen traditionellen Bibliotheksaufgaben, die ich eher schon, schon früher benannte, widmen sich die Universitätsbibliotheken also auch Themen wie E-Learning und Innovation in der digitalen Bibliothek. Und diese Themen werden in diesem Kooperationsverbund in verschiedenen Arbeitsgruppen diskutiert. Also bei beispielsweise auch Themen wie Lizenzierung oder die Publisher Deals, die in den letzten Jahren zentrale Themen innerhalb dieser Kooperation geworden sind. Zum Beispiel werden auch mit den kommerziellen Verlagen in diesem Netzwerk gemeinsame Verhandlungen vorbereitet und geführt. Und das gilt auch für das Thema Open Science. Dem wird sich also auch eher aus zentraler Sicht gewidmet. So wurde zum Beispiel auf zentraler Ebene der sogenannte Journal Browser entwickelt, der es Forschenden beispielsweise einfacher macht zu identifizieren, mit welchen Verlagen wurden Verträge landesweit abgeschlossen und wo gibt es beispielsweise… wo können Autorinnen, Autoren kostengünstig oder kostengünstiger Open Access publizieren. Es wurden landesweite Richtlinien zum FAIR Data Management entwickelt. Und im Moment wird, also auch wieder im UKB-Verband, an einem Projekt gearbeitet, um Diamond Open Access in den Niederlanden zu verstärken. Also im Prinzip, das Thema Open Access nachhaltig und kosteneffizient voranzubringen. Manche dieser Projekte werden auf zentraler Ebene entworfen und die Implementation geschieht dann lokal, also auch die Kommunikation. Es gibt aber auch verschiedene Initiativen, die lokal entwickelt werden und dann landesweit Schule machen. Also, man ist eigentlich konstant im Austausch untereinander und die Arbeitsgruppen ziehen an einem Strang. Und die Rolle von Universitätsbibliotheken im Bereich Open Science Education hier in Niederlanden ist dann vor allem, Zugang bieten zu offenen wissenschaftlichen Ressourcen, bei der Vermittlung von Open Science-Praktiken zu unterstützen, die Informationskompetenz in diesem Bereich auch zu fördern, die Infrastruktur für Open Science Projekte zur Verfügung zu stellen. Ich befürchte, ich weiß nicht genug darüber, wie das in Deutschland organisiert ist, also es würde mich sehr, sehr interessieren. Also jetzt, aus der niederländischen Perspektive würde ich vor allem sagen, dass die Bibliotheken wirklich eine Schlüsselfunktion haben und auch eine Schnittstellenfunktion und…

[00:09:09] Doreen Siegfried:
Das heißt, ihr macht an der Bibliothek auch Seminare tatsächlich oder irgendwie Konsultationen?

[00:09:16] Babette Knauer:
Genau. Kann ich später noch auch noch was … Kann ich noch vertiefen. Also, es ist… Also, ich denke wirklich, dass die Bibliotheken eine Schlüsselfigur sind, auch bei der Frage beispielsweise, was wollen wir von den großen kommerziellen Verlagen? Wie können wir als akademische Gemeinschaft auch beispielsweise den Publikationsprozess wieder in die eigenen Hände nehmen? Und für diesen Ansatz ist natürlich auch die Kommunikation sehr relevant. Also, wir kommunizieren über offene Wissenschaft. Wo tun wir das größtenteils? Auf kommerziellen, geschlossenen Kanälen und hier muss sich was ändern. Und das sehe ich dann wiederum in Deutschland mit sehr viel Begeisterung, dass sich da die Bibliotheksgemeinschaft und auch die wissenschaftliche Community sehr aktiv auf freien Netzwerken, wie Mastodon zum Beispiel, engagieren.

[00:10:04] Doreen Siegfried:
Ja, okay. Vielleicht noch mal ganz kurz, bevor wir dann zum Thema Kommunikation kommen. Zu diesem Wissenschaftssystem. Also, es gibt ja auf der einen Seite die Forschenden und die Lehrenden an den Universitäten, die ja letztlich auch unterrichten, wie gute wissenschaftliche Praxis funktioniert, wie Methoden funktionieren und so weiter und so weiter. Inwieweit würdest du sagen… Und dann gibt es natürlich auch die Wissenschaftspolitik auf der anderen Seite. Inwieweit würdest du sagen, müssen Bibliotheken, also so, wie es jetzt in den Niederlanden schon viele machen, und in Deutschland gibt es auch einige, die das schon tun… Aber inwieweit müssten Bibliotheken noch mehr tatsächlich in diese Lücke dazwischen als Mediator zwischen dem, was sozusagen die Wissenschaftspolitik möchte und dem, was man denn tatsächlich können muss? Also in diese aktive Vermittlerfunktion?

[00:10:57] Babette Knauer:
Genau. Ja, das ist genau der Dialogbasierte Ansatz. Also in erster Linie, da kommen wir sicher später noch drauf zu sprechen… Also in erster Linie ist es tatsächlich so, dass unsere –  also die heißen dann bei uns Informationsspezialisten -, dass die auch wirklich in ganz engem Kontakt sind mit den Lehrenden und mit den Forschenden. Auch in Bezug was das Curriculum beispielsweise betrifft, um da zu schauen, ab welchem Moment sollten denn Studierende beispielsweise auch wirklich über Open Science-Praktiken aufgeklärt werden? Sollte das nicht eigentlich auch der Standard sein? Wir haben ein sehr aktives Open Education-Team, ein Open Pedagogy-Team, die auch wirklich Dozierende ermutigen, dann auch in, sag ich mal, Co-Kreation mit Studierenden offene Lehrmaterialien zu entwickeln. Also, ich denke, dass die Bibliotheken da eine sehr, sehr große Rolle haben, einfach auch im Hinblick darauf, dass es so wichtig ist, den Wissenschaftsbetrieb hier drin zu unterstützen, weil wir wissen alle, wie überarbeitet und überlastet der Forschungsbetrieb ist.

[00:12:07] Doreen Siegfried:
Absolut.

[00:12:08] Babette Knauer:
Und ich denke, da ist wirklich die Rolle der Bibliotheken, die Leute da in dem Bereich mitzunehmen und ihnen auch ein bisschen Arbeit aus den Händen zu nehmen.

[00:12:18] Doreen Siegfried:
Ja, okay. So, jetzt würde mich natürlich interessieren, wie geht ihr vor an der Universität Groningen? Vielleicht kannst du mal einen Überblick geben über diese Dialogbasierte Kommunikationsstrategie, die von euch entwickelt wurde?

[00:12:30] Babette Knauer:
Also zunächst glaube ich, dass das Dialogbasierte wirklich der Niederländischen Kultur inhärent ist. Also diese Konsenskultur, der Austausch, alle verschiedenen Meinungen und Optionen offen auszusprechen und zu diskutieren. Und die Tatsache, dass jede Meinung gehört wird, gehört hier einfach zum guten Ton.

[00:12:53] Doreen Siegfried:
Ah ja.

[00:12:54] Babette Knauer:
Und das kostet mitunter Zeit. Bedeutet aber am Ende auch, dass Entscheidungen in der Regel breiter getragen werden und akzeptiert werden, als beispielsweise in einer eher hierarchisch geprägten Entscheidungskultur. Aus Kommunikationssicht ist es immer interessant, und da erzähle ich dir nichts Neues, sich anzuschauen, was man überhaupt genau über die Zielgruppe weiß, mit der man kommunizieren will. Also ihre Bedürfnisse, ihr Kommunikationsverhalten der Zielgruppe. In dem Fall reden wir jetzt über die Forschungsgemeinschaft an unserer Uni. Ich beobachte oft, dass Bibliotheken Projekte oder Tools oder Dienste entwickeln, von denen wir dann denken, dass sie unglaublich nützlich für Forschende sind. Dass wir genau wissen, wie sie rezipieren, wie sie diese Dienste nutzen. Aber ist das tatsächlich so? Idealerweise werden wir also als Kommunikation nicht erst am Ende, im Prinzip, wenn das Produkt oder der Dienst lanciert wird, mit ins Boot geholt, sondern eigentlich viel früher im Prozess. Also eigentlich auch schon während der Entwicklung. Sodass wir im Prinzip bereits im Prozess beraten können, den Kommunikationsansatz entwickeln können und für einen Dialog mit der Zielgruppe sorgen können. Mein Eindruck ist, dass institutionelle Kommunikationsstrategien auch zum Thema offene Wissenschaft für die akademische Gemeinschaft, ich sag jetzt mal in Anführungszeichen, eher politisch geprägt sind. Das heißt, eher von der Policy Ebene her gedacht werden. Was muss getan werden? Welche Anforderungen müssen Forschende erfüllen, beispielsweise für Anträge zur Forschungsförderung? Und so weiter. Und das, obwohl das Prinzip Open Science eigentlich selbst aus der wissenschaftlichen Community kommt. Das heißt, diese Strategien sind eigentlich weniger von Beiträgen der Zielgruppe geprägt oder der Peer-to-Peer-Kommunikation, sich auszutauschen über Praktiken, sondern mehr Top-down. Und aus diesem Grund haben wir diesen Dialogbasierten Kommunikationsansatz entwickelt. Wir haben die Open Science-Botschafter:innen an den Fakultäten hier an der Uni, die uns wertvolles Feedback liefern zu den entwickelten Strategien und Diensten. Die sind eine Art Thermometer innerhalb unserer eigenen akademischen Gemeinschaft. Wir schließen uns mit sogenannten Bottom-up-Initiativen wie der lokalen Open Science-Community zusammen, das sind alles Forschende. Wir haben ein Open Science Blog und auch unsere Open Science Podcast, fokussieren auf Forschende oder Dozierende, die ihre Erfahrungen oder praktische Tipps teilen. Und auf unserer Präsenz beispielsweise auf Mastodon, die wir jetzt seit einiger Zeit haben, suchen wir dann auch mehr die Interaktion mit der akademischen Gemeinschaft außerhalb Groningens oder außerhalb der Niederlande. Also aus Kommunikationssicht ist unsere Arbeit vor allem darauf angelegt, viel mit Interviews, Erfahrungsberichten, Testimonials zu arbeiten. Also die Zielgruppe sprechen zu lassen.

[00:16:07] Doreen Siegfried:
Ja, ja, auf jeden Fall. Also, da kann ich nur sagen, habe ich auch gute Erfahrung mit unserem Open Science-Magazin. Dass man sozusagen eher so als Gastgebereinrichtung aktiv ist und die Leute sprechen lässt und sie miteinander auch vernetzt und verbindet. Ja, okay. Ja, ich meine beim Thema Kommunikation, ich finde es auch immer schwierig, wenn die Kommunikationsstelle so als Verkaufsmaschine gesehen wird. Dann ist irgendwas fertig und dann bringt es mal bitte unter die Leute, ohne dass da vorher ein Dialog stattgefunden hat.

[00:16:37] Babette Knauer:
Ganz genau.

[00:16:37] Doreen Siegfried:
Was sind denn bei euch die Hauptziele, die ihr mit diesem Dialogbasierten Ansatz erreichen wollt? Geht es tatsächlich darum, hauptsächlich Feedback zu bekommen oder was sind so die Kernziele?

[00:16:48] Babette Knauer:
Na ja, deine Frage benennt es im Prinzip schon. Das Hauptziel ist der Dialog, also Top-Down-Kommunikation gerade im wissenschaftlichen Bereich ist, nach unserer Ansicht nach, eigentlich nicht hilfreich oder zielführend. Ich sagte schon, die Open Science-Bewegung ist in erster Linie wirklich community-driven und die Forschenden wissen eigentlich selbst am besten, wie sie arbeiten. Und wir können sie dabei unterstützen, aber eigentlich ihnen nicht vorschreiben, wie sie was zu tun haben. Oder sagen, „Ihr müsst das auf die und die Art und Weise das Problem angehen“. Natürlich finde ich es trotzdem wichtig, bei der Dialogbasierten Kommunikation den Mehrwert einer wissenschaftlichen Bibliothek zu betonen, also auch die unglaublich breit gefächerte Expertise vorzuheben, die die Kolleginnen und Kollegen hier haben. Aber es ist vor allem ein Zweirichtungsverkehr. Das heißt, Forschende über unsere Dienste und die Hilfsangebote zu informieren und gleichzeitig auf die Art und Weise wieder anderen Forschenden durch Testimonials zu zeigen, wie ihre Kolleginnen und Kollegen sich unsere Dienste zu eigen gemacht haben und ihnen helfen konnten. Speziell für Open Science haben wir uns dabei am Beginn vor allem auf Aufklärungsarbeit konzentriert. Also was ist Open Science? Was sind die Vorteile? Was bringt es ihnen als Forschende, tatsächlich auf dem Gebiet Open Science aktiv zu werden? Das heißt, Informationen zur Unterstützung, Kommunikation über die Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Und auf die Art und Weise hoffentlich zu einem langfristigen Kulturwechsel im Wissenschaftsbetrieb beizutragen, in dem Open dann the New Normal ist. Also nochmals, ich denke, der Dialog sorgt für mehr Akzeptanz. Und dadurch, ja, wir hoffen, auf die Art und Weise dann beitragen zu können, dass Wissenschaft ja noch offener wird und im Prinzip als Universitätsbibliothek da eine zentrale Rolle spielen zu können.

[00:18:54] Doreen Siegfried:
Also kann man ja auch vielleicht sagen, es geht letztlich auch darum, Interessensgemeinschaften zu bilden zwischen den Leuten, die in der Bibliothek arbeiten, und den Forschenden.

[00:19:03] Babette Knauer:
Genau.

[00:19:03] Doreen Siegfried:
Du hast jetzt gesagt, ihr habt Open Science-Paten. Wie hast du denn… – oder Botschafter – wie hast du denn den Prozess zur Implementierung letztlich initiiert? Also wie hast du diese Leute gewonnen?

[00:19:16] Babette Knauer:
Direkt die Botschafter:innen jetzt meinst du?

[00:19:21] Doreen Siegfried:
Ja, genau.

[00:19:23] Babette Knauer:
Wir haben im Prinzip auch da wieder den Weg des Dialogs gewählt. Also, die Botschafterinnen und Botschafter spielen eine sehr wichtige Rolle und die wurden auch wieder eher Bottom-up angesprochen als Top-down. Wir haben uniweit einen Aufruf veröffentlicht in unserem Open Science-Newsletter. Welche Forschenden gern, das war damals noch, wir sind damit begonnen, als wir ein Open Access-Projekt hatten und als Teil dieses Open Access-Projekts haben wir, haben wir diese Ambassadors gesucht. Und haben das dann später umgemünzt auf Open Science. Also, wir haben diesen Aufruf publiziert und haben dazu auch eine Art Stellenprofil entwickelt. Also, wir haben gesagt, das ist das Profil von Leuten, die wir suchen, die wir gerne als Botschafter:innen zu diesem Thema hätten. Beispielsweise proaktiv die eigene Umgebung, das akademische Umfeld zu sensibilisieren, zu Fragen auf dem Gebiet von Open Science. Beispielsweise auch Fehlinformationen entgegenzutreten, potenzielle Hindernisse bei der Umsetzung von Open Science zu identifizieren, die zu uns dann zu signalisieren. Eine Multiplikatorenrolle in Zusammenarbeit mit unserem Open Science-Team zu haben. Und uns auch gelegentlich dann zu bestimmten Strategien oder Projekten, die wir dann entwickeln, natürlich auch zu beraten. Also wichtig ist vor allem für uns gewesen, dass wir die Botschafterinnen und Botschafter nicht mit unnötiger Arbeit belasten. Ihr Einsatz beruht völlig auf Freiwilligkeit, aber wir haben natürlich schon eine gewisse intrinsische Motivation und eine starke Identifikation mit diesem Open Science-Thema erwartet. Also, wir hatten… auf diesen Aufruf haben wir dann ungefähr, ich glaube ein bisschen mehr als die Hälfte der jetzigen Botschafterinnen und Botschafter, die wir haben, haben da drauf reagiert. Wir haben jetzt also per Fakultät mindestens eine Person und es ist unabhängig von der Fakultätsgröße, manchmal auch zwei oder drei. Und das sind Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen. Manchmal sind es Early Career Forschende, wir haben Menschen aus dem Mittelbau oder auch Full Professors, die Ambassadors sind. Und was wir auch machen, ist, dass wir alle Ambassadors mit einem Testimonial auf unserer Webseite vorstellen, wo sie ihre Motivation erklären und wir diese Motivation und auch ihre Rolle in die Fakultäten rein kommunizieren.

[00:22:15] Doreen Siegfried:
Ja, okay. Das wäre jetzt nämlich genau meine Frage gewesen, ob ihr aus allen Disziplinen oder Leute zusammengefunden habt. Und macht ihr denn auch sowas wie ein Ambasssadortreffen, dass die sich untereinander kennenlernen?

[00:22:28] Babette Knauer:
Ja. Genau.

[00:22:28] Doreen Siegfried:
Und sich auch austauschen wahrscheinlich. Kann ich mir ganz spannend vorstellen.

[00:22:31] Babette Knauer:
Genau. Also die meiste Kommunikation findet tatsächlich schriftlich statt, also vor allem, weil wir auch wieder um den Zeitdruck wissen. Also wenn wir jetzt ganz konkrete Fragen haben, ist es tatsächlich so, dass wir dann im Prinzip ein offenes Dokument an das Ambassador-Netzwerk schicken und sie dann bitten, ganz typisches Feedback darauf oder überhaupt Feedback uns zu geben. Also in erster Linie dann zu laufenden Projekten. Das sind also nicht per se Kommunikationsprojekte, sondern wirklich mehr inhaltlicher Natur. Und kann ich auch gleich noch ein bisschen was zu erzählen. Und diese Treffen allerdings sind, na ja, die sind auf eine sehr…, also, die organisieren wir auf eine sehr zielführende Art und Weise. Also wir laden nie mit offener Agenda ein. Es gibt natürlich schon den Netzwerkteil, aber, wenn wir die Ambassadors zu uns einladen, ist die Idee schon, keine einfach mal so eine Wohlfühlveranstaltung zu machen, sondern…

[00:23:41] Doreen Siegfried:
Gibt schon eine harte Agenda mit fünf, mindestens fünf Tagesordnungspunkten…

[00:23:45] Babette Knauer:
Ja, genau. Genau, dass wir, dass wir im Prinzip auch hinterher genau wissen, was sind die nächsten Follow-up-Schritte, also schon sehr ergebnisorientiert uns dann treffen. Natürlich auch mit einem gemeinsamen Lunch dann zum Beispiel. Aber die Idee ist schon, sie so wenig wie möglich zu belasten und zielführend zu arbeiten.

[00:24:07] Doreen Siegfried:
Ja, okay. Was mich noch interessieren würde, welche spezifischen Methoden oder Techniken verwendest du, um sozusagen einen effektiven Dialog mit der akademischen Gemeinschaft zu fördern? Also, du hast jetzt deine Ambassadors und dann die ganzen Wissenschaftler:innen der Universität Groningen. Also wie genau wird da der Dialog kommuniziert? Also wie werden die alle miteinander verknüpft?

[00:24:29] Babette Knauer:
Ja. Wir haben beispielsweise unseren Open Science-Blog, was sich vor allem speist aus verschiedenen Interviewserien, die wir haben. Also beispielsweise das Teilen von Best Practices zu FAIR Data Management, Erfahrungsberichte von Autorinnen und Autoren, die bei unserem Diamond Open Access eigenen Univerlag publizieren, Dozierende, die erfolgreiche Lehrkonzepte mit Hilfe von Open Educational Resources teilen wollen. Das Ganze wird immer in Dialogform geführt, oder sie schreiben selbst einen Blogartikel. Wir haben beispielsweise auch eine Serie, die nennt sich „Open Access Publication in the Spotlight“, worin wir monatlich eine Open Access-Publikation, immer unterschiedliche Disziplinen, hervorheben. Wobei da auch der Teil der Wissenschaftskommunikation sehr stark ist. Also Forschende auch über ihr Projekt erzählen können und dann in diesem Zuge aber auch die deutlichen Aspekte von Open Science bei Forward von Data Sharing, vom Open Access Publizieren auch zur Sprache kommen. Und das ist ganz interessant zu sehen, weil wir inzwischen dann auch wirklich von anderen Forschenden kontaktiert werden, die dann sagen, „Hey, ich habe gesehen, mein Kollege oder die Kolleginnen A, B, C, D haben mit euch dieses Interview gemacht, ich habe auch eine spannende Publikation Open Access publiziert. Wäre das vielleicht auch was für Euch? Ebenso machen wir das mit unserem Open Science-Podcast. „Open Science Bites“ heißt der. Das sind nur sehr kurze Beiträge, zehn Minuten. Und wir probieren die dann auch akustisch, also probieren wir, die ansprechend aufzubereiten. In denen Forschende ihre Best Practices teilen. Also, wirklich die zehn Minuten wieder, vor allem aus der Perspektive, Forschende haben wenig Zeit. Und diese zehn Minuten können sie dann mal zwischendurch beim Kaffeetrinken oder zu Hause, auf dem Weg zur Arbeit, im Auto oder auf dem Fahrrad in aller Kürze rezipieren.

[00:26:44] Doreen Siegfried:
Absolut. Ja, okay. Ganz kurze Frage: Der Podcast ist auf Niederländisch?

[00:26:49] Babette Knauer:
Der ist auf Englisch.

[00:26:50] Doreen Siegfried:
Ah, der ist auf Englisch. Super, dann packen wir den nämlich in die Shownotes, weil hier auch unsere Zuhörerinnen und Zuhörer …

[00:26:55] Babette Knauer:
Sehr gut.

[00:26:11] Doreen Siegfried:
…haben sicherlich auch noch mal zehn Minuten Zeit, fremde Podcasts zu hören, neben diesem hier.

[00:27:00] [beide lachen]

[00:27:02] Doreen Siegfried:
Okay. Das aktive Einsammeln der Beiträge, also, da habt ihr eine Redaktion, die sagt okay, jetzt hatten wir schon relativ viel zu dem Thema, jetzt möchten wir gerne mal ein anderes Thema haben. Also, da lenkt ihr schon so ein bisschen, was letztlich in eurem Open Science-Blog erscheint.

[00:27:16] Babette Knauer:
Genau, genau. Wir haben ein Redaktionsteam und da sitzen Leute mit Open Access-Expertise, da sitzen Leute mit Kommunikationsexpertise, mit Data, FAIR Data Expertise, mit Open Education. Also im Prinzip das ganze Dienstangebot, was die Bibliothek vertritt, ist in diesem Blog vertreten, um eben genau diese Balance wahren zu können. Ja.

[00:27:41] Doreen Siegfried:
Okay. Wenn du jetzt sagst, die Botschafter, die Ambasssadors, die sind auch dazu da, um ständig mal Feedback zu geben für das, was Ihr so tut. Was ist denn so ein typisches Feedback, was vielleicht öfter mal kommt? Hast Du da vielleicht so ein Beispiel?

[00:27:57] Babette Knauer:
Beispielsweise haben wir einen Open Access-Bücherfonds eingerichtet, in dem verschiedene Leitlinien, die Spielregeln, festgelegt wurden. Wann können Leute sich auf diesen Fonds bewerben? Wie hoch ist die Förderhöhe? Und im Prinzip werden dann solche Konzepte, bevor sie tatsächlich lanciert werden, mit den Ambassadors besprochen, zum Beispiel. Dasselbe gilt für die uniweite Open Access-Policy, die entwickelt wurde, oder auch für einen Diamond Open Access Fonds. Also alles, was im Prinzip auf dem Gebiet Open Access, Open Science, Open Education Data spielt, woraus eine Policy entsteht oder was unmittelbar relevant ist für Forschende oder Einfluss hat auf die Arbeit von Forschenden. Da probieren wir eigentlich, so viel wie möglich dann das Feedback von den Ambassadors uns da abzuholen.

[00:28:53] Doreen Siegfried:
Und gibt es da so Muster, wo Ihr sagt, okay, wir machen den Text, eine Policy, wie auch immer, eine Leitlinie, und wo Ihr sozusagen schon ahnt, dass, wenn Ihr das den Multiplikatoren gebt, dann kommt das und das bestimmt wieder zurück? Oder ist es jedes Mal eine Überraschung, was da so als Feedback kommt?

[00:29:09] Babette Knauer:
Ich meine, mittlerweile ist das ein bisschen wie so eine Art, ich nenne es dann mal geölte Maschine. Dass wir schon wissen, dass wir natürlich auch derartige Policies schon im Hinterkopf entwickeln mit, das ist nicht aus der Bibliothek gedacht oder eben von dieser Top-Down-Kommunikation heraus gedacht, sondern wirklich im Hinterkopf haben, welche Bedürfnisse welche Anforderungen haben Forschende hier dran. Und trotzdem gibt es immer noch mal Überraschungsmomente, wo wir dann ja doch wieder „Ach, okay. Ja, da haben wir nicht dran gedacht. Gut, dass Ihr das jetzt sagt.“ Dass dann einer oder zwei Kolleginnen oder Kollegen, die uns das dann als Feedback geben. Aber das ist immer noch mal ganz interessant zu hören, also eben, weil man ja mitunter doch so ein bisschen in seiner eigenen Suppe hängt, wenn ich es mal so sagen kann.

[00:30:03] [beide lachen]

[00:30:03] Doreen Siegfried:
Ja. Alles klar. Welche Auswirkungen hat denn dieser Dialogbasierte Ansatz bisher so gehabt für die Förderung von Open Science an der Universität Groningen? Also, was konntet ihr schon an kleinen Schritten erreichen?

[00:30:17] Babette Knauer:
Ich denke, dass wir vor allem sehen, dass die Dienste, also der inhaltlichen Expertinnen und Experten, die hier in der Bibliothek arbeiten, viel stärker nachgefragt werden. Also, wir sehen das beispielsweise darin, dass die Teilnehmendenzahlen an den Workshops hochgehen. Dass, die, ich sage jetzt mal, die E-Mail-Inboxen unsere Expertinnen und Experten volllaufen mit Fragen. Also, die Sichtbarheit unserer Dienste ist dadurch wesentlich gestiegen. Das Thema spielt natürlich auch viel stärker, seitdem wir im Prinzip auch die Kommunikation uniweit geöffnet haben. Also das ist sowieso auch ganz interessant zu beobachten, dass das Thema an sich auch viel interessanter in der wissenschaftlichen Community geworden ist und auch stärker nachgefragt wird. Wir sehen das beispielsweise auch darin, dass der Open Access-Bücherfonds, von dem ich gerade sprach, also auch in kürzester Zeit ausgebucht war. Also, der Ansatz scheint tatsächlich zu funktionieren. Ich denke trotzdem, dass es nicht immer nur eine Frage der Kommunikation ist, des Sendens, sondern vor allem auch der Inhalte. Und, also, wie relevant ist der Inhalt, den wir kommunizieren, tatsächlich für die Zielgruppe. Und diese Inhalte, denke ich, sind tatsächlich am interessantesten, wenn man die Zielgruppe vorher mitreden lässt. Das ist unsere Erfahrung. Also sowohl der Dialog bei der Produkt- oder der Dienstenentwicklung und der Kommunikation.

[00:32:00] Doreen Siegfried:
Ja, okay. Welche Herausforderungen sind dir bei der Durchführung dieses Dialogbasierten Ansatzes bislang so begegnet? Gab es irgendwie so Hürden, die du überwinden musstest? Und dann würde mich natürlich interessieren, wie hast du sie überwunden?

[00:32:15]
[beide lachen]

[00:32:16] Babette Knauer:
Die Unibibliothek hier in Groningen wurde vor ein paar Jahren zentralisiert, das heißt, alle Fachbibliotheken sind aus den Fakultäten ausgezogen und hier in das Hauptgebäude gezogen. Und dadurch hatten die Expertinnen und Experten, die im Prinzip damals noch vor Ort und sehr engen Kontakt mit den Forschenden und Dozierenden hatten, gefühlt weniger Kontakt mit der Zielgruppe. Und im Hauptgebäude halten sich vor allem Studieren auf. Das heißt, der physische Abstand zur Gruppe der Forschenden muss irgendwie überbrückt werden. Und da schien uns die elektronische Kommunikation eigentlich zu wenig. Zumal wir auch wissen, dass Forschende eine relativ schwierige Zielgruppe sind, um sie jetzt nur mit dem Senden von Informationen, die uns relevant erscheinen, erreichen zu können. Also, wir arbeiten sehr stark Fragen geleitet. Und hierfür hat meine Kollegin Josca Westerhof, die bei uns im Team arbeitet, die sogenannte Pop-up Library entwickelt. Das ist also wirklich im wahrsten Sinne des Wortes ein Pop-up Stand, der auch in unserem Design gebranded ist, mit dem wir durch alle Fakultäten touren und zum Beispiel dann am Kaffeeautomaten mit den Forschenden ins Gespräch kommen. Und auch hier ist wieder der Ansatz sehr maßgeschneidert. Also, welche Tage sind hierfür geeignet? Welche Location bietet sich an? Also, wir erarbeiten das wirklich per Fakultät in Zusammenarbeit mit der Fakultät. Welche Themen sind für euch interessant? Daraufhin entscheiden wir dann, welche inhaltlichen Expertinnen oder Experten nehmen wir dann mit. Die Ambassadors spielen hier auch wieder eine große Rolle. Und über diese Gespräche führen wir dann auch eine Art Logbuch, dass wir dann auch hinterher schnell in Aktion kommen können und die Fragen der Forschenden, die wir vielleicht dann vor Ort nicht direkt beantworten konnten, dann als Follow-up direkt mitnehmen können. Das stößt auf sehr viel Interesse, sehr viel Goodwill, ja und sehr viel mehr Sichtbarheit auch für uns.

[00:34:28] Doreen Siegfried:
Ja, ich finde das einen total spannenden Ansatz mit einer Pop-up Library. Wenn Du jetzt sozusagen sagst, die Leute, die in den einzelnen Instituten saßen, sind vor einiger Zeit alle zu Euch ins Hauptgebäude gezogen, ist das, entsendet ihr dann sozusagen eher so fachspezifisch die Leute in diese Pop-up Libraries oder sind das… Also was weiß ich… Wenn wir jetzt, sagen wir mal, die das Institut für Physik haben, schickst du denn da jemanden hin, der sich mit Physik auskennt? Oder ist das themenspezifisch, dass Du sagst, „Okay, heute reden wir über Präregistrierung und ich habe hier den absoluten Super Nerd, der sich auskennt, und der kommt aber meinetwegen aus der Kunstgeschichte, ich schicke den trotzdem dahin.“

[00:35:09] Babette Knauer:
Sowohl als auch. Die Erwartung ist, dass die inhaltlichen, also ich sag jetzt mal inhaltlich dann auf Präregistrierung beispielsweise, dass diese Kolleginnen und Kollegen natürlich viel breiter aufgestellt sind als nur ihre…, du nanntest jetzt Kunstgeschichte als Beispiel. Das System funktioniert in den Niederlanden tatsächlich anders. Also, wir haben die Leute, die sich jetzt mit dem Thema Open Science beschäftigen, da ist tatsächlich der Ansatz, dass sie das eigentlich über Disziplinen hinweg anpassen können. Und wir haben dann sogenannte, ja, die heißen dann Collections Specialists, also das sind dann diejenigen, die tatsächlich auch genau wissen, was jetzt die Bestände, beispielsweise die Literaturbestände, was sind die aktuellen Themen, auf die unsere Bücherkollektion digital oder gedruckt angepasst werden muss. Und nochmals, die Fakultäten und auch die Ambasssadors geben vorher an, an welchen Themen sie interessiert sind. Und daraufhin werden im Prinzip wird die Expert:innengruppe zusammengestellt, mit der wir dann auf Tour gehen.

[00:36:15] Doreen Siegfried:
Okay. Und vielleicht letzte Frage, weil ich dieses mit diesem Pop-up, mit dieser Pop-up Library wirklich spannend finde. Das heißt, ihr identifiziert vorher die Themen und ihr identifiziert vorher auch die Zeitslots, dass ihr sagt „Okay, von 10-12 ist nicht so gut, erst nach 13 Uhr“ und dann sozusagen stellt ihr euch dann neben den Kaffeeautomaten. Weil die Leute sowieso per Zufall hinkommen. Aber die werden sicherlich auch noch mal eingeladen, oder?

[00:36:39] Babette Knauer:
Genau, genau. Also, auch da ist es wieder so, dass wir die… Wir bereiten die Kommunikation vor, überlassen es dann aber vor allem auch der Fakultät, über ihre eigenen Kanäle darüber zu informieren, dass wir an diesem Tag kommen. Also, es ist tatsächlich so. Wir haben, vielleicht muss ich das noch kurz erwähnen. Wir haben vor ein paar Jahren wirklich uniweit bei allen Fakultäten eine Art Bestandsaufnahme gemacht, welche internen Kanäle habt ihr als Fakultät zur Verfügung? Was wird gut rezipiert, was wird weniger gut rezipiert? Und was sind Möglichkeiten, um für uns als Bibliothek bei diesen Kanälen anzuhaken?

[00:37:18] Doreen Siegfried:
Ja, ja.

[00:37:18] Babette Knauer:
Also nicht mehr selbst aus der Bibliothek zu senden, sondern tatsächlich eure eigene Newsletter beispielsweise oder die Intranette zu benutzen. Und daraus haben wir dann eine Matrix entwickelt, sodass wir eigentlich per Fakultät genau wissen, was ist verfügbar, wo können wir anhaken, an welchen Tagen finden fakultätsbreite Meetings statt, zum Beispiel. Es ist ein sehr stark maßgeschneiderter Ansatz, der viel Zeit kostet, aber auch sehr effektiv ist.

[00:37:46] Doreen Siegfried:
Ja, hört sich total gut an. Wir kommen so langsam zum Ende. Welche Empfehlungen würdest du denn anderen Organisationen geben, die vielleicht eine ähnliche Strategie einführen wollen? Also, ich nehme das jetzt so wahr tatsächlich mit diesem Dialogbasierten, auch gerade, was du eben nochmal erzählt hast. Man sitzt sozusagen nicht am Klavier und drückt so seine Tasten, Newsletter, Webseite, Blog, Social Media und geht gar nicht raus. Sondern ihr schickt die Leute dahin und das ist ja auch ein anderes Verhalten für das Kommunikationsteam, was sich sicherlich auch übertragen lässt auf andere Themen. Also Leute, die uns jetzt zuhören, was können die… Was hast du für Tipps für die?

[00:38:23] Babette Knauer:
Also, wie Du gerade sagtest, also es ist gar nicht, denke ich, so sehr, dass sich unsere Kommunikationsinstrumente wesentlich von denen anderer Einrichtungen entscheiden, sondern tatsächlich mehr der Ansatz. Also, das Narrativ der Zielgruppe zu überlassen, denke ich, das ist, das ist ganz wichtig. Und in der Kommunikation weniger aus der Organisation heraus zudenken, wirklich mehr mit der Zielgruppe im Kopf und die auch frühzeitig im gesamten Prozess, also nicht nur in der Kommunikation, sondern bei allem, was entwickelt wird, mit einzubeziehen, gründlich zu recherchieren, sich beraten zu lassen. Man stößt bei diesen Zielgruppen, also das sehen wir, egal ob das jetzt Forschende, Dozierende oder auch Studierende sind, immer auf offene Ohren und Bereitschaft. Und das sehen wir vor allem gerade bei dem bei dem Thema Open Science, was so stark community-driven ist. Also das kann nur auf die Dialogweise funktionieren.

[00:39:21] Doreen Siegfried:
Okay. Und vielleicht die allerletzte Frage. Welchen Tipp hast du für Forschende, die uns jetzt zuhören, die sich vielleicht gegebenenfalls überlegen, als Botschafter, Botschafterin oder Multiplikator jetzt in ihrer, also jetzt hier in Deutschland oder wo auch immer in ihre Fachgemeinschaft aufzutreten?

[00:39:39] Babette Knauer:
Suchen Sie die Zusammenarbeit mit Ihrer Bibliothek.

[00:39:43] [beide lachen]

[00:39:45] Babette Knauer:
Sie werden gebraucht. Sie werden mit Ihrem Interesse offene Türen einrennen. Ja. Also auf gar keinen Fall Zurückhaltung üben. Ganz, ganz wichtig. Ihre Rolle ist wirklich essenziell. Für Sie machen wir das alles!

[00:40:02] Doreen Siegfried:
Ja, wunderbar, das ist doch ein grandioses Schlusswort. Vielen Dank Babette. Vielen Dank auch an Sie an den Kopfhörern. Ich hoffe, Ihnen hat es genauso gut gefallen wie mir. Lassen Sie uns gerne Feedback da via E-Mail, Mastodon, YouTube oder LinkedIn. Wir freuen uns natürlich auch, wenn Sie uns abonnieren, und ich freue mich aufs nächste Mal.