Folge 44: Zehn Jahre Barcamp Open Science

The Future is Open Science – Folge 44: Zehn Jahre Barcamp Open Science

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Dr. Doreen Siegfried
Leitung Marketing und Public Relations, ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft

Lambert Heller
Leitung Open Science Lab, TIB – Leibniz-Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften in Hannover

Dr. Guido Scherp
Leitung Open-Science-Transfer, ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft

[00:00:00] Intro

[00:00:11] Lambert Heller:
Also, einer der häufigsten Fehler, die ich beobachte bei dem Format Barcamp. Oder was heißt Fehler, also der Probleme, die ich da wahrnehme, ist, dass das Format nicht richtig verstanden oder so ein bisschen unterschätzt wird. Dass man so sagt, na ja, wir haben unsere ernsthaften Events hier und dann klatschen wir, wie so ein Gimmick, dann auch noch irgendwie so ein Barcamp in die Landschaft.

[00:00:24] Guido Scherp:
Zurück zur Frage, welche Erwartungen haben die Teilnehmenden an das Barcamp? Das ist ein bisschen auch, welche Erwartung habe ich generell an, sag ich mal, wissenschaftliche Veranstaltungen und so, und da nehme ich schon auch eine Veränderung der Erwartungshaltung war, dass partizipative Elemente halt angeboten werden und letztlich auch Onlineteilnahmeen in gewisser Form dann auch ermöglicht werden, dass das so ein genereller Trend ist.

[00:00:54] Doreen Siegfried:
Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von „The Future is Open Science“, dem Podcast der ZBW. Mein Name ist Doreen Siegfried und ich treffe mich hier mit ganz unterschiedlichen Leuten aus dem Wissenschaftsbetrieb, die Ihnen verraten, wie sie in ihrer täglichen Arbeit Open Science voranbringen. Heute reden wir über ein mittlerweile sehr etabliertes Partizipationsformat für die Open Science Community, das in seinen Anfängen vielleicht noch als experimentell und unkonventionell galt und daher mancherorts auch als Unkonferenz bezeichnet wurde. Wir sprechen also über zehn Jahre Barcamp Open Science. Was bedeutet es, seit zehn Jahren kontinuierlich an der Schnittstelle von Wissenschaft und Offenheit zu arbeiten? Und eingeladen habe ich mir dazu die beiden Hosts, die das Barcamp Open Science von Anfang an begleitet und mitgestaltet haben. Herzlich Willkommen, Lambert Heller und Dr. Guido Scherp.

[00:01:57] Guido Scherp:
Ja, hallo.

[00:01:58] Lambert Heller:
Hallo Doreen.

[00:01:59] Guido Scherp:
Hallo, danke für die Einladung.

[00:02:00] Doreen Siegfried:
Schön, dass Ihr da seid.

[00:02:01] Lambert Heller:
Schön, mal wieder in Kiel zu sein. Wenn auch nur virtuell.

[00:02:05]
[alle lachen]

[00:02:06] Doreen Siegfried:
Im Sommer dieses Jahres fand das zehnte Barcamp Open Science in Potsdam statt. Was macht so ein Format auch nach zehn Jahren immer noch so interessant für Euch?

[00:02:21] Lambert Heller:
Guido, fang Du an.

[0:02:24] Guido Scherp:
Ja also, ich muss sagen, es ist, es macht, es macht so viel Spaß, weil es vor allen Dingen, man merkt, dass die Teilnehmenden Spaß dran haben auch, oder Teilgebenden. Auch nach zehn Jahren haben wir es doch geschafft, eine sehr engagierte, gute Community aufzubauen, die aus einem gewissen Kern besteht, aber auch immer wieder neue Leute anziehen. Und es sind immer wieder spannende Themen, die dort diskutiert werden, interessante Aspekte, die dort aufkommen. Und im Endeffekt, was für mich so, dieses Jahr so ein bisschen so ein persönlicher, ich sag mal, Highlight-Effekt war: nach zehn Jahren haben Lambert und ich auch mal eine eigene Session angeboten zu dem Barcamp. Was machen wir denn mal die nächsten zehn Jahre? Und die ersten, der erste Teil, bestand daraus, dass die Teilnehmenden uns sehr wohlwollende Rückmeldung entgegengebracht haben, wie toll sie das Barcamp eigentlich finden. Und da wurde einem schon ein bisschen warm ums Herz.

[00:03:19] Lambert Heller:
Oh ja.

[00:03:19] Guido Scherp:
Und das ist eigentlich genau das, was irgendwie dann einen weiter antreibt, so dass man sich da so gerne engagiert für das Format.

[00:03:27] Doreen Siegfried:
Ja, schön.

[00:03:27] Lambert Heller:
Ja, so ist es. Ich kann, kann dem, was Guido sagt, gar nicht viel hinzufügen. Also, ich glaube, was sich in den letzten zehn Jahren ja geändert hat, ist, dass wir inzwischen ja noch viel mehr Veranstaltungen haben, die irgendwie einen Bezug zu Open Science haben, nicht? Und ich meine, die Sache ist halt die: Also, es gibt in der Jugendsprache angeblich, ich weiß es ja auch nur aus Büchern inzwischen, gibt es ja diesen Begriff „FOMO“, „fear of missing out“. Und unsere Beobachtung oder unser Gefühl, ich weiß nicht, ob Du mir da zustimmst, Guido, ist, dass da natürlich bei vielen Veranstaltungen zu solchen Themen mit so großen Worten wie Open Science, die dann noch leicht als ein bisschen luftig und ja unklar wahrgenommen werden, dann doch viele sind, die da sind aus fear of missing out. Und das ist auch völlig okay. Das ist verständlich aus der Situation heraus, in der Leute die Veränderungen in der Wissenschaftslandschaft wahrnehmen. Und als Kontrapunkt sozusagen dazu ist es eben ganz interessant, dieses Format zu haben, wo es so ist, wie Guido gerade sagte, wo Leute auch so ja, ganz genau wissen, warum sie jetzt inhaltlich dahin wollen, was beitragen wollen, was selbst lernen wollen und so weiter. Und wo sozusagen das dabeigewesen zu sein oder ein Reputationsgewinn eher eine untergeordnete Rolle spielen dafür. Das ist, glaube ich, das, was das so interessant macht.

[00:04:56] Doreen Siegfried:
Ja, okay, dass man tatsächlich da Gestalter und Gestalterinnen sitzen hat. Okay, das verstehe ich. Nun lebt ja natürlich ein Barcamp davon, Du hast jetzt schon das schöne Wort „Teilgebende“ gesagt, Guido, davon, dass die Leute miteinander in Interaktion treten. Manchmal kennen die sich aber vielleicht auch noch gar nicht, wenn so ein Barcamp startet. Was würdet Ihr denn sagen? Was sind denn die drei wichtigsten Zutaten für ein sehr lebendiges Barcamp?

[00:05:25] Guido Scherp:
Soll ich wieder anfangen? [lacht]

[00:05:27] Doreen Siegfried:
Ja, fang Du mal an.

[00:05:27] Lambert Heller:
Ja, fang gern wieder an.

[00:05:28] Guido Scherp:
Ja, ja. Also, die wichtigste Zutat sind einfach natürlich die Teilnehmenden oder Teilgebenden, dass die, sage ich mal, wie Lambert schon sagte, die kommen dorthin, weil sie entsprechend den Austausch wollen, netzwerken wollen, sich zu dem Thema einfach…, mit dem Thema weiter befassen wollen. Was, glaube ich, wichtig ist an der Stelle, ist, dass man denen das Gefühl gibt, das ist Eure Veranstaltung. Wir bieten Euch den Raum, die Location, wir geben Euch auch noch mal Kaffee und was zu essen, aber es ist Euer Ding, und wir richten uns nach Euren Wünschen. Dass man wirklich denen das Gefühl gibt, wir haben eine wirklich offene und flexible Struktur. Und das andere ist auch einfach, dass man, ich nenne das jetzt mal, so eine Art inklusive und kollaborative Atmosphäre schafft, an der Stelle. Das ist auch uns auch ganz wichtig, von Anfang an zu kommunizieren. Wir sind an allen Perspektiven interessiert, und es können auch alle kommen, die noch nicht so tief in dem Thema stecken. Das ist ja oft so, ja, da sind dann welche, die sich mit Open Science sehr etabliert sind, und vielleicht traue ich mich da gar nichts zu sagen als newby. Aber genau das, das wollen wir halt vermeiden, und auch kommunizieren wir auch so. Ihr könnt kommen, egal welchen Wissensstand Ihr habt an der Stelle. Es gibt keine dummen Fragen. Und genau diese Message vermitteln wir von Anfang an der Stelle, und das funktioniert halt auch dann. Was eigentlich für jedes Barcamp gelten sollte, sag ich mal.

[00:06:57] Doreen Siegfried:
Ja, okay.

[00:06:57] Lambert Heller:
Ja. Ich denke, eine wichtige Sache ist auch einfach, damit das funktioniert, dass man die Community und ihre Bedürfnisse ernst nimmt und dass man das auch kommuniziert. Also, einer der häufigsten Fehler, die ich beobachte bei dem Format Barcamp… Oder was heißt Fehler, also der Probleme, die ich da wahrnehme, ist, dass das Format nicht richtig verstanden oder so ein bisschen unterschätzt wird. Also dass man so sagt, wir haben unsere ernsthaften Events hier und dann klatschen wir wie so ein Gimmick dann auch noch irgendwie so ein Barcamp in die Landschaft. Ohne so richtig zu verstehen, was die Stärke, was das Potenzial dessen ist. Also, das positive Gegenbeispiel dazu, von dem man glaube ich viel lernen kann, ist die Open-Educational-Resources-Bewegung. Die hat ja auch so eine Verwandtschaft mit Open Science, die OER-Bewegung, wo insbesondere der Jöran Muuß-Merholz und sein Team dieses Format Barcamp einfach zum Kern dieser Bewegung gemacht haben und die sozusagen ihr großes jährliches Barcamp als das zentrale Austauschmedium, mit dem sie wirklich dieses Thema erheblich voran bewegt haben, genutzt haben. Und da kann man sich was abgucken. Und ich würde auch allen raten, die sich unsicher sind, also die vielleicht so weit sind, dass sie denken: „Ah, wir sollten vielleicht auch ein Barcamp machen“, aber die sich unsicher sind, was daran wichtig ist, und wie, vielleicht auch mit Leuten zusammenzuarbeiten, die eine aktive Barcamp-Erfahrung haben.

[00:08:19] Doreen Siegfried:
Die das vielleicht schon mal gemacht haben.

[00:08:20] Lambert Heller:
Ja, ja.

[00:08:22] Doreen Siegfried:
Ja, okay. Wenn Ihr jetzt mal zurückschaut, vielleicht Lambert, vielleicht fängst Du diesmal an, zehn Jahre, und Ihr sagt: Okay, es kommen, es kommen ja Leute, die was gestalten wollen, die was erfahren wollen. Gibt es da irgendwie eine Entwicklung, was die Leute betrifft? Hattet Ihr vor zehn Jahren eine andere Art von Teilnehmenden als jetzt beispielsweise dieses Jahr?

[00:08:50] Lambert Heller:
Oh, das ist eine ganz harte Frage. Also, ich glaube, eine Sache, die man beobachten kann, ist, dass es eine Gruppe gibt, eine, ich sage mal, eine Kerngruppe von häufig Teilnehmenden, die aber nicht mal unbedingt die Mehrheit der Teilnehmenden sind, die zusammen mit dem Barcamp alt geworden sind, hätte ich böse gesagt, nein. Dass also die von vornherein dabei waren, die gibt es sicherlich. Aber mein Eindruck ist, Guido, korrigiere mich, ich glaube, Du bist besser in den Statistiken unseres Barcamps, dass doch ein Großteil immer wechselndes Publikum war, ja. Also, dass immer wieder neue Leute dazugekommen waren, die dann wiederum beim nächsten Mal gefehlt haben oder nur vielleicht zwei, drei Mal dabei waren oder so. Das scheint mir so ein Phänomen zu sein. Ja, vielleicht soweit mal meine Beobachtung dazu. Guido, vielleicht kannst Du es ergänzen.

[00:09:37] Guido Scherp:
Ja, also, dem kann ich nicht widersprechen. Also es sind da tatsächlich haben wir so einen relativ mittlerweile großen Kern, die dann immer wieder gerne kommen, die auch sagen, dass das für die ein Highlight des Jahres ist.

[00:09:50] Lambert Heller:
Ja, ja.

[00:09:50] Guido Scherp:
So, und dann hat man immer wieder Leute, die dann auch teilweise welche, die auch am Anfang sind mit ihrer, ich sag mal, sich erst am Anfang da sind, sich mit Open Science zu befassen. Und die auch teilweise eine Empfehlung bekommen: „Geh doch mal zum Barcamp Open Science, da lernst Du die Community kennen“. Also solche Rückmeldungen habe ich schon bekommen an der Stelle. Ich denke auch, Entwicklung kann man nicht sagen, aber es ist natürlich so, dass wir doch einen relativ starken, ich sag mal, Infrastrukturhintergrund haben von den Leuten, die da sind…

[00:10:27] Lambert Heller:
Stimmt.

[00:10:27] Guido Scherp:
…aber nichtsdestotrotz auch Forschende und andere Communities vertreten haben, auch aus unterschiedlichsten Disziplinen tatsächlich. Und vielleicht noch eine Ergänzung ist, dadurch, dass wir das Barcamp auf Englisch ausrichten, gibt es doch einzelne Personen, die wir denn dann anziehen, die dann auch zum Beispiel mal aus der Schweiz gekommen sind an der Stelle. Die aus dem Ausland in der Schweiz arbeiten. Oder auch aus Luxemburg waren dann welche da, die sind extra nach Berlin gekommen…

[00:10:54] Doreen Siegfried:
Ist ja cool.

[00:10:54] Guido Scherp:
…oder dieses Jahr nach Potsdam. Einfach um auch durch die Sprachhürde, sag ich mal, dass wir das auf Englisch haben dann, da entsprechend dann auch dorthin kommen. Und das ist auch so ein Aspekt, der dann auch für viele dann das attraktiv macht.

[00:11:08] Doreen Siegfried:
Ja, okay.

[00:11:09] Lambert Heller:
Ja, das stimmt, da könnte man vielleicht noch… Das ist genau richtig Guido. Und eine Sache, die man vielleicht noch ergänzen könnte an der Stelle: Wir hatten auch seit den Anfängen immer das Open Science Radio mitlaufen. Das ist so ein Podcast-Projekt. Da ist unter anderem Konrad Förstner, der ist vielleicht vielen Hörern dieses Podcasts hier ja auch ein Begriff, dabei. Und das ist immer eine ganz interessante Sache gewesen, weil diese kurzen, also wirklich so minimalistische Interview-Podcastschnipsel vom Barcamp, also wo dann jeweils die Macher, die Anbietenden der Sessions gefragt wurden, die Macherinnen und Macher. Die haben dazu beigetragen, dass auch Leute, die nicht vor Ort dabei waren, dann schnell mal noch mal reinhören konnten oder was mitnehmen konnten, und das hat auf eine Gewisse, auf eine interessante Weise, glaube ich, zur Verbreitung, zur Verstärkung dieses Effekts beigetragen. Wobei in der Hinsicht hat sich seit Corona sowieso ja viel verändert. Also, wir haben jetzt mittlerweile… das ist auch ganz normal, dass es hybride Sessions gibt und Leute auch online teilnehmen können. Das wird auch rege genutzt.

[00:12:17] Doreen Siegfried:
Ja, ja, okay. Wie haben sich denn… Also, wir haben jetzt gerade über die Teilnehmenden gesprochen. Wie haben sich denn die Themen verändert? Habt Ihr jetzt andere Themen als noch in den ersten Jahren?

[00:12:30] Doreen Siegfried:
[lacht] Guido.

[00:12:34] Guido Scherp:
Also, ich habe jetzt die Themen nicht im Detail analysiert. Wir haben uns tatsächlich mal angeguckt, welche Themen vor zehn Jahren diskutiert wurden, und das war dann, sag ich mal schon, sehr, sehr klassische Open Science Themen. Ich sag mal, wir haben uns über Open Access unterhalten oder auch, welche Rolle Social Media spielt, beispielsweise. Das war damals noch ein bisschen neuer, sag ich mal, Social Media in der Wissenschaftskommunikation zu nutzen. Ein grundsätzlicher Trend, und den greifen wir auch auf in unseren, sag ich mal, schon hier etablierten Ignition Talks, ist, dass wir versuchen, immer zunehmend, dann auch Open Science mit anderen Aspekten zu verknüpfen, die damit einfach zusammenhängen. Zum Beispiel Open Science und Wissensungerechtigkeit oder, ich sag mal, um Wissensungerechtigkeiten dann mal abzumildern. Oder auch Open Science und deren Rolle, um globale Krisen aufzugreifen. Also, wir hatten letztes Jahr beispielsweise einen Vortrag, wo es darum ging, wie man, sag ich mal, Daten aus dem Klimabericht semantisch aufbereiten kann und dadurch maschinenlesbar macht, um sie quasi offen zu machen, an der Stelle, oder auch einfach so zu zeigen, Open Science ist jetzt nicht so ein isoliertes Tätigkeitsfeld, sondern hängt sehr stark mit guter wissenschaftlicher Praxis, mit robuster Wissenschaft zusammen. Also, wir versuchen immer, so ein bisschen zunehmend auch das Thema Open Science geht mehr auf eine globale Ebene wurde das gehoben und auch dann einfach wirklich verschränkt mit allen Aspekten und Facetten des Wissenschaftssystems, sage ich mal.

[00:14:13] Doreen Siegfried:
Ja, okay.

[00:14:16] Lambert Heller:
Ja, das würde ich auch sagen. Also, das schöne ist eigentlich, dass gleichbleibend das Themenspektrum, was wir ja eigentlich gar nicht direkt steuern können ─ es liegt ja in der Natur von einem Barcamp ─ doch immer recht breit gestreut geblieben ist. Ja immer unterschiedlich, aber immer sehr viele verschiedene Dinge. Und wenn ich zurückgucke, also ich nehme, ich greife jetzt mal einfach einen Namen raus. Wir hatten vor mittlerweile etlichen Jahren mal als Keynoter bei dem Barcamp, also das ist so ein leicht unbarcampiges Element, was wir uns denn noch immer erlauben, den Felix Schönbrodt, der jetzt an der LMU München das Thema Open Science vorantreibt. Und da waren wir früh dran, glaube ich, etwas, was sich inzwischen längst als ein sehr trendiges und wichtiges Thema rausgestellt hat, dieses Thema mit der Reproduzierbarkeitskrise in der Wissenschaft, was in der Psychologie, aus der Felix kommt, besonders früh und stark beobachtet worden war, dass wir das in Form dieser Keynote dann auch früh mit am Start hatten. Und das macht mich im Nachhinein natürlich total zufrieden, weil wir zumindest in dem einen Fall dann mal intuitiv wohl richtig lagen und auch zusammen mit der Community das gefeiert haben, etwas interessant zu finden, was Felix uns da erzählt hat, was seitdem uns immer weiter begleitet hat und was immer nur noch wichtiger geworden ist, die Reproduzierbarkeitskrise. Und dann das als Ausgangspunkt für die Überlegung: Ja, wir müssen das angehen, durch mehr Offenheit, und wir brauchen wirklich die Offenheit.

[00:15:49] Doreen Siegfried:
Ja, okay. Und Ihr hattet ja eingangs gesagt, okay, es ist natürlich ein Format, was gestaltet wird durch die Leute vor Ort, die da sind, sowohl was die Themen betrifft, aber auch vielleicht was die Konstellation der Interagierenden betrifft. Habt Ihr festgestellt, dass sich vielleicht auch die Erwartungen der Teilnehmenden vielleicht verändert haben, dass man vielleicht sagt: Okay, am Anfang hatte man eventuell, also nur jetzt mal als Vorstellung, am Anfang wollten die Leute hauptsächlich erst mal verstehen: Was ist das überhaupt für ein Thema? Was hat das mit meiner Welt zu tun, mit meiner wissenschaftlichen Tätigkeit? Und dass man jetzt tatsächlich andere Erwartungen hat, wenn man in so ein Barcamp geht. Oder lässt sich das, aufgrund der Heterogenität der Teilnehmenden, gar nicht so abzeichnen?

[00:16:42] Lambert Heller:
Was meinst Du genau?

[00:16:42] Doreen Siegfried:
Also würde die Frage… Die Frage ist: Ändert sich, nehmt Ihr wahr, dass die Leute, die kommen, jetzt was Anderes erwarten von so einem Barcamp oder es auf eine andere Weise spinnen als vielleicht noch vor 9-10 Jahren?

[00:16:59] Lambert Heller:
Also, eine Sache, die mir doch entgegenspringt irgendwie ist, dass, glaube ich, der Begriff Open Science vor zehn Jahren noch weniger gut definiert war wie heute. Also ich denke mal, ich weiß nicht, ob Du dem zustimmen würdest, Guido. Aber es ist doch so, dass wir heute viele Teilnehmende haben, die das sogar inzwischen als Teil ihrer Berufsbezeichnung haben, irgendwas mit Openness. Da hat sich ja viel getan. Also, es ist weniger so dieses Gefühl: Ah, Open Science. Wir machen nochmal ganz breit das Fass auf, was ist jetzt überhaupt gerade wichtig oder so, und haben mehr oder weniger starke eigene Vorstellungen, mit denen wir kommen, sondern es ist tatsächlich ein Berufsfeld. Das ist ein Feld, in dem natürlich auch verschiedene Institutionen und Player inzwischen versuchen, mit Policies Dinge zu regeln. Was nicht schlecht ist. Ja, ich sage nur, also, das Gefühl, Teil von so einem Grassroots-Movement zu sein, wo so quasi von unten oder von der Mitte raus eine Kultur von Open Science wächst oder sowas, das ist, das ist da, das ist immer noch da. Aber es gehört heute zu einem komplexeren, größeren Gesamtbild. Und was Guido vorhin sagte ist auch wichtig. Was eine Konstante war, die immer eine Rolle gespielt hat und die zum Thema Open Science meines Erachtens auch gut dazu passt, ist, dass wir so eine starke Beteiligung der Leute haben, die aus dem Bereich Infrastruktur kommen. Die also diese Sicht haben und dann auch immer mit so einem Schritt Distanz, würde ich fast sagen, auf das Thema des Reputationswettbewerbs in der Wissenschaft gucken, der ja ein so… Das ist so ein großer Elefant im Raum, immer, wenn wir über Open Science diskutieren. Und es ist ganz interessant, nicht nur Leute aus der Wissenschaft dabei zu haben, sondern auch welche, die in diesem unterstützenden Bereich, in diesem Infrastrukturbereich arbeiten und mit einer manchmal ganz wohltuenden, vielleicht gesunden Distanz zum Thema Reputationserwerb da auch drauf gucken können.

[00:18:55] Doreen Siegfried:
Ja, okay.

[00:18:58] Guido Scherp:
Ja, das ist schon alles super zusammengefasst, Lambert. Ja, es ist also, das ist schwierig, diese Erwartungen dann zu greifen im Endeffekt. Die Grunderwartung ist, dass die Teilnehmenden hinterher rausgehen und sagen, es hat sich gelohnt, dahinzugehen. Und das nehme ich bei den meisten mit. Es stimmt schon, der Begriff Open Science, der ist heute natürlich jetzt etwas, sage ich mal, der wird breiter benutzt, ist vielleicht in der Definition nicht klarer, sondern eher breiter geworden und facettenreicher, damit immer noch schwieriger. Und man merkt schon, dass man doch immer wieder, jedes Jahr gewisse Begrifflichkeiten oder auch nochmal Verständnis nochmal austauschen muss. Was versteht man eigentlich dann… zum Beispiel dieses eine Beispiel, was versteht man eigentlich… Was ist der Unterschied zwischen Reproduzierbarkeit und Replizierbarkeit, beispielsweise. Also sowas führt sich immer fort, dieser Austausch, Verständnis, wie ist das eigentlich in Communities dann auch aufgegriffen worden? Und ansonsten, was ich halt merke, ist, dass, natürlich ist es wichtig, dass man im Vorfeld weiß, was einen erwartet. Und ich glaube, mittlerweile ist es so, dass das Format Barcamp auch zunehmend so ein bisschen durchdrungen ist von vielen Leuten, dass sie schon alle mittlerweile auf einem Barcamp waren. Also ich habe, ich frage, jedes Jahr, frage ich, glaube ich: Wer war schon mal auf einem Barcamp? Und vor zehn Jahren sind da, glaube ich, nicht viele Hände hochgegangen, mittlerweile sehr viele Hände. Das heißt also, die Leute wissen auch schon ganz gut, was sie dort erwartet. Das ist ja jetzt nicht hochgradig kompliziert das Format, aber die haben das Format schon mal erlebt und können sich halt besser darauf einlassen, sag ich mal. Und wir haben natürlich dann auch mal Erklärungsvideos verlinkt und erklären das Format. Und das hilft dann auch, sage ich mal, so ein bisschen den Teilnehmenden, dass sie halt genau wissen, wie es eigentlich funktioniert, dass man sich besser drauf einlassen kann.

[00:20:55] Doreen Siegfried:
Und das führt mich natürlich sofort zur nächsten Frage nach dem Motto: Wie funktioniert ein Barcamp? Also, wie hat sich denn… Also, Ihr als Hosts, zehn Jahre Erfahrung. Wie hat sich denn in Euren Augen das Format Barcamp verändert? Also, dass die Grundzutaten natürlich irgendwie Interaktion und Partizipation sind, ist klar. Aber wie hat sich das Format über die Jahre entwickelt, oder hat es sich gar nicht entwickelt? Was ist hier Eure Beobachtung?

[00:21:27] Lambert Heller:
Mein Gefühl ist, dass wir vielleicht ein bisschen besser darin geworden sind, das Online-Textformat in der Kommunikation besser zu nutzen. Also, wir haben jetzt mehr, es ist üblicher geworden, Session-Vorschläge…, oder Guido? Ich bin mir gar nicht 100% sicher, aber ich habe das Gefühl, dass es üblicher geworden ist, vorab schon Session-Vorschläge zu machen. Was wir technisch auf der Plattform für das Barcamp auch ermöglichen. Was ein ganz hilfreicher Mechanismus ist, weil ein klassisches Problem beim Barcamp ist ja, also, wie soll ich das eigentlich…? Also, angenommen mal, mein Chef fragt mich: „Na, du willst jetzt eine Dienstreise zum Open Science Barcamp machen? Das ist ja schön. Was, also, außer dass du gerne mal nach Berlin fährst oder so. Was denn?“ Und dann ist es natürlich schön, etwas zeigen zu können, was ein bisschen greifbarer ist. Hier guck mal, die zwei, drei Session-Vorschläge sind da jetzt schon online und so weiter. Das ist, glaube ich, ein hilfreicher Mechanismus. Und ansonsten, glaube ich, das ist noch eine weitere Sache ergänzt, dass es Leute gibt, die ihrerseits als Multiplikatoren wirken und sozusagen neue Leute bringen oder die Message des Barcamps, andersrum formuliert, rausbringen. Ich will man ein Beispiel nennen: Jo Havemann, die…, also manche, die hier zuhören, werden das kennen, weil sie auch einen langjährigen Podcast mit Open Science Bezug hat, „Access 2 Perspectives“. Und Jo bringt natürlich dann wiederum andere Stimmen oder also Leute mit, und andersrum trägt die die Message des Barcamps raus, denke ich auch, ja.

[00:23:05] Doreen Siegfried:
Ja, okay. Und wenn Ihr jetzt sagt, beispielsweise, es gibt vorab schon so eine Session-Planung: Also, stellt ihr dann dafür die Infrastruktur zur Verfügung und sagt hier irgendwie ab eine Woche vorher, oder wird das von Euch ein bisschen koordiniert? Oder passiert das einfach durch die Leute, die sich anmelden, von ganz alleine?

[00:23:25] Guido Scherp:
Ja, also, wir weisen schon darauf hin, dass das möglich ist. Und das auch mehrfach an der Stelle. Sobald man angemeldet ist, sieht man halt dieses Session Planning. Also im Endeffekt vielleicht nochmal, um Lamberts Punkt aufzugreifen. Tatsächlich haben wir jetzt…, das wäre für mich jetzt auch mal vielleicht die vierte wichtigste Zutat ist, auf das Feedback der Community zu hören an der Stelle.

[00:23:52] Doreen Siegfried:
Ja.

[00:23:52] Lambert Heller:
Ja.

[00:23:54] Guido Scherp:
Und tatsächlich ist es so, diese Session Proposals im Vorfeld einzureichen, das haben wir schon relativ früh eingeführt. Was wir halt auch gemacht haben, das waren so wichtige Stellschrauben, ist, dass wir das Session Planning vor Ort irgendwann gesplittet haben. Am Anfang war es so, am Anfang hat man alles durchgeplant, und dann war es vorbei. Und dann haben wir gesagt, okay, wir teilen das mal auf quasi, wir planen erst mal einen Teil der Sessions und dann machen wir danach nochmal ein zweites Session Planning, ein Update, und planen den Rest der Sessions. Und das hat dieses Jahr beispielsweise wunderbar funktioniert, weil wir hatten tatsächlich im ersten Teil gar nicht so viele Sessions an der Stelle, wir hatten sogar Räume leer gelassen, und danach, sage ich mal, auf einmal sind sie alle aufgewacht…

[00:24:37] Doreen Siegfried:
Ist es explodiert.

[00:24:37] Guido Scherp:
…und haben Ideen bekommen und wir haben noch mal alles gefüllt dann. Oder auch solche Sachen, dass wir Session Pitches eingeführt haben, das heißt, man kann ja, dann, sag ich mal, natürlicherweise nicht an allen Sessions teilnehmen. Und dann haben wir zwei Session Pitches eingeführt, dass diejenigen, die die Sessions moderiert haben, ganz kurz in drei, vier, fünf Minuten berichten, was da so passiert ist an der Stelle. Und was auch ganz wichtig ist, ist natürlich, was wir auch von Anfang an machen, dass wir ein Onlinepad haben, wo die Sessions auch dokumentiert werden. Das ist dann mal mehr, mal weniger gefüllt. Aber man kann dann… aber doch ganz gute Möglichkeiten, dann immer noch mal mitzukriegen, im Nachhinein, was ist da eigentlich dann passiert. Und das waren so kleine, sag ich mal, Sachen. Oder wir haben auch das Session Voting mal angepasst, dass man…. Das letzte Beispiel vielleicht: Früher hatten wir dann Sessions, die wurden vorgestellt und da hat man das Interesse abgefragt. Und dann wurde angeregt, vielleicht macht man das am Ende, weil ich ja, wenn ich bei der ersten Session meinen Finger hochhalte, ich ja die anderen neun Sessions, die noch vorgeschlagen werden, ja noch gar nicht kenne. So ist besser, dass ich am Ende abstimme, nur für die, die ich wirklich gut finde an der Stelle so. Und das sind so einfach kleine Stellschrauben, die, sag ich mal, primär auch aus der Community kamen, aus Feedback, und die dann einfach auch so einen doch gewissen guten Mehrwert im Endeffekt dann auch gebracht haben. Aber im Kern haben wir das Format so dann nicht geändert. Gut, das andere ist natürlich, wir sind jetzt hybrid geworden. Wir haben es online gemacht, zweimal und sind dann Hybrid. Das hat auch tatsächlich, wenn man das technische Equipment hat, super funktioniert, sowohl letztes Jahr als auch dieses Jahr. Und wir hatten letztes Jahr auch eine Person, die eine Session auch wirklich online angeboten hat, moderiert hat. Man muss aber auch dazu sagen, dass das den Orga-Aufwand verdoppelt, wenn man es hybrid macht.

[00:26:26] Doreen Siegfried:
Ja, es ist wahrscheinlich auch noch mal eine andere Energie im Raum, wenn Leute sich… sozusagen nur mit dem Kopf dabei sind, letztlich, ja. Okay. Vielleicht noch mal generell eine Frage zum Thema partizipative Veranstaltung, Partizipation: Würdet Ihr sagen, dass generell die Einbindung von Publikum, von Teilnehmenden im Jahre 2024 gegebenenfalls etwas üblicher ist als noch vor zehn Jahren? Was sind denn hier so Eure Beobachtungen? Vielleicht Lambert?

[00:27:03] Lambert Heller:
Also, so ein bisschen aufgreifend das, was Guido in seiner letzten Antwort sagte, glaube ich, dass, was die Partizipation angeht, gegenüber vor zehn Jahren, nicht nur wir, glaube ich, ein bisschen geübter darin geworden sind, zum Beispiel auch Leute aktiv einzubeziehen, die nur online teilnehmen können. Solche Dinge sind, glaube ich, durch Corona, und das ist natürlich ein großes Ereignis, das muss man mal einfach sagen, das ist auch so ein Elefant im Raum, glaube ich, wenn man über die letzten zehn Jahre spricht, das hat vieles verändert. Also wir mussten zwangsläufig alle dazu lernen, wie wir, also anders… Dieses intensive, sich austauschen und zusammenarbeiten an Dingen, wie wir das hinbekommen, auch ganz stark mit online Methoden. Nicht ausschließlich, seit das nicht mehr absolut nötig ist, aber wie wir das auch können. Und das ist ja so ein Lernprozess. Dass man bestimmte Methoden und Herangehensweisen lernt und so. Und ich glaube, dass da nicht nur wir, sondern die Welt insgesamt so ein bisschen vorangekommen sind. Und, wobei ich an der Stelle sagen muss, das auch nochmal gesagt, also, dass das mit dem die Onlinepartizipation zu erlauben und die Leute so aktiv einzubeziehen, die nur online teilnehmen können, das ist für das Open Science Barcamp ist das ganz, ganz stark Guidos Engagement zu verdanken, der wirklich die Infrastruktur und dieses kontinuierliche Organisieren des Barcamps so stark vorangetrieben hat. Das ist toll. Und Entschuldigung, das muss ich noch ganz kurz loswerden, also jetzt sprechen Guido und ich für das Open Science Barcamp. Es war in den letzten Jahren auch immer eine ganze Gruppe von Menschen, die mit sich beteiligt hat an der Vorbereitung. Also ohne Menschen wie Tamara Heck zum Beispiel vom DIPF, wären wir auch nicht da angekommen oder dageblieben, wo wir jetzt sind, mit dem Open Science Barcamp. Das natürlich auch, ja.

[00:28:58] Doreen Siegfried:
Das führt mich gleich zur nächsten Frage. Wie, also Ihr macht das jetzt seit zehn Jahren und Ihr lebt natürlich auch nicht im luftleeren Raum auf einer kleinen Insel. Wie, welche Netzwerke habt Ihr denn so in den letzten Jahren aufbauen können?

[00:29:13] Guido Scherp:
Ja, vielleicht noch mal ganz kurz Lamberts Antwort ergänzt: Grundsätzlich ist es so, dass ich… Zurück zur Frage: Welche Erwartungen haben die Teilnehmenden an das Barcamp? Das ist ein bisschen auch, welche Erwartung habe ich generell an, sag ich mal, wissenschaftliche Veranstaltungen und so. Und da nehme ich schon auch eine Veränderung der Erwartungshaltung war, dass partizipative Elemente halt angeboten werden und letztlich auch Onlineteilnahmen in gewisser Form dann auch ermöglicht werden, dass das so ein genereller Trend ist, dann an der Stelle.

[00:29:49] Doreen Siegfried:
Ja. Vielleicht noch eine Frage, bevor wir gleich wieder zurück auf die Netzwerke kommen. Würdet Ihr sagen, dass, also, die digitale Kommunikation haben alle sozusagen in der Corona-Zeit gelernt, das stelle ich jetzt mal voraus. Aber ich glaube, was vielen auch passiert ist, dass sie gemerkt haben: „Ich bin ein soziales Wesen und ich brauche Interaktion mit Menschen im Raum.“ Dass die sich jetzt sozusagen vielleicht 2023, 2024 mehr in so einem Barcamp engagieren, weil sie wissen, es könnte auch jederzeit wieder nur online funktionieren.

[00:30:28] Guido Scherp:
[lacht]

[00:30:30] Doreen Siegfried:
Stellt Ihr irgendwie sowas wie eine größere Freude an der Interaktion fest?

[00:30:36] Lambert Heller:
Ja, das ist interessant. Das könnte wirklich sein. Ich habe noch nicht drüber nachgedacht, muss ich zugeben. Aber das könnte…

[00:30:41] Guido Scherp:
Also, ich glaube, als die ersten Präsenzveranstaltungen wieder stattgefunden haben, hat man, glaube ich, schon gemerkt: „Juchu, wir sehen uns mal wieder“.

[00:30:49] Doreen Siegfried:
Wir leben wieder. Ja.

[00:30:51] Guido Scherp:
Und man hat, glaube ich, letztlich gemerkt, was man die letzten Jahre vermisst hat. Also, man muss natürlich sagen, dass zumindest ein Format Barcamp letztlich on-site am allerbesten funktioniert.

[00:31:02] Doreen Siegfried:
Ja.

[00:31:02] Guido Scherp:
Online war auch gut. Aber on-site ist einfach, dass ist am lebendigsten, am erfrischendsten. Man trifft sich überall. Man geht nach draußen in die Sonne, um Kaffee zu trinken und unterhält sich da weiter. Das passiert online alles nicht. Genau das ist auch das, weshalb Leute dann zum Barcamp kommt.

[00:31:20] Doreen Siegfried:
Ja.

[00:31:21] Guido Scherp:
On-site.

[00:31:22] Lambert Heller:
Absolut. Ich, also, ich denke auch, das ist so eine Sache, die mir immer wieder bei dem Barcamp Open Science begegnet. Es ist, dass ich die Chance habe, dass Leute etwas als Session-Thema reinbringen und dann auch durchführen, was ganz unmittelbar für sie relevant ist, für ihre, für ihre Open-Science-Aktivität, was immer das ist. Und das ist das großartige an dem Barcamp Open Science, dass man da einmal reintauchen kann und was für sich mitnimmt, für sich selbst, also strategisch. Also, was ist jetzt gerade wichtig, was passiert in diesem Raum? Was man so komprimiert und auf eine zugleich unterhaltsame und anregende Weise nirgendswo mitnehmen kann. Also, so ist, das ist jetzt ein sehr subjektives Statement, aber so ist es für mich inzwischen. Also, wirklich mitzuschneiden, was die anderen da bewegt, wo die stehen, was die zu tun haben oder was für Probleme die da zu bewältigen haben.

[00:32:17] Doreen Siegfried:
Ja, ja, okay. Ja dann vielleicht zurück zu meiner Frage nach den Netzwerken. Also, wie seid Ihr jetzt sozusagen national, vielleicht sogar europäisch, verbunden mit anderen Akteuren im Kontext Open Science?

[00:32:35] Guido Scherp:
Ja, also, ich würde mal sagen, wir haben eine Community aufgebaut, und dort sind dann doch verschiedene wichtige Player drin, die doch, wie Lambert schon sagte, eine gewisse Multiplikatorfunktion haben. Du hast zum Beispiel Jo Havemann genannt, die sehr stark, sag ich mal, dann auch so ein bisschen, die ist sehr stark in diesem AfricArXiv, sage ich mal, aktiv. Das heißt so ein bisschen auch diese Perspektive, sag ich mal, wie man den globalen Süden beispielsweise in Open Science einbindet. Dann hat man Konrad Förstner, Open Science Radio, ist halt Multiplikator. Im Endeffekt auch mit denen, mit denen wir die Veranstaltung denn hosten. Zum Beispiel Wikimedia war ein wichtiger Player, den wir halt aufgenommen haben. Und dieses Jahr haben wir dann halt über die FH Potsdam sehr stark mit dem Open Access Büro Brandenburg zusammengearbeitet. Das sind so alle wichtigen Player. Und das andere ist letztlich auch, dass wir auch, sag ich mal, stark, also, wir haben uns da ja so ein bisschen orientiert an den Niederländern, die ja das Open Science Festival ja auch gestartet haben und auch dort ein Barcamp gemacht haben. Und das haben wir mehr oder weniger dann auch übernommen und gemacht. Und mittlerweile, sage ich mal, gucken die, glaube ich, auch auf uns und schauen so ein bisschen, wie entwickelt sich das Open Science Barcamp. Was haben die gelernt? Und beispielsweise habe ich gesehen, dass sie auch ungefähr eine ähnliche Agenda wie wir haben, dann an der Stelle. Das heißt also, es wird schon wahrgenommen und wird drauf geguckt, auch was wir machen.

[00:34:05] Doreen Siegfried:
Ah, ja, okay. Noch eine Frage.

[00:34:07] Lambert Heller:
Ja, absolut. Was Guido sagt: Es ist so manchmal ein Pingpong geradezu mit den Niederländern. Die hatten diese nette Videogrußbotschaft zu unserem zehnjährigen Jubiläum dieses Jahr. Aber umgekehrt haben wir ja zum Beispiel das Open Science Festival, über das wir uns auch mal unterhalten hatten, hier Doreen. Da hatten wir dann von denen was übernommen und ganz viel gelernt und so. Also ja, was Guido sagt, es ist wirklich eine Vielfalt von Netzwerk-Partner:innen, die jedes Jahr mehr werden. Lass mich noch eine Sache ganz kurz hervorheben. Also, was wirklich auch ein bisschen herzerwärmend war oder einfach toll war, war, dass wir so ein Grußwort hatten von der Vizepräsidentin für Forschung der FH Potsdam, die nicht nur für sich genommen eine starke Fachhochschule ist, sondern die unglaublich anschaulich und authentisch rübergebracht hat, wie ernst die das Thema Open Science nehmen und wie sehr die das auf dem Radar haben. Und das macht natürlich schon was her. Also, wenn du dann ein Barcamp hast, wo erst mal irgendwie sich die Vizepräsidentin für Forschung hinstellt und ganz offensichtlich da Arbeit und Engagement reinsteckt, dieses Barcamp da abzuholen und denen zu sagen, wie ernst das da ist, so, und das ist dann schon eine schöne Geschichte.

[00:35:20] Doreen Siegfried:
Ja, das ist natürlich eine tolle Wertschätzung, auf jeden Fall. Gerade auch, weil es auch von der Seite der Wissenschaft kommt und…

[00:35:26] Lambert Heller:
Ja, genau.

[00:35:27] Doreen Siegfried:
Okay. Ihr seid ja sozusagen auch wenn Ihr gerade nicht ein Barcamp vorbereitet oder durchführt, mit dem ganzen Thema Open Science, Open-Science-Transfer, Open-Science- Kommunikation und so weiter beschäftigt. Wie könnt Ihr denn die Erkenntnisse, die ihr auf dem Barcamp gewinnt, in eure tägliche Arbeit in der ZBW oder in der TIB einflechten? Vielleicht Guido, starte Du mal. Was nimmst Du mit, wo Du sagst, okay, das ist jedes Mal wieder eine Tankstelle, wo ich mir was abhole, und dann kann ich hier sozusagen auf einem anderen Niveau weitermachen als noch davor?

[00:36:08] Guido Scherp:
Ja, also grundsätzlich ist es ja so, dass man leider als Organisator nicht immer so viel mitbekommt an der Stelle, weil man mit anderen Dingen beschäftigt ist. Aber zum Glück ist es ja so, dass die Sessions ja oft gut dokumentiert sind und auch wir jetzt seit einigen Jahren auch eingeführt haben, dass wir so einen koordinierten Blogpost darüber schreiben, gemeinsam mit allen Sessiongebenden, so dass man da nochmal gut nachlesen kann, was da passiert. Im Endeffekt ist es so, es ist für mich eigentlich sind das so viele kleine Impulse. Also man kann das jetzt nicht an so einem riesen Impact festmachen: „So, das habe ich jetzt ab sofort alles komplett anders gemacht oder neu gemacht“. Sondern es ist so, so solche Sachen, solche Momente wie: „Ah, okay, das ist eine interessante Perspektive, daran habe ich noch nicht gedacht. Das ist ein tolles Tool, das kannte ich noch nicht, muss ich mir mal anschauen. Die Person, die kannte ich noch nicht, mit der muss ich mich mal vernetzen, die muss ich auf meine Liste packen“. Oder ich merke halt auch immer wieder, welche Fragen eigentlich jedes Jahr immer wieder diskutiert werden und aufkommen. Und so ein bisschen zu überlegen: Okay, ist das vielleicht etwas, was wir vielleicht auch nochmal, zum Beispiel über den Open Economics Guide, vielleicht nochmal stärker aufgreifen sollen an der Stelle. Oder ich lerne halt auch einfach, wie die verschiedenen Communities Zugänge zu dem Thema haben. Also, was ich damit sagen will, ich gehe immer mit einer Liste an To Dos raus an der Stelle, so an Kleinigkeiten, die ich irgendwann abarbeite und die dann sicherlich über die Jahre dann, sage ich mal, mich irgendwie beeinflusst haben. Aber es ist jetzt nicht so an irgendeinem konkreten Element jetzt messbar.

[00:37:42] Doreen Siegfried:
Ja, okay. Und bei Dir Lambert, ist das komplett anders oder ist das auch eher ähnlich, so die kleinen Stellschrauben, die dann gegebenenfalls gedreht werden?

[00:37:54] Lambert Heller:
Ja, also eine Sache, die ich so beobachte, ist, dass die… ─ also ich denke, Guido bei Dir wird es ja nicht anders sein ─ dass, was unsere Arbeit inzwischen so stark strukturiert, ist dieses Drittmittelprojekt-Business. Und dann merkt man immer an so einer ganz kurzen Taktung, was eigentlich diejenigen, die unsere Arbeit finanzieren, von uns erwarten, was wichtig ist. Damit setzen wir uns ja die ganze Zeit auseinander, wie Anträge schreiben, Projekte durchführen etc. Und eine Sache, die doch, glücklicherweise würde ich fast sagen, als wachsende Erwartung auch da ist, ist diese Frage: „Okay, seid Ihr dann auch dazu in der Lage, was immer Ihr da macht, die Stakeholder, diejenigen, die von den Themen betroffen sind, die Ihr behandelt, in Euren Projekten die einzubeziehen?“

[00:38:36] Doreen Siegfried:
Ja.

[00:38:36] Lambert Heller:
Und ich würde fast inzwischen sagen, das ist ein gutes Handwerkszeug. Also, Formate wie Barcamp zu kennen und auch aktiv und gut zu kennen, sie vielleicht auch mit anderen partizipativen Formaten vielleicht abgleichen zu können oder so. Das ist gutes Handwerkszeug. Und es ist gut, das zu wissen und das auf dieser Klaviatur spielen zu können. Und ich meine damit jetzt wirklich explizit, weil ich jetzt gerade Anträge schreiben gesagt habe, nicht, dass man blumige Versprechungen darüber macht, sondern dass man es tatsächlich tut. Und es muss nicht immer gleich sein, dass man ganze neue Citizen Science Projekte ins Leben ruft. Aber ich sag mal so, den Citizen-Science-Aspekt oder den Aspekt des aktiven Einbeziehens von verschiedenen Stakeholdern, die ja nicht immer nur aus Akademia selbst kommen müssen. Das ist wichtig. Und ich kann es wirklich nur allen empfehlen, „die Barcamp-Erfahrung“ in Anführungszeichen, nenne ich es jetzt mal, für sich zu sammeln und diesen Impuls mal, dieses Gefühl dafür zu bekommen, das aufzugreifen und in ihrer Arbeit mitzunehmen. Absolut, ja.

[00:39:41] Doreen Siegfried:
Ja, absolut. Ja, ich glaube, es ist generell… Das kann ich als Kommunikatorin natürlich auch wärmstens empfehlen, Gespräche mit Stakeholdern sind immer ein Gewinn.

[00:39:52] Guido Scherp:
[lacht]

[00:39:52] Doreen Siegfried:
Immer. Die Frage, die mich natürlich interessiert, Guido, Du hattest gesagt, dass Ihr die Erkenntnisse festhaltet in einem Blogpost. Es gibt natürlich dann diese Pads, die Ihr habt für die Teilnehmenden. Was macht Ihr denn als Orgateam mit den Ergebnissen, Erkenntnissen, Ideen, die in so einem mehrtägigen Barcamp entstehen? Und was empfehlt Ihr vielleicht auch den Teilnehmenden, was sie damit machen? Habt Ihr da irgendwelche Vorschläge oder Rezepte für unsere Zuhörer:innen?

[00:40:31] Guido Scherp:
Ja, also, das ist eigentlich genau ein Ergebnis aus unserer Session für die nächsten zehn Jahre Barcamp Open Science. Weil es war natürlich, ich sage mal, plakative Rückmeldung ist vor diesem Jahr, „Wir bräuchten eigentlich noch einen zweiten Tag“ und aus der Session jetzt auch eine Rückmeldung: „Manchmal entstehen in einigen Sessions, wo gebrainstormt wird, ganz gute Ideen und wie greift man die wirklich auf?“ Und das ist eigentlich noch ein offener Punkt. Eine Idee, die dort so ein bisschen skizziert wurde, ist, dass man halt guckt: Okay, wir haben natürlich, also, es gibt ja dann, sage ich mal, gewisse Themen, die sind dann ja vielleicht bei gewissen Netzwerken am besten aufgehoben, die das vorantreiben können. Also, ich sag mal, ein relativ neues Thema, was wir natürlich haben, ist das ganze Thema Research Software in der Forschung, Forschungssoftware. Und da gibt es ja beispielsweise auch in Deutschland die de-RSE-Community. Und dann könnte man sich natürlich dann vorstellen zu sagen: Okay, wir haben da irgendein Thema gehabt, auf dem Barcamp das diskutiert wurde. Wir haben da dann auch Ideen entwickelt. Wir geben euch das Mal, wir spielen das euch mal zu, und vielleicht könnt ihr das in irgendeiner Form ja aufgreifen. Am besten wäre es natürlich, wenn die Personen, ich weiß gar nicht, ob jemand von de-RSE beispielsweise dann mal dieses Jahr vor Ort war, an der Stelle, dass diese Personen bereits vor Ort sind und die das selber dann mit in deren Communities tragen, an der Stelle, die dort auch fachlich versiert sind. Weil natürlich kann es auch sein, dass man sich im Nachgang nochmal mit fünf, sechs Leuten noch mal trifft und was gemeinsam macht an der Stelle. Aber ich sag mal, das können wir als Orgateam nicht mehr koordinieren, sondern da müssen wir sagen, das müsst Ihr dann selbst organisieren, und in der Hoffnung, dass dann wirklich diese Multiplikatoren da sind, die das dann versuchen können, auch in deren Netzwerke, Communities vielleicht mal einzuspielen, dass das in irgendeiner Form dann aufgegriffen wird.

[00:42:24] Doreen Siegfried:
Ja, okay.

[00:42:26] Lambert Heller:
Okay, ja, was Guido sagt. Und eines fällt mir auf, wenn ich traditionelle Konferenzen in Anführungszeichen und Barcamps, oder unser Barcamp zumindest, vergleiche, in Hinsicht darauf, was bleibt nach dem Barcamp. Nämlich, die eine Sache ist doch die, wenn ich auf eine Konferenz zurückblicke oder so, dann sehe ich vor allem die Papers, die eingereicht und angenommen worden sind oder die Abstracts, in denen ein Vortrag angekündigt ist, oder vielleicht sogar mal einen Mitschnitt von einem Vortrag. Aber das ist… im Grunde genommen spiegelt es das wieder, was vor dem jeweiligen Event bereits feststand, als das Paper geschrieben wurde…

[00:43:02] Doreen Siegfried:
Ja.

[00:43:03] Lambert Heller:
…oder der Vortrag entwickelt wurde. Bei dem Barcamp ist es so ─ das wird man in Kürze dann bei dem letzten Barcamp Open Science in Potsdam auch sehen ─ dass es eine Vielzahl von, teilweise auch umfangreichen, Berichten aus den Sessions gibt, wo sozusagen die Transaktion, die auf dem Event selbst stattfindet, eingefangen wird und nochmal dann für Dritte gesichert wird und nachvollziehbar ist. Und natürlich für die Teilnehmenden selbst. Das ist so eine Art zusätzlicher Lern- und Erinnerungseffekt. Und das finde ich eben bemerkenswert. Das ist auch ein Unterschied. Also, ich meine, klar gibt’s auf traditionellen Konferenzen ja auch tolle Diskussionen, Q&A-Teile nach dem Vortrag oder geschweige denn Flurgespräche. Bloß das ist natürlich dann verpufft, wenn das Event vollendet ist. Da muss man dann dabei gewesen sein, in Anführungszeichen, was vielleicht auch schön ist. Aber da hat die Idee, dass man eine Session-Dokumentation macht… Das haben wir immer sehr ernst genommen, dass es immer Leute gibt, die im Etherpad mitschreiben, was da gerade läuft. Das gibt dem dann doch einen ganz anderen Ausklang nach hinten hin. Was man davon lernen kann und was man davon mitnehmen kann, behaupte ich jetzt mal.

[00:44:11] Doreen Siegfried:
Ja, ja, auf jeden Fall. Wir nähern uns so langsam dem Ende, was natürlich jetzt die Frage aufwirft, wohin geht die Reise jetzt? Was ist eure Vision für die nächsten fünf, für die nächsten zehn Jahre oder vielleicht auch nur für das nächste eine Jahr? Was wollt Ihr als nächstes erreichen? Was wollt ihr machen mit den Leuten? Vielleicht Lambert, möchtest du mal anfangen?

[00:44:40] Lambert Heller:
Okay, ich kann auch gerne anfangen, ja. Ich glaube Guido und ich habe natürlich eifrig über diese Frage auch untereinander in den letzten Tagen und Wochen uns ausgetauscht und auch mit den anderen Leuten aus dem Organisationskomitee, nenne ich es mal, des Barcamp Open Science. Und ein Gefühl, was glaube ich da ist, Guido ergänz oder korrigiere mich bitte, wenn ich es falsch sage. Aber ich glaube, ein Gefühl, was da ist, ist, dass wir uns nochmal wieder auf breitere Füße stellen müssen. Also dieses Organisationskomitee, was wir haben, ist toll, das ist eingespielt und funktioniert auch ganz super, und ich bin mir super sicher, dass wir im nächsten Jahr wieder mit denen ein super Barcamp Open Science hinbekommen werden. Aber es wäre eigentlich wünschenswert, es wäre noch besser, wenn wir mehr jüngere, diversere, also aus verschiedenen Ländern, vielleicht noch ein bisschen eine bessere gendermäßige Mischung hinbekommen würden und einfach uns auf breitere Füße stellen. Und ich glaube, das ist nicht zu viel verraten, Guido, oder? Dass wir da gerade jetzt schon überlegen, nicht ob wir es machen, das ist eigentlich schon sicher. Sondern eher, wie wir es machen. Aber dass wir da an der Basis noch mal wieder ein bisschen uns verjüngen und weiterwachsen wollen.

[00:45:43] Doreen Siegfried:
Aber dann ist das jetzt ja hier für alle Zuhörer:innen, die…

[00:45:46]
[alle lachen]

[00:45:17] Doreen Siegfried:
…vielleicht gerade so 25 sind oder sagen wir 30, ein Aufruf. Also, wenn Ihr hier ein tolles Barcamp veranstalten wollt und gestalten wollt, vor allem. Nicht nur mitmachen, wie so eine studentische Hilfskraft, sondern aktiv Ideen einbringen.

[00:46:01] Lambert Heller:
Ja.

[00:46:02] Doreen Siegfried:
Dann bitte melden an Lambert Heller und Guido Scherp, Kontaktdaten packen wir dann nochmal in die Shownotes. Okay. Kleiner Werbeblock hier.

[00:46:11] Guido Scherp:
Ja, genau. Passt. Das passt alles. Meldet Euch bei uns. Und genau. Also das sind zwei Bestrebungen. Das eine ist natürlich… Also grundsätzlich ist es so, ich sag mal, wir haben mit dem Barcamp-Format etwas geschaffen, was funktioniert. Und ich würde auch sagen, never change a running system. Das ist natürlich ganz wichtig, dass man da jetzt nicht sagen muss, man muss das komplett neu denken. Wichtig ist einfach, was Lambert sagte, dass man versucht, neue Köpfe reinzukriegen, neue Ideen, neue Ansätze, die das einfach dann weiter fortführen. Und dann auch vielleicht ja auch irgendwann dann auch gewisse Verantwortlichkeiten man vielleicht anders delegieren kann an der Stelle. Denn ich glaube, das ist auch entscheidend, dass ich auch sagen muss, dass Barcamp ist nicht teuer. Das ist, glaube ich, weniger eine Budgetfrage. Es ist einfach eine Frage von Leuten, die sich da committen, die letzten Jahre, die sich engagieren, die das Ding vorantreiben wollen, um der Community entsprechend dieses Event anbieten zu können. Und wir haben halt auch gefragt in dieser Session dieses Jahr: „Was machen wir mit dem Barcamp? Was ist so der USP?“ beispielsweise. Und da wurde jetzt beispielsweise gesagt, das sind einfach die Vielzahl der Hintergründe, die da sind. Die Diversität der unterschiedlichen Leute, die unterschiedlichen Perspektiven und dass das Thema Open Science sehr breit diskutiert werden kann. Das ist das, was man halt beibehalten muss. Genau. Dass diese Einzigartigkeit beibehalten werden muss, um, sage ich mal, unsere Nische beizubehalten, sage ich mal. Und der andere Punkt ist so ein bisschen, dass wir auch ein bisschen, weiß ich nicht, Lambert das haben wir, glaube ich vor fünf Jahren schon mal diskutiert, also ein bisschen mal aufschreiben, das, was wir mit dem Barcamp erreicht haben und wie man so ein Barcamp Open Science organisiert und warum das für diese Open Science-Community auch wichtig ist. So dass man das als Blaupause nach draußen gibt für andere, dass man sagt, in anderen Ländern Europas, sag ich mal, hier, nehmt das mal und organisiert Euer eigenes Barcamp Open Science. Dass man so ein bisschen, sag ich mal, andere motiviert, in anderen Ländern auch mal so ein Format anzubieten, auszuprobieren. So wie wir das machen, so wie die Niederländer das machen.

[00:48:28] Doreen Siegfried:
Ja, okay.

[00:48:29] Lambert Heller:
Absolut.

[00:48:29] Doreen Siegfried:
Ja, okay. Wenn jetzt vielleicht unsere Zuhörerinnen und Zuhörer, die, ob es jetzt ein Barcamp ist oder ein anderes Format, die jetzt vielleicht sagen, ich möchte auch mehr Partizipation in meine Arbeit bringen, in Kontakte mit anderen Leuten, in Workshops, in Veranstaltungen, in mein Team, wie auch immer. Was wären denn so Eure ganz konkreten drei Tipps für mehr lebendige Partizipation in der eigenen Arbeit?

[00:49:03] Lambert Heller:
Guido, fängst Du an? [lacht]

[00:48:40] Guido Scherp und Doreen Siegfried
[lachen]

[00:49:05] Guido Scherp:
Dieses Mal darf Lambert anfangen.

[00:49:06] Lambert Heller:
Okay. Genau. Ich mache mal einen ganz großen Spruch. Ich hoffe, ich übernehme mich damit nicht. Aber versucht mal, wäre mein Tipp, rauszuspringen aus der Reputationsmühle. Also, wir haben wirklich in der Wissenschaft so ein Problem. Also wir haben immer das Gefühl, ja, da gibt es die wichtigen Leute, die brauchen…, denen muss ich helfen, da nochmal eine Bühne zu bekommen. Oder ich muss beweisen, dass die hinter mir stehen oder so. Nee, müsst Ihr gar nicht. Also, ich meine, oder Ihr müsste es zumindest nicht in jedem Augenblick Eurer Arbeit tun, mal vorsichtig gesagt, sondern Ihr könnt es euch erlauben, das mal beiseite zu lassen kurz diesen Gedanken. Auch nicht alles, was ihr macht, muss dem dienen, dass ihr Eure eigene Karriere nach vorne bringt oder so. Sondern es ist, das Arbeiten wird angenehmer und netter und vor allem auch anregender und bringt Euch voran, wenn ihr mit Leuten auf Augenhöhe einfach miteinander ins Gespräch kommt. So, und wenn wir den Gedanken mal nehmen, dann überlegt Euch mal, angenommen, es gibt andere Leute, die das auch so sehen, was könnt Ihr für die tun? Und dann ist man bei diesem Community Gedanken: Wie können wir einen Raum schaffen? Und das muss nicht immer ein Barcamp sein, das kann auch kleiner sein, oder es kann auch irgendwie anders aussehen. Aber wie können wir Räume schaffen, in denen wir so einen Austausch hinbekommen, der ganz inspiriert ist von der Sache? Und wo der Reputationsgewinn nicht im Vordergrund steht. Und das ist, glaube ich, eine Richtung, in die man mal grob gehen kann. Das ist, ich muss zugeben, das ist jetzt kein sehr konkreter Tipp gerade. Aber mal in die Richtung zu denken, könnte helfen.

[00:50:42] Guido Scherp:
Ja, dem kann ich mich, glaube ich, anschließen. Ich glaube, was ich noch ergänzen würde, ist so ein bisschen, dass man auch beim Thema Partizipation auch Erfahrungen beim Barcamp, dass man von Anfang an dafür sorgt, dass man eine sehr angenehme Atmosphäre hat, in der sich keiner/keiner Angst haben muss. In der man, sage ich mal, in der es keine Hierarchien gibt. Auf dem Barcamp duzen sich alle, sag ich mal. Und das ist denn so, so dass sich da wirklich von Anfang an müssen sich… Erst, wenn sich alle wohlfühlen, kann dieser partizipative und dieser Barcamp-Charakter eigentlich dann auch wirklich erst entstehen, wenn sich auch möglichst viele trauen, auch was zu sagen, dann an der Stelle. Genau davon lebt das, dass alle irgendwie einen Beitrag leisten können und dazu dann motiviert werden. Und das ist so mein einziger Tipp.

[00:51:32] Doreen Siegfried:
Ja, okay.

[00:51:33] Guido Scherp:
Lambert hat ja auch nur einen.

[00:51:34] Lambert Heller:
Gut, ein letzter Gedanke vielleicht noch. Wobei das natürlich für die Hörerinnen und Hörer von dem ZBW-Podcast „Die Zukunft ist Open Science“ wahrscheinlich Eulen nach Athen getragen ist. Aber, kommuniziert auf verschiedenen Kanälen, wirklich. Also, ich meine, es ist immer so ein bisschen schade, wenn das Barcamp nur für sich steht. Also, sorgt für eine gute Session-Dokumentation, benutzt Podcasts, sprecht mit Leuten, die potenziell interessiert sein können. Legt es schriftlich dar, was Ihr mit dem Barcamp erreichen wollt. Nehmt ein Testimonial rein, von jemandem, der auf jeden Fall, der/die auf jeden Fall schon mal teilnehmen will. Macht schriftliche Session-Vorschläge vorab schon möglich und so weiter. Also, das ganze kommunikativ zu gestalten, ist nie verkehrt und benutzt da verschiedene Wege und Kanäle.

[00:52:19] Doreen Siegfried:
Ja, das ist doch, das ist doch ein super Schlusswort! Ich bedanke mich bei Euch ganz herzlich. Vielen Dank auch an unsere Zuhörerinnen und Zuhörer. Und hier wurde jetzt irgendwie von Lambert kurz mal wurden zwei Podcastfolgen erwähnt, zum Open Science Festival. Vielleicht noch mal hier als Hörtipp: es gibt eine Folge mit Lambert Heller, und es gibt eine Folge mit Elke Rößner. Hört da mal rein! Das sind nämlich auch partizipative Formate, die sehr viel Spaß machen. Und letztlich, ehrlich gesagt, darum geht es ja hier auch ein bisschen bei der Arbeit, bisschen Spaß haben. Ich hoffe, es hat Ihnen gefallen. Lassen Sie uns Lob oder Kritik da, sei es via klassisch E-Mail, Mastodon, YouTube oder LinkedIn. Wir freuen uns natürlich auch, wenn Sie uns abonnieren. Und ich bin gespannt aufs nächste Mal. Tschüss!

[00:53:09] Lambert Heller:
Danke Doreen. Tschüss.

[00:53:10] Guido Scherp:
Ja, danke und bis zum nächsten Mal.