Folge 36: Open Science Games
Dr. Doreen Siegfried
Leitung Marketing und Public Relations, ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft
Dr. Melanie Röthlisberger
Open Science Services, Universität Zürich
[00:00:00] Intro
[00:00:02] Melanie Röthlisberger:
Und die Unterschiede, die wir haben, sind meistens nicht mal so sehr auf das Niveau der Studierenden bezogen, sondern mehr auch aufs Fach. Also die fachlichen Unterschiede sind viel größer, weil wir hatten auch schon aus der Wirtschaftswissenschaft Bachelorstudierende im Fair Data Kurs und die haben ein Wissen mitgebracht, dass andere PhDs nicht haben.
[00:00:27] Melanie Röthlisberger:
Und da haben wir gemerkt, das ist eigentlich noch interessant, das Game auch so einzusetzen, weil wir das Feedback bekommen haben: „Ach, es gibt ja eben… Ich könnte das machen… Ich weiß, ich sollte das machen, aber das möchte ich vielleicht nicht unbedingt machen.“
[00:00:43] Melanie Röthlisberger:
Also bei uns in den Kursen gibt es ja Personen, also da ist es ja, wie sagt man im Schweizerdeutsch, da sagt man Chruut und Rüebli – Kraut und Rüben. Also das ist wirklich alles durcheinander. Wir haben eben Bachelor, Master, PhDs und von allen Disziplinen. Was wir gemerkt haben ist, dass dieses unterschiedliche Wissen, das da ist, sehr gut genutzt werden kann.
[00:01:10] Doreen Siegfried:
Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von „The Future is Open Science“, dem Podcast der ZBW. Mein Name ist Doreen Siegfried und ich treffe mich hier mit ganz unterschiedlichen Leuten aus dem Wissenschaftsbetrieb, die ihnen verraten, wie sie in ihrer täglichen Arbeit Open Science voranbringen. Heute reden wir über Open Science Games, über Open Science Didaktik, insbesondere in der Ausbildung von Studierenden und Promovierenden. Es geht um pädagogische Kniffe, um Partizipation sowie um den Umgang mit persönlichen und sensiblen Daten im Kontext von Open Science. Zu Gast habe ich heute eine Frau, die eine der Autor:innen des Züricher Open Science Games ist, die Expertin ist für Lehre im Kontext von Open Access und Open Data und die bei den Open Science Services der Universität Zürich arbeitet. Herzlich willkommen, Dr. Melanie Röthlisberger!
[00:02:05] Melanie Röthlisberger:
Guten Morgen Frau Siegfried.
[00:02:08] Doreen Siegfried:
Schön, dass Sie da sind. Können Sie uns einen Einblick geben in die Lehre zu Open Access und Open Data und wie es bei Ihnen in den Lehrplan integriert ist? Also wen unterrichten Sie und in welchem Kontext?
[00:02:23] Melanie Röthlisberger:
Ich muss da vielleicht ein bisschen ausholen, weil wir ja nicht in einem Lehrplan sind, sozusagen. Es gibt an der Universität Zürich neben den Fakultäten auch eine School for Transdisciplinary Studies. Die ist gleich ähnlich aufgebaut wie eine Fakultät, in dem sie auch eine Studienkoordinatorin hat und Lehre anbietet. Aber die Lehre, die angeboten wird, wird von unterschiedlichen Dozierenden angeboten und der Fokus dieser Lehre ist jeweils interdisziplinär, also ein interdisziplinäres Angebot. Es geht um digital Skills, es geht um Programmieren. Und die Studierenden, die diese Kurse buchen können, kommen von überall her, also von allen Fakultäten, sind Bachelor, Master und PhD-Studierende. Und wir bieten fünf Kurse an zu Open Data und Open Access via die School, weil wir selber nicht die Strukturen haben, um Lehre anzubieten. Das heißt, die Kurse sind offen für Bachelor-, Master-, PhD-Studierende. Und wir haben, wie gesagt, fünf Kurse, einer zu Open Access Basics, das ist so ein Grundlagenkurs: Was ist Open Access? Wie mache ich es überhaupt? Aber aus der Studierendenperspektive: Wie greife ich auf Inhalte zu, die nicht zugänglich sind? Also, wie benutze ich diese Add-ons, zum Beispiel von Unpaywall? Und dann haben wir einen Kurs, einen Grundlagenkurs zu Open Data, wo es darum geht, über den ganzen Datenlebenszyklus zu beachten: Was ist das überhaupt? Wie mache ich das? Wie mache ich Datenmanagement und wie teile ich meine Daten? Dann haben wir einen Kurs zu „Wie mache ich meine Daten fair?“, einen Kurs zu Data Management Planning und einen Kurs über sensitive und personal, also personenbezogene, Daten. Mit dem Fokus aber, diese Daten zu publizieren. Also nicht wie manage ich sie oder wie speichere ich sie ab, sondern wie kann ich sie so aufbereiten, dass ich sie dann publizieren kann? Was muss ich beachten, bezüglich in Bezug auf Datenschutz. Genau.
[00:04:27] Doreen Siegfried:
Ja, okay.
[00:04:29] Melanie Röthlisberger:
Wir haben auch noch weitere Kurse, die wir anbieten, am Graduate Campus und… Genau am Graduate Campus ist, der ist offen für Postdocs dann. Und diese Kurse sind in der Regel so Übersichtskurse zu Open Data und Open Access. Also genau, Einführung ins Thema überhaupt, dass die wissen, um was es geht.
[00:04:50] Doreen Siegfried:
Und wie unterscheiden sich diese Kurse für Studierende und für Promovierende? Das heißt, kann ich davon ausgehen, dass die Promovierenden sozusagen einmal schon durch, ich sag mal, das Grundstudium durch sind oder kriegen die nochmal ganz neue Einstiege, neue Lehrangebote?
[00:05:08] Melanie Röthlisberger:
Also, wir haben die Kurse, sind halt offen für alle, die den Kurs buchen wollen. Also die von der STS sind halt explizit für Personen, die immatrikuliert sind, das heißt, die können nur von Bachelor, Master und PhD gebucht werden. Die Kurse beim Graduate Campus sind explizit für Postdocs. Und die Unterschiede, die wir haben, also, wir haben alles. Wir haben Bachelor von der Veterinärmedizin, wir haben PhD-Psychologie im gleichen Kurs. Und die Unterschiede, die wir haben, sind meistens nicht mal so sehr auf das Niveau der Studierenden bezogen, sondern mehr auch aufs Fach. Also die fachlichen Unterschiede sind viel größer, weil wir hatten auch schon aus der Wirtschaftswissenschaft Bachelorstudierende im Fair Data Kurs und die haben ein Wissen mitgebracht, dass andere PhDs nicht haben.
[00:05:55] Doreen Siegfried:
Ja, okay. Okay, das ist spannend. Welche didaktischen Ziele verfolgen Sie denn mit Ihrem Unterricht in Bezug auf Open Access und Open Data? Wie tragen diese zur Entwicklung der Studierenden bei?
[00:06:09] Melanie Röthlisberger:
Wir versuchen eigentlich in all unseren Kursen, auch in den Workshops, die wir auf Demand machen, eine viel Praxiskomponenten da drin zu haben, also dass wir auch mit den Studierenden Übungen machen und Tools benutzen. Es gibt ja viele Plattformen, die man benutzen kann, von denen die Studierenden häufig noch nichts gehört haben. Da sind zum Beispiel Sherpa Romeo oder wie benutze ich re3data, um ein Repository zu finden. Das schauen wir dann wirklich konkret mit den Studierenden an. Und das ist eigentlich auch gut so, weil, wenn wir nur Inhalte vermitteln würden und Front…, also so Frontalunterricht machen würden, dann würden wären den Studierenden gar nicht bewusst, welche Herausforderungen dann bestehen, wenn sie dann selber mal etwas machen müssen, wie schwierig es eigentlich ist und wo da die Knackpunkte sind, wenn ich jetzt eine Open Access-Zeitschrift suche, wie mache ich das überhaupt? Man kann ihnen schon sagen, wie sie es machen müssten, aber, wenn man es dann machen muss, das ist dann schon wieder eine andere, eine andere… Sie lernen etwas Neues dabei. Und das ist uns sehr wichtig, dass wir diese hands on activities, den Praxisbezug eigentlich immer herstellen wollen.
[00:07:15] Doreen Siegfried:
Ja, okay. Und welche Strategien, welche didaktischen Strategien setzen sie ein, um sicherzustellen am Ende, dass die Studierenden dann auch diese komplexen Konzepte von Open Access, Open Data effektiv verstehen? Also, Sie haben gesagt, es geht darum, das anzuwenden, das ist total wichtig. Und geht es aber auch darum, dass sie sozusagen die Idee, das Mindset dahinter verinnerlichen?
[00:07:41] Melanie Röthlisberger:
Nein, weniger. Also es geht darum, dass sie, dass sie wissen, wie es geht und dass sie es aber auch… Also, dass sie … Wir versuchen, so Lernelemente im Unterricht drin zu haben, die verschiedene Aspekte des Lernens ansprechen. Also, wir haben Videos, die sie auf den Kurs vorbereiten, wir haben manchmal auch Texte zu lesen. Was wir häufig machen, ist, dass sie, wenn sie Diskussionen führen müssen, dass wir sie etwas aufschreiben lassen. Also, dass sie Zettel haben, wo sie mit dem Stift miteinander, sie müssen miteinander reden und dann etwas aufschreiben. Was wir zum Beispiel im Open Access machen, ist also, es ist ein komplexes Thema. Schon nur den Unterschied zwischen Hybrid und Grün zu verstehen, ist für die Studierenden sehr schwierig, vor allem solche, die nicht im Wissenschaftsbetrieb sind oder noch nie waren und nicht wissen, wie das ist mit diesem Publikationsprozess. Und da versuchen wir am Anfang, sie ein Mindmap gestalten zu lassen, wo sie ihre Gedanken sortieren müssen. Und wir geben ihnen dann die Post-its schon vor. Wir sagen, diese Themen, die müsst ihr ungefähr ansprechen. Wir geben so ein bisschen eine Struktur vor und dann müssen sie sich überlegen, wo gehört das jetzt hin. Und selber noch Notizen machen. Und das haben wir damit die Rückmeldung bekommen, das hat ihnen sehr geholfen, das zu verinnerlichen, also das besser zu verstehen, wo die Zusammenhänge liegen. Was wir natürlich nicht… Also ich weiß nicht, was Sie mit verinnerlichen meinen, ob wir wollen, dass die Studierenden dann komplett 100 Prozent hinter Open Access stehen und das dann umsetzen wollen? Was wir wollen, ist eigentlich, dass sie wissen, was es ist. Und wie gehe ich damit um, und wie kann ich für mich persönlich einen Weg finden, der stimmt. Also, manchmal gibt es ja die Anforderungen von außen, man muss oder man sollte Open Access machen. Aber als vor allem als Jung- Nachwuchsforschende muss man eigentlich trotzdem so publizieren, dass man, dass man einen Job kriegt später und das Funding für seine Projekte. Man muss dann trotzdem also in diesen Publikationen publizieren, die zum Teil… wo halt Open Access schwierig ist oder nicht möglich ist. Und wie gehe ich damit um? Das ist uns eigentlich wichtig, dass sie einfach ein Tool an die Hand kriegen oder verschiedene Tools an die Hand kriegen und das dann einsetzen können für sich selbst und für ihre Karriere.
[00:10:04] Doreen Siegfried:
Ja, das finde ich gut. Okay. Ich hatte Sie ja anmoderiert als eine der Autorinnen des Open Science Games. Das finde ich natürlich total spannend. Können Sie vielleicht mal erklären, was das Open Science Game ist und wie das letztlich dazu beiträgt, das Verständnis von Open Science zu fördern?
[00:10:23] Melanie Röthlisberger:
Gerne. Also das Open Science Game ist ein Spiel, das man interaktiv spielen kann im Web. Man folgt eigentlich einer PhD-Studierenden, Emma. Von ihrer Idee, was sie machen möchte, bis dass sie dann das PhD erhält. Und während ihres PhDs muss sie verschiedene Entscheidungen treffen. Bei uns sind es jetzt sechs Punkte, wo sie eine Entscheidung treffen muss, ob sie eher den traditionellen Weg folgen möchte oder eine Open Science Praxis umsetzen möchte. Und das beginnt eigentlich schon am Anfang damit, dass sie sich überlegen muss: „Okay, ich brauche Zugriff auf Artikel. Wie mache ich das? Frage ich bei Freunden nach oder gehe ich zu der Bibliothek?“ Da haben wir natürlich auch ein bisschen, also mit einem Lächeln haben wir das natürlich auch eingebaut, weil viele wissen ja oder viele wissen ja nicht, dass die Bibliothek eigentlich ein gutes Serviceangebot hat, um Literatur zu finden. Und einfach auch ein bisschen die Leute darauf zu lüpfen. „Hey, man kann auch bei der Bibliothek mal nachfragen.“ Das Lustige ist dann in diesem, in dieser Sequenz, wenn man bei der Bibliothek nachfragt, sagt die Person nicht „Ja, da und da , diese Datenbank gibt es“, sondern sie sagt auch, „Ja, Unpaywall könntest Du installieren“, weil die Bibliothek eben auch das Wissen hat. Und dann haben wir, einmal muss sie entscheiden, ob sie ihre Daten publizieren möchte und ihren Code. Einmal muss sie entscheiden, ob sie ihre Studie präregistrieren möchte. Und dann kann man immer sagen, ja, ich möchte das machen oder ich möchte das nicht machen. Es gibt immer eine kurze Erklärung, was es genau bedeutet, für die Leute, die das dann vielleicht gerade nicht wissen. Und dann, je nachdem, was man auswählt, ist auch die Geschichte nachher anders.
[00:12:01] Doreen Siegfried:
Ah ja, okay.
[00:12:03] Melanie Röthlisberger:
Also, wir haben am Schluss, am Schluss gibt es so einen Cut off bei 50 Prozent. Wenn man 50 Prozent Open Science-Praktiken gewählt hat oder mehr, dann kommt eine andere Lösung raus. Also nicht komplett anders, aber die Geschichte geht ein bisschen anders aus, als wenn man weniger als 50 Prozent Open Science- Praktiken gewählt hat.
[00:12:22] Doreen Siegfried:
Und ist das, also, ist das, ist das so ein kompetitives Spiel, wo man gegeneinander antreten kann, wer am schnellsten zum Ziel kommt? Oder was, was ist sozusagen das spielerische daran?
[00:12:34] Melanie Röthlisberger:
Also, es geht eigentlich… Wir haben es immer so gespielt bis jetzt, dass wir eine Online-Umfrage gleichzeitig gemacht haben. Man kann auch die Leute einfach aufstrecken lassen. Und dass man wie das Publikum wählen lässt: Was soll Emma machen? Und dann einfach durch diese Wahl eine Diskussion auslösen kann. Ja, was bedeutet das genau? Also man sieht ja nachher, was es bedeutet. Es gibt auch lustige Sequenzen drin, je nachdem, was sie, was man auswählt, gibt es noch ein paar lustige Geschichten drin. Und dann sollte das eigentlich so die Diskussion anregen. Was bedeutet das, wenn ich meine Studie vorregistriere, also Preregistration mache? Oder was bedeutet das, wenn ich keinen Datenmanagementplan habe, meine Daten nachher publizieren möchte? Was hat das für Konsequenzen? Und es ist eigentlich so die Idee, dass man eine Diskussion anregt über die verschiedenen Aspekte von Open Science, die wir jetzt in diesem Spiel integriert haben.
[00:13:28] Doreen Siegfried:
Das heißt, wenn Sie sozusagen, wenn Sie es einsetzen, dann nutzen Sie das sozusagen für Gruppen, Seminare und Sie betreuen natürlich dann dieses Spiel. Ist das so?
[00:13:37] Melanie Röthlisberger:
Ja. Ja, genau. So ist es gedacht. Und es bietet halt auch eher einen Überblick über alles. Also wir setzen es bei unseren Kursen jetzt nicht so ein, weil unsere Kurse halt einen bestimmten Fokus haben. Und wir nicht einen Überblicks…, also es ist nicht ein Überblicksseminar über alles. Weil die Diskussionen, also ich meine, man kann das Spiel in einer halben Stunde spielen, aber man kann natürlich das Spiel auch benutzen und dann zwei Stunden oder drei Stunden damit verbringen. Und die Diskussionen, die die Studierenden oder die Teilnehmenden dann machen oder haben, kann man ja gezielt dann mit speziellen Fragen noch anregen. Oder man kann zusätzlich eine Aktivität machen. Man kann zum Beispiel Emma auswählen lassen oder sie zu diesem Punkt bringen, wo sie Open Access publizieren muss oder eben nicht, oder sie kann auswählen, was sie möchte. Und dann an diesem Punkt könnte man eine Aktivität einbringen, wo die Studierenden selber sich überlegen müssen, okay, was sind die Vorteile, was sind die Nachteile, bevor sie sehen, dass Emma auch eine Liste mit Vorteilen und Nachteilen gemacht hat.
[00:14:40] Doreen Siegfried:
Ja, ja, okay. Und wo haben Sie selbst schon eingesetzt?
[00:14:44] Melanie Röthlisberger:
Bis jetzt im Unterricht noch nie. Wir haben es vor allem vorgestellt in Konferenzen. Ich habe es einmal eingesetzt, als ich einen Workshop gegeben habe in Belgien. Aber da ging es eigentlich auch darum, einen Überblick zu geben über das, was heißt das eigentlich, Open Science und wie setze ich das um, jetzt für mich persönlich. Aber ich habe es auch danach, also ich habe es benutzt, um einen Einstieg zu finden ins Thema, aber hab danach auch, bin ich nur auf bestimmte Punkte vertieft eingegangen. Nicht auf alles.
[00:15:13] Doreen Siegfried:
Und als sie es eingesetzt haben, welche Resonanz kam sozusagen von den Studierenden? Oder gibt es vielleicht auch Erfahrungen oder Feedback von Kolleg:innen, die das Spiel eingesetzt haben? Ist das unterhaltsam, macht das Spaß? Wie reagieren die Studierenden drauf, wenn sie in so eine Diskussion mit Spielcharakter eingeladen werden?
[00:15:36] Melanie Röthlisberger:
Also, es macht Spaß. Es ist sowieso, es macht sowieso immer Spaß, wenn man mit… also spielerisch in ein Thema einsteigen kann, finde ich. Und die … also das Feedback haben wir auch so bekommen. Die Herausforderung, das haben wir gemerkt, ist, wie fragen wir die Personen. Als fragen wir, was soll Emma machen, oder fragen wir, was würdet ihr machen? Und so diese Unterscheidung zwischen, die Leute wissen, was sie sollten, also was so gut wäre oder was so die Antwort wäre, die gute Antwort…
[00:16:07] Doreen Siegfried: [lacht]
[00:16:07] Melanie Röthlisberger:
Aber was würden sie wirklich machen, praktisch gesehen? Und da ist, da gibt es wirklich eine Unterscheidung. Und da haben wir gemerkt, das ist eigentlich noch interessant, das Game auch so einzusetzen, weil wir das Feedback bekommen haben: „Ach, es gibt ja eben… Ich könnte das machen. Ich weiß, ich sollte das machen, aber das möchte ich vielleicht nicht unbedingt machen.“ Ja.
[00:16:28] Doreen Siegfried:
Okay, das heißt, sie können sich sozusagen, sie können so ein bisschen in eine andere Rolle schlüpfen und sagen …
[00:16:33] Melanie Röthlisberger:
Genau.
[00:16:33] Doreen Siegfried:
Okay, ich würde das machen, und ich probiere mal, was sozusagen rauskommt, wenn ich das machen würde. Aber in so einer Gruppe beobachte ich, was würde denn Emma machen und wenn ich… Ja, okay, ja witzig!
[00:16:46] Melanie Röthlisberger:
Auch die Gruppendynamik spielt eine Rolle. Also wenn man bei Teilnehmenden ist, die, die schauen zuerst mal, was machen die anderen, was würden die entscheiden. Also, das kommt darauf an, wie man es macht. Wenn man es mit Hand erheben macht, dann sehen natürlich alle, wer wie entscheidet. Und wenn man es mit Klicker macht, deswegen anonym mit einem Online Tool, dann sieht man es natürlich nicht. Ja, auch das da spielt, das spielt auch wieder eine Rolle.
[00:17:11] Doreen Siegfried:
Ja, okay. Wie wichtig ist denn generell Gamification in der Open Science-Ausbildung von Studierenden oder auch von Predocs oder Postdocs? Ist das ein wesentlicher Teil bei diesem Thema? Oder würden Sie sagen, na ja, für Studierende ist es spannend, aber die Älteren, die kommen auch ohne Gamificationaspekte aus?
[00:17:29] Melanie Röthlisberger:
Oh nein. Nein.
[00:17:31] Doreen Siegfried:
[lacht]
[00:17:31] Melanie Röthlisberger:
Also, ich muss sagen, ich bin eine Spielerin. Ich spiele so gerne diese Spiele, die … Es gibt, ja viele Spiele, die auch entwickelt werden im Datenmanagement, und ich spiele die so gerne. Ich habe fast, also ich habe einfach fast nie die Möglichkeit. Wir versuchen eigentlich schon… Wir haben auch schon so ein Copy Right Game gemacht zu Urheberrecht, wo man mit Knete etwas machen musste.
[00:17:50] Doreen Siegfried:
Okay.
[00:17:50] Melanie Röthlisberger:
Und da hatten wir auch vor allem PhDs drin und die haben das genauso geliebt, wie die Bachelor, die in diesem Kurs waren. Also.
[00:17:59] Doreen Siegfried:
Ja, okay.
[00:18:00] Melanie Röthlisberger:
Es ist halt schon so, dass PhDs, würde ich jetzt sagen, weniger, weniger Zeit, also weniger Zeit haben, und die froh sind, wenn man möglichst viele Inhalte, die sie halt, die sie aufnehmen können, aber möglichst viele Inhalte ihnen bringt. Und nicht Spiele spielt und dann das Ganze noch so ein bisschen Blablabla ist und sie sich denken, „Okay, wieso bin ich jetzt hier? Hat mir jetzt gar nichts gebracht. Zwei Stunden verschwendet, hätte ich lieber in meinem Labor noch eine Untersuchung gemacht.“ Das wollen wir natürlich auch nicht. Und deshalb suchen wir so einen Mittelweg meistens, dass, wenn wir Spiele spielen, dann ist es vielleicht so eine Viertelstunde, 20 Minuten.
[00:18:39] Doreen Siegfried:
So zum Warmwerden. Okay.
[00:18:42] Melanie Röthlisberger:
Genau.
[00:18:43] Doreen Siegfried:
Welche spezifischen Schwierigkeiten oder Herausforderungen sehen Sie denn in der Vermittlung von Open Access und Open Data an Studierende? Vielleicht auch gerade in Bezug auf deren Hintergrundwissen und Fähigkeiten?
[00:18:56] Melanie Röthlisberger:
Also bei uns in den Kursen gibt es ja Personen, also da ist es ja, wie sagt man im Schweizerdeutsch, da sagt man Chruut und Rüebli – Kraut und Rüben. Also das ist wirklich alles durcheinander. Wir haben eben Bachelor, Master, PhDs und von allen Disziplinen. Was wir gemerkt haben ist, dass dieses unterschiedliche Wissen, das da ist, sehr gut genutzt werden kann. Also die, wir machen viele Gruppenarbeiten und versuchen, die Leute auch zu mischen, also so, dass sie sich auch wohlfühlen. Aber die Bachelor bekommen dann halt von den PhDs mit, was die halt schon alles wissen und das hilft. Hilft uns auch, weil wir dann nicht alles vermitteln müssen, sondern so fachspezifische Informationen bekommen sie dann von ihren Peers. Und wir wissen halt zum Teil auch diese fachspezifischen Informationen gar nicht, weil wir halt also, wir sind in der Bibliothek. Das heißt, wir wissen über alle Disziplinen so ein bisschen, was die machen, so ungefähr, aber so wirklich, dass vertiefe detaillierte Wissen, das haben wir nicht. Da ist es wichtig, dass wir eben diese Gruppen auch haben, wo die Peers sich gegenseitig, also die Peers sind die Bachelor- und Masterstudierende, unterstützen können. Also die Schwierigkeit ist das Hintergrundwissen, das so divers ist, dass wir so ein bisschen versuchen, nicht als Schwierigkeit zu sehen, sondern eben eigentlich als auch Möglichkeit für uns, um uns zu unterstützen. Ich frage mich … Also, ich frage mich manchmal, wir geben immer noch so Einführungsworkshop in „Was ist das, und wie mache ich es an welchem Punkt?“ Weil die Studierenden, also PhDs, Promovierende, die wissen jetzt viel, was ist Open Access, was ist Open Data. Wissen vielleicht auch, wie mache ich es. Aber wir sind noch nicht an dem Punkt, wo wir sagen können, okay, jetzt müssen wir da anfangen, die Workshops vertiefter anzubieten, mit spezifischen Themen, mit einem spezifischen Fokus und nicht einfach eine Einführung in was ist Open Access, was ist Open Data? Wir sind momentan dran, so ein bisschen mehr auf das Community Management zu schauen, also dass wir wirklich zu den Communities hingehen und schauen, was braucht ihr jetzt noch? Weil diese Einführungsworkshops, also da kommen die Leute, PhDs vor allem. Und die bringen dann das zurück, aber in ihr Fach. Aber dieser Austausch mit der Fachgemeinschaft, also den sind wir dran jetzt zu Vertiefen.
[00:21:21] Doreen Siegfried:
Ja. Ja, okay.
[00:21:22] Doreen Siegfried:
Das heißt, dann gucken Sie auch sozusagen in den einzelnen Fachdisziplinen, nehmen wir mal jetzt die Wirtschaftswissenschaften, dass sich da auch Gruppen finden, die sich dann vielleicht auch gegenseitig supporten können, wenn da solche Seminare stattfinden? Ja, okay. Welche Rolle spielt denn das Knowhow im Umgang mit persönlichen und sensiblen Daten? Das ist ja immer so ein Killerargument gegen Open Science, dass man das nicht öffnen kann, weil viele persönliche Daten dabei sind. Also, welche Erfahrungen haben Sie da?
[00:21:53] Melanie Röthlisberger:
Also, das Killerargument haben wir auch. Also das bekommen wir auch immer zu hören. Wir bieten ja extra eigentlich einen Kurs an, um den Leuten mitzuteilen, dass man seine, dass man auch personenbezogene Daten veröffentlichen darf und kann. Und dass man einfach gewisse Richtlinien beachten muss und also da kann man ja wie eine Liste geben, und sagen, das und das, und das müsst ihr machen. Es ist schon der Punkt, dass, wenn man dann die Daten anonymisieren muss, da können wir … Wir haben keine Stelle an der Universität Zürich, wo man seine Daten hinschicken kann und kann kontrollieren, ja sind die jetzt anonym genug. Und das ist wirklich die Herausforderung, ist weniger das Publizieren. Da also da kann man den Leuten einfach sagen, ja, dann macht ihr halt nur die Metadaten online, oder ihr macht einen closed contract, restricted access. Aber wenn ich dann die Daten anonymisieren muss, die Unsicherheit bei den Forschenden diesbezüglich ist einfach riesig. Also die Studierenden, die kümmern sich noch gar nicht darum, die interessiert das nicht, weil die ihre Daten ja nicht publizieren müssen oder möchten, oder für sie ist es nicht so relevant. Und das Anonymisieren ist ja nur wichtig, wenn man dann die Daten eigentlich publizieren möchte. Und da kann man, da können wir nichts machen. Also, ich habe auch schon Leuten Feedback versucht zu geben und sagen, ja, da kann man… Also, es gibt ja statistische Methoden, wie man das auch rausfinden kann: Ist es genügend anonymisiert? Und ich kann den Leuten auch Feedback geben, wenn sie Fragen haben. Also, ich bin die Ansprechperson bei uns für sensitive Daten. Und habe auch schon Gespräche diesbezüglich geführt. Aber es ist wirklich so einer der großen Knackpunkte ist diese Unsicherheit: Ist es jetzt anonym genug? Darf ich das publizieren? Die besteht. Solange man nicht eine externe Stelle hat, die das irgendwie quantifiziert und sagt, „Jetzt bist Du safe, jetzt darfst Du“. Oder wenn die Universität Zürich sagen würde, ja, die Daten, die gehören sowieso alle zur Universität, wir tragen die Verantwortung, wenn etwas passiert. Das würde natürlich den Forschenden also auch helfen diesbezüglich. Sie hätten da natürlich ihre Daten nicht mehr, aber…
[00:23:53] Doreen Siegfried:
Ja, verstehe. Okay. Aber dann stehen Sie trotzdem für Fragen zur Verfügung. Das ist ja auf jeden Fall ja schon mal eine riesengroße Hilfe, wenn man jetzt nicht so ganz allein gelassen wird. Was mich noch interessiert, Sie haben jetzt gesagt, wichtig ist natürlich, dass die Leute ins Tun kommen und wissen, wie die einzelnen Tools funktionieren. Aber wie fördern Sie auch die kritische Reflektion der Studierenden und der Promovierenden über die ethischen und praktischen Implikationen von Open Access und Open Data?
[00:24:23] Melanie Röthlisberger:
Wir haben ja glücklicherweise, und ich sage das in Anführungszeichen, wir haben ja glücklicherweise immer irgendwelche Studierende bei uns in den Kursen, die kritisch gegenüber dem Thema eingestellt sind. Kommen, also meistens, weil sie aus einer Disziplin kommen, die halt kritisch dem Thema gegenübersteht und die bringen diese Diskussionen dann auch mit in die Klasse. Das hilft uns sehr. Wir bauen auch immer Diskussionsrunden ein, um sie überlegen zu lassen, was sind die Herausforderungen jetzt zum Beispiel beim Data Sharing? Was sind so die Gründe, warum man die Daten nicht teilen kann, oder welche Gründe werden aufgeführt? Was sind die Implikationen, wenn ich‘s mache, was kann passieren? Und meistens sind es so Diskussionsrunden, die wir leiten, mit so Fragestellungen. Im Open Access-Kurs haben wir eine spezifische Studie, die wir anschauen. Es gibt einen Artikel, ich glaube, der ist in der New York Times zu einem Ebola Case, wo herausgekommen ist, dass Forschende aus Deutschland bereits an dem Ort waren, wo dann Ebola ausgebrochen ist und die Daten hatten und die Studie gemacht haben. Aber sie haben einfach die Leute vor Ort nicht informiert, oder der Artikel war nicht zugänglich. Und den benutzen wir so als Aufhänger, um zu diskutieren, was wäre passiert, wenn der Artikel Open Access zugänglich gewesen wäre? Hätte das etwas geändert? Wie war das mit Corona? Und versuchen, so ein bisschen, diese gesellschaftliche Implikation von Open Access zu beleuchten. Und da kommen dann auch immer kritische Stimmen, die sagen, also auch von uns natürlich, „Ja, nur, wenn man es Open Access macht, heißt es nicht, dass dann die Leute darauf zugreifen“.
[00:26:06] Doreen Siegfried:
Automatisch.
[00:26:06] Melanie Röthlisberger:
Weil… Genau, weil es ist vielleicht auf Deutsch geschrieben und sie verstehen nur Englisch. Oder einfach so, dass noch mehr dazu gehört zu Open Access, als einfach seine Inhalte digital online zu stellen, sondern es ist eigentlich viel mehr. Dieser Zugang zu Wissenschaft ist eigentlich nicht nur das, sondern es muss eigentlich viel mehr sein.
[00:26:28] Doreen Siegfried:
Und wenn Sie Open Access in Ihren Seminaren unterrichten, spielt das Thema scholar-led journals auch eine Rolle?
[00:26:37] Melanie Röthlisberger:
Nein. Also, wir sprechen über Diamond, aber mehr als Businessmodell. Wir haben viele Bachelor Studierende bei uns im Kurs, weil es halt eben auch ein Grundkurs ist zu Open Access. Wir haben viele Bachelorstudierende, und die kommen immer mit diesen … die haben häufig, wenn man über Open Access redet, verstehen sie den Zugriff auf Publikationen. Und nicht das Publizieren selbst, sondern den Read-Teil eigentlich. Und wir sind da schon froh, wenn wir überhaupt die verschiedenen Businessmodelle, also die Diamond, Gold, Green und Hybrid, erklären können und sie verstehen, was damit gemeint ist. Und da gehen wir nicht auf scholar-led Publishing ein, außer die Diskussion kommt auf, also außer jemand spricht es an, und dann reden wir natürlich darüber, aber es ist nicht Teil des Plans.
[00:27:24] Doreen Siegfried:
Okay. Und kommt es, kommt es vor, dass jemand das anspricht? Ich meine, wenn die Leute das gerade erst lernen, dann wahrscheinlich nicht, oder?
[00:27:31] Melanie Röthlisberger:
Weniger. Also, es kann sein. Ich kann mich jetzt nicht an eine Diskussion erinnern, aber ich kann mir vorstellen, wenn jemand PhD oder Master zum Beispiel, der irgendwie mithilft bei einer Zeitschrift an der Universität, also eine Diamond OA-Zeitschrift bei uns, dass diese Person dieses Wissen mitbringt. Wir hatten zwar mal jemanden, muss ich jetzt sagen, aber die hat, der hat nicht zu dem scholar-led Publishing dann was gesagt, sondern es ging einfach darum, dass bei ihnen halt diese Diamond OA-Zeitschrift existiert und sie das einfach machen können.
[00:28:04] Doreen Siegfried:
Ja, ja, okay, ja, spannend. Welche Unterstützungsressourcen oder Schulungen bieten sie denn in ihrem Team von Open Science Services den Studierenden an? Sie haben schon gesagt, okay, für die Promovierenden ist natürlich dieses Thema Anonymisierung von Daten wichtig. Aber wie können Studierende sich, die jetzt konkret an der Masterarbeit oder sowas arbeiten, wie können die sich konkret an Sie wenden? Jetzt außerhalb dieser Kurse.
[00:28:32] Melanie Röthlisberger:
Wir arbeiten in den Open Science Services, das heißt, uns kann man einfach eine Mail machen, man kann uns anrufen, wir sind dafür bezahlt, dass wir die Leute an der Universität Zürich unterstützen in Belangen zu Open Access und Open Data. Also, da ist wie jetzt, ein normales Unterstützungs- und Beratungsangebot ist vorhanden. Wir bieten schon auch Workshops auf Anfrage an. Also, wenn jemand kommt und sagt: „Hey, ich hätte gern bei mir im Lab oder bei meiner Forschungsgruppe, dass Ihr kommt und zwei Stunden etwas zum Thema sagt“, das können wir dann auch machen. Und wir sind dran momentan auch ein Data Stuart-Netzwerk aufzubauen.
[00:29:10] Melanie Röthlisberger:
Das macht eine Kollegin von mir und da haben wir eigentlich aus allen Fakultäten jetzt Vertretungen aus der Forschungsgemeinschaft. Also nicht nur aus der Forschungsgemeinschaft, wir haben auch Leute aus der IT oder von den Technologieplattformen, die Teil des Data Stuart-Netzwerks sein möchten oder werden und die die Forschenden dann auch beraten können in halt fachspezifischen Belangen.
[00:29:35] Doreen Siegfried:
Ja, okay. Das heißt, das ist so eine Art Train the Trainer-Konzept dann auch?
[00:29:40] Melanie Röthlisberger:
Genau ja. Also viele von denen bringen schon ein großes Wissen mit und einige gar nichts. Und da versucht meine Kollegin, jetzt auch, wir bieten so Trainings an, die von uns jetzt kommen, also von mir und jemand anderem für die Data Stuarts, um diese auf einem, also bestimmtes Niveau zu bringen. Einfach, dass sie auch das Wissen haben, dass sie dann weitergeben können.
[00:30:05] Doreen Siegfried:
Ja, toll. Haben Sie denn Beispiele für erfolgreiche Anwendung von Open Access und Open Data bei Ihren Studierenden oder Predocs, wo Sie vielleicht sagen können, da hat sich jetzt die ganze Arbeit gelohnt, da haben es alle richtiggemacht.
[00:30:21] Melanie Röthlisberger:
Also, sie müssen Leistungsnachweise machen. Das ist eigentlich eine schriftliche Arbeit. Je nach Kurs ist die Arbeit ein bisschen anders. Und wir versuchen eigentlich, die Leute dazu zu motivieren, dass sie ihren eigenen Datensatz nehmen und das gerade an dem eigenen Datensatz anwenden. Oder dass sie eben für ihr Fach Publikationsorte suchen, wo sie Open Access oder dann nicht Open Access publizieren können. Und so also, so sehen wir ein bisschen…, da haben wir die Rückmeldung, es ist super, dass man das endlich mal für das eigene Projekt machen kann, dass man einen Datenmanagementplan für das eigene Projekt machen kann. Das ist super hilfreich. Und dann andererseits haben wir eben auch Bachelor-, Masterstudierende ohne eigenen Datensatz, ohne eigenes Forschungsprojekt und da müssen wir dann einfach halt unterstützen. Indem wir Vorgaben machen und sagen, nehmt diesen Datensatz oder macht es zu dem Thema. Aber das, also vor allem auch jetzt bei der Anonymisierung hatten wir gerade jetzt kürzlich den Kurs. Da hat auch jemand gerade für ihren Datensatz…, sie mussten eine Anonymisierung machen vom Teil des Datensatzes, und sie hat es mit ihrem eigenen Datensatz gemacht und hat das super hilfreich gefunden, dass sie gerade auch gesehen hat, wo sind die Probleme, was muss ich noch genauer anschauen. Ich kann ihr Feedback geben. Genau.
[00:31:35] Doreen Siegfried:
Ja, ja toll! Es ist, glaube ich, da mit dem eigenen Datensatz, den man ja wahrscheinlich irgendwie in und auswendig kennt, dann nochmal, wie soll ich sagen, einfach auch nachzuvollziehen, es ist jetzt wirklich anonym, was ich jetzt selber noch… Ja, super.
[00:31:47] Melanie Röthlisberger:
Oder Metadaten. Also in einem Kurs müssen sie auch Metadaten erstellen zu einem Datensatz im Fair Data-Kurs. Und dann machen sie es zum Teil auch zu ihren eigenen Daten. Und das ist wirklich super.
[00:32:00] Doreen Siegfried:
Wie nutzen sie denn das Feedback und die Rückmeldungen, um ihre Lehre zu Open Access und Open Data kontinuierlich zu verbessern? Also gibt es sowas wie co-designte Lehrmaterialien oder Lehrmaterialien, die Sie jetzt im Laufe der Jahre angepasst haben, weil das Feedback entsprechend Sie dazu inspiriert hat?
[00:32:21] Melanie Röthlisberger:
Also angepasst, sicher. Wir evaluieren eigentlich alle unsere Kurse. Wenn sie mal, also die curricularen Kurse evaluieren wir, sobald sie durch sind. Und passen dann den Inhalt an. Die größten Anpassungen, die wir bis jetzt gemacht haben, ist, ich muss sagen, unsere Kurse sind so aufgebaut, dass wir haben eine Onlinekomponente vor dem Kurstag, also das heißt, die kriegen Videos und Aufgaben, die sie zuhause im Selbststudium lösen müssen. Und mit der Idee, dass sie eigentlich Wissen mitbringen an dem Kurstag und am Kurstag können wir denn das Wissen anwenden und vertiefen. Und da haben wir die Rückmeldung bekommen, dass es zum Teil Doppelspurigkeiten gibt zwischen dem, was sie in der Vorbereitungsübung machen mussten, und das, was wir am Tag selber machten. Da hatten wir dann einfach rigoros, mussten wir das trennen. Wir haben so ein bisschen mehr das Erwartungsmanagement ein bisschen angepasst, indem wir klar gesagt haben: Das ist Vorbereitung. Das müsst ihr wissen. Bringt das mit und am Kurstag erzählen wir nicht etwas Neues. Sondern wirklich, es geht darum, das Wissen zu vertiefen. Das hat uns sehr geholfen, dass auch das Feedback dann zu verbessern. Was wir auch machen, ist beim Leistungsnachweis. Sie müssen den Leistungsnachweis abgeben, und dann machen wir mit jeder Person, machen wir eine halbe Stunde ein Zoom-Meeting und besprechen den Leistungsnachweis nochmal nach. Und ich nutze das auch immer, um zu fragen: Was ist? Habt ihr noch Feedback für uns? Vor allem, wenn es jetzt Bachelorstudierende waren, frage ich nach, zum Beispiel: Wie ist es für Euch gegangen? War es schwierig oder was hättet Ihr noch von uns gebraucht? Bei PhDs frage ich, ob es zu langweilig war oder wie das Niveau für sie war. Und das versuche ich dann auch einzubringen. Wir versuchen zwar wirklich auch, also wir haben am Anfang viel geändert. Wir sind kürzlich mal drüber gegangen und haben geschaut: Haben wir zu viel geändert oder sind die Inhalte noch so ungefähr gleich? Da haben wir uns beruhigt, Lernziele sind eigentlich sind alle jetzt gleich, mehr oder weniger gleichgeblieben. Aktivitäten haben sich ein bisschen angepasst, aber nicht zu fest. Also, es gibt so eine… Also, es gibt eine Kontinuität durch die Kurse hinweg, und wir versuchen jetzt auch, die Kurse nicht noch mehr anzupassen. Also, wenn man das jedes Semester macht, dann macht das dann irgendwie auch keinen Sinn mehr, weil man immer wieder etwas Neues macht. Also, es hat so keine Kontinuität in den Inhalten dann drin, und das möchten wir ja eigentlich schon. Aber also, wenn wir natürlich Feedback bekommen, das und das habe ich nicht verstanden, dann versuchen wir, das umzuformulieren, dass es klarer ist, was man machen muss.
[00:34:51] Doreen Siegfried:
Ja, ja, okay, super. Welche Rolle spielen denn bei Ihnen… Also, Sie haben ja schon gesagt: Okay, es gibt ein Vorstudium und da müssen die Leute sich Videos angucken und selbst sich sozusagen erst mal so ein Grundwissen raufschaffen. Also, welche Rolle spielt die Integration von Onlineelementen in den Unterricht und auch die Schaffung von hybriden Lernumgebungen? Ist das ein Mix aus Selbststudium und dann Aktivität, Diskussionen? Ist es wichtig, dass die Leute sich vor Ort treffen? Also wie sind da hier Ihre Erfahrungen von diesen hybriden Veranstaltungen?
[00:35:27] Melanie Röthlisberger:
Also, wir machen die Kurse nicht hybrid, sondern wirklich es ist blended learning, das heißt online, vorher Kurs, also ein Kurstag und dann Leistungsnachweis im Nachhinein auch nochmal online. Wir arbeiten mit dem …, also Universität Zürich hat ein LMS, das heißt OLAT. Wir arbeiten eigentlich sehr fest mit dem, haben da auch Übungen drin, und es ist nicht nur eine Dropbox-Ablage, wo man PDFs hochlädt, sondern wir benutzen es wirklich auch, um das Ganze ein bisschen interaktiver zu gestalten. Aber es ist wichtig für uns, dass die Leute vor Ort sind, weil wir Gruppenarbeiten machen, Gruppendiskussionen, auch Einzelarbeiten. Aber es geht wirklich um den Austausch. Also, es ist ein interdisziplinärer Kurs und er wird von der School angeboten, das heißt, er muss eigentlich dieses Thema Transdisziplinarität oder Interdisziplinarität müssen wir irgendwie aufgreifen. Und das heißt, die Studierenden müssen in Kontakt miteinander kommen, um überhaupt zu erfahren, wie das in anderen Disziplinen läuft. Und es ist … also wir geben ein, es ist ein Kurs, der einen ECTS gibt. Das heißt, normalerweise wären es eigentlich zwei Kurstage und wir machen es ein mit einem Kurstag, aber dafür mit diesen Onlineelementen vorher und nachher.
[00:36:41] Doreen Siegfried:
Okay. Dann, was mich noch interessieren würde. Es gibt ja … die Studierenden kommen ja aus unterschiedlichen Disziplinen und wahrscheinlich so auch mit unterschiedlichen Bedürfnissen in Ihre Kurse. Was sind denn so die wichtigsten Bedürfnisse?
[00:36:54] Melanie Röthlisberger:
Die meisten, mit denen ich rede, sagen, sie hatten keine Erwartungen an den Kurs, außer zu erfahren, um was es geht. Ich glaube nicht, dass man von Bedürfnissen reden kann. Es geht also einerseits, es geht ihnen darum, dass sie auch den ECTS-Punkt bekommen, aber auch, dass sie die Inhalte halt verstehen. Bei den Bachelorstudierenden haben wir gemerkt, beim Open Access-Kurs zum Beispiel kommen viele mit der Erwartung, es geht um Open Data, Open Access, alles, was irgendwie öffentlich zugänglich ist. Und dann müssen wir sie häufig halt dann so ein bisschen …, also der Fokus ist auf Publikationen. Und da ist dann … Da sind sie also nicht erschrocken, aber wir haben die Rückmeldung erhalten, dass sie dachten, es wäre zu allem, und dann ist es halt nur zu Publikationen. Die Erwartungen waren zwar ein bisschen anders, aber Bedürfnisse weiß ich nicht, ob da … also ich weiß nicht, mit welchen Bedürfnissen die Leute kommen. Ich weiß, dass sie häufig sagen, wenn wir sie fragen: „Ja, was sollen wir beibehalten?“, dass sie sagen, „Ja, die Gruppenaktivitäten waren super, es war eine gute Lernatmosphäre“. Einfach diese Diskussionen, die sie miteinander führen konnten, den Austausch untereinander“, das ist etwas, was immer, immer gut ankommt. Das in all unseren Kursen zieht sich das so durch, wenn wir sie evaluieren. Das haben sie…, das ist so der Pluspunkt. Ich weiß nicht, ob es ein Bedürfnis ist von Studierenden, dass sie sich zwingend mit anderen austauschen wollten. Vielleicht kommen auch welche in Kursen möchten eigentlich lieber gerne Einzelarbeit machen. Ja.
[00:38:35] Doreen Siegfried:
Ja, ja, okay. Aber das kommt gut an. Welche Zukunftspläne haben Sie denn sozusagen jetzt für die Weiterentwicklung Ihrer Lehre und auch vielleicht noch der Integration des Open Science Games? Also was wollen Sie, was wollen Sie noch in den nächsten Jahren noch zusätzlich machen oder anders machen oder neu machen?
[00:38:55] Melanie Röthlisberger:
Wir wollen die Videos… Also wir haben sehr viele Videos zu unterschiedlichen Themen, die die Studierenden im Voraus schauen müssen. Die sind jetzt alle noch so ein bisschen, also einerseits miteinander verbunden. In dem zum Beispiel im Open Access-Kurs sind es, glaube ich, vier oder sechs so kleine Kurzvideos, wo wir halt von einem Video auf das andere Video hinweisen. Und was wir eigentlich machen möchten, ist, diese Videos wie eigenständige Videos zur Verfügung stellen zu können und diese auch öffentlich zu machen. Sodass jemand, auch eben wenn die Leute nicht unbedingt jetzt Interaktionen möchten und Gruppendiskussionen und das Thema vertiefen, sondern sich wirklich einfach nur kurz Informationen holen wollen an der Universität Zürich „Ich möchte Open Access publizieren. Was steht mir zur Verfügung? Wie mache ich das?“ und dann diese Videos schauen können. Und das möchten wir machen. Wir möchten auch die Lehrinhalte, die wir haben, seit einiger Zeit schon möchten wir das als OER aufbereiten, also, dass sie, dass wir sie auch öffentlich teilen können. Da sind wir momentan dran, auch am Abklären mit urheberrechtlichen Inhalten, die wir halt jetzt in den Kursen noch haben. Es ist also so kleine Sachen wie Icons, die man in Powerpoint drin hat, von Microsoft, darf man ja da nicht brauchen. Man muss dann ein öffentliches Icon, also ein Icon holen, das mit CC0 publiziert wurde zum Beispiel, und das einbauen. Also, das muss man, das müssen wir alles abändern. Wir müssen auch die Beschreibung des Lehrplans – also wir haben so einen ausgeklügelten, also nicht ausgeklügelt, aber einen sehr detaillierten Plan, was wir wann machen mit den Studierenden, welche Materialen wir brauchen, wie viel Zeit, dass es braucht, wer verantwortlich ist. Und diese Beschreibungen müssen wir so umschreiben, dass sie auch für externe Personen verständlich sind und nicht. Also wir wissen ja, wie es läuft, wir wissen, wir wissen, was wir machen müssen, aber dass es dann auch für andere verständlich ist, da sind wir dran.
[00:40:40] Doreen Siegfried:
Genau ich glaube, da stoßen Sie viele offene Türen ein, wenn Sie sagen, dass Sie sozusagen sowohl das Lehrkonzept als auch die Lehrmaterialien teilen. Weil ich weiß bei uns aus der Wirtschaftsforschung gibt es viele, die interessiert sind tatsächlich an solchen OERs zum Thema Open Science, Open Access und so weiter. Um dann eben problemlos und ohne Sorge, dass man da irgendwelche Urheberrechte verletzt, das entsprechend auch selbst anwenden zu können.
[00:41:05] Melanie Röthlisberger:
Also eben nicht nur die Leute, die es lernen wollen, sondern eben die Leute, die es umsetzen wollen.
[00:41:09] Doreen Siegfried:
Ja, ja. Genau ja, genau. Ja, super. Letzte Frage. Welche Tipps haben Sie denn für Ihre Peers? Also genau für die Leute, die es lehren wollen und die sich mit der Ausbildung von Studierenden im Feld von Open Science befassen?
[00:41:25] Melanie Röthlisberger:
Lernziele formulieren wäre für mich ein wichtiges, also wäre ein wichtiger Tipp. Ich habe manchmal gemerkt, wenn ich bei anderen Leuten in Kursen bin, dass es sehr unklar ist, was lerne ich jetzt und die Inhalte des Kurses auch gar nicht mit den Lernzielen irgendwie übereinstimmen. Und ich habe also, ich habe eine Ausbildung gemacht, nicht extra jetzt, um diese Kurse zu unterrichten, sondern allgemein für die Hochschuldidaktik, und habe gemerkt, dass es mir auch sehr hilft, wenn ich weiß: „Okay, das ist das Lernziel. Diese Übung passt zu diesem Lernziel und der Leistungsnachweis deckt auch diese Lernziele ab“. Also, dass es so ein constructive alignment sagt man, den hat. Und was ich auch… Also, es wäre noch lustig, wenn jetzt jemand zugehört hat und gesagt hat „Ah, diesen Ebola-Case, den sie beschreibt, den habe ich auch schon mal gesehen“, weil den haben wir zum Beispiel auch von jemandem anderen genommen. Also, es gibt so viel Übungsmaterial da draußen, dass man… ich habe das Rad nicht neu erfunden. Ich habe vielleicht ein paar Aktivitäten umgebaut oder anders zusammengestellt oder da noch eine Diskussion eingebaut, dass es ein bisschen einen roten Faden hat auch für uns, für unseren Kurs dann jeweils. Aber es gibt so viel Material da draußen, dass man nutzen kann, und das also, dass man auch nutzen darf, weil es mit CC-BY veröffentlicht wurde, zum Beispiel, oder explizit auch als Lernmaterial gedacht ist. Dass man sich zuerst mal umschauen kann, was ist da. Und nicht eben nicht das Rad neu erfinden. Schauen Sie zuerst mal, was es hat und dann kann man das Rad immer noch neu erfinden.
[00:42:53] Doreen Siegfried:
Und vielleicht da noch mal ganz konkrete Frage. Wenn Sie sagen, das Internet ist eigentlich voll von Inhalten, von Videos, von Materialien und so weiter, haben Sie da vielleicht so eine ganz gute Anlaufstelle oder muss man sich das alles irgendwie zusammen googeln?
[00:43:08] Melanie Röthlisberger:
Also für Datenmanagement habe ich vom UK Data Archive gibt es so ein… Also ich habe mir ja sogar das Buch bestellt, es heißt „Managing your Data“. Ich müsste nochmal nachschauen, wie es heißt. Aber es gibt, vom UK Data Archive gibt es so ein Buch. Die haben das für die Social Sciences zwar gemacht, aber es geht wirklich darum, es hat auch auch Übungen drin, die man machen kann. Und die anderen habe ich, wo habe ich die gefunden? Ich habe natürlich schon auch eine Liste gemacht. Also ich habe eine Liste mit Links, wo ich Lerninhalte herhabe und wo auch, wo ich auch die also die Studierenden hinleite. Beim Cessda zum Beispiel habe ich … also der Cessda Data Management Expert Guide ist etwa eine Ressource, die wir fest nutzen. Also kann man viel damit machen. Wir lassen sie halt auch die FOSTER-Kurse besuchen. Also wenn wir sagen, „Ihr müsst eine Einführung in was ist überhaupt Open Science“ haben, es gibt ein FOSTER-Kurs zu Open Science, dann sagen wir da „Eine Stunde Vorbereitungsaufgabe: schaut Euch diesen Kurs an“. Das haben wir auch häufig genutzt. Aber das sind so diese, die ich jetzt gerade benennen kann.
[00:44:22] Doreen Siegfried:
Ich würde vorschlagen für unsere Zuhörerinnen und Zuhörer, wir packen vielleicht noch ein paar spannende Links in die Shownotes, dann können Sie sich da alle durchwühlen.
[00:44:32] Melanie Röthlisberger:
Das mache ich gern.
[00:44:33] Doreen Siegfried:
Ja, super. Dann würde ich an der Stelle sagen, vielen Dank. Auch vielen Dank an Sie da draußen an den Kopfhörer. Ich hoffe, es hat ihnen gefallen. Lassen Sie uns gerne Feedback da. Auch gerne Kritisches, via E-Mail oder X oder YouTube oder Linkedin, wie auch immer. Abonnieren Sie uns fleißig auf iTunes oder Spotify oder überall dort, wo man Podcasts hört, und ich freue mich aufs nächste Mal. Danke schön!
[00:44:44] Melanie Röthlisberger:
Danke vielmals.