Folge 33: Erfolgreiches Scholar-led Publizieren

The Future is Open Science – Folge 33: Erfolgreiches Scholar-led Publizieren

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Dr. Doreen Siegfried
Leitung Marketing und Public Relations, ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft

Marcel Wrzesinski
Open-Access-Officer und Leitung BMBF-Projekt „Scholar-led Plus“, Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft

[00:00:00] Intro

[00:00:02] Marcel Wrzesinski:
Die Wissenschaft ist ja auch im Wandel begriffen. Aber ich glaube, diese Idee, dass nicht die Frage von Gewinnmaximierung oder von Erfolg das leitende Prinzip ist, sondern hier eben der Inhalt oder andere wissenschaftliche Werte.

[00:00:19] Marcel Wrzesinski:
Ja, ich glaube, ich glaube, das Thema wissenschaftsgeleitetes Publizieren ist ein guter Weg, um diese digitale Souveränität, digital souveranity, die ja in vielerlei Menschenmunde ist aktuell in unterschiedlichen, sozusagen thematischen, Zusammenhängen. Ich glaube, das ist ein guter… Wissenschaftsgeleitetes Publizieren ist ein guter Weg, die wieder zu erlangen.

[00:00:43] Marcel Wrzesinski:

Also hier geht es schon darum, dass man das wissenschaftliche Wissen wieder zurückholt zu jenen, die es produziert haben. Und es den Menschen zur Verfügung stellt, die damit wirklich was anfangen sollen, nämlich der Gesellschaft, denn dafür macht man ja Wissenschaft.

[00:01:01] Doreen Siegfried:
Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von „The Future is Open Science“, dem Podcast der ZBW. Mein Name ist Doreen Siegfried und ich treffe mich hier mit ganz unterschiedlichen Leuten aus dem Wissenschaftsbetrieb, die Ihnen verraten, wie sie in ihrer täglichen Arbeit Open Science voranbringen. Heute reden wir über neue Publikationsmodelle in der Wissenschaft, über die Zukunft wissenschaftlicher Zeitschriften und über den gerechten Zugang zur wissenschaftlichen Literatur. Also die ganz großen Themen. Und zu Gast habe ich heute einen Wissenschaftler, der sich in seiner Forschung am Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft, auch bekannt unter HIIG, mit nachhaltigen Geschäftsmodellen für ein wissenschaftsgeführtes, gebührenfreies Publizieren beschäftigt. Was das genau ist, werden wir noch klären. Und ein Gast, der auch verschiedene Forschungseinrichtungen rund um das Thema Open Access und Open Science berät. Es ist mir eine Freude, unseren Gast heute hier zu haben. Herzlich willkommen, Marcel!

[00:02:10] Marcel Wrzesinski:
Hallo, schönen guten Tag! Danke für die Einladung.

[00:02:13] Doreen Siegfried:
Hallo. Du hast Anfang August, also sozusagen kurz bevor wir gesprochen haben, vor wenigen Tagen ganz frisch sechs Handreichungen zum wissenschaftsgeleiteten Publizieren mit Praxistipps und Perspektiven herausgegeben. Was war die Hauptmotivation hinter der Erstellung der Handreichung. Also, was war die Idee dahinter?

[00:02:36] Marcel Wrzesinski:
Ja, das war so ein bisschen gemischt, eigentlich zwei Sachen. Auf der einen Seite waren es persönliche Beobachtungen, die ich, also sozusagen nicht empirisch, wie man sagen würde, die ich als Redakteur oder auch als Herausgeber im Bereich, also in der Wissenschaft, eben gemacht habe. Nämlich, dass Zeitschriften oder auch die Zeitschriften, für die ich tätig bin, tolle Arbeit machen, auf der einen Seite, aber zugleich in dieser alltäglichen Praxis viele Fragen aufkommen, viele Herausforderungen sozusagen entstehen. Und wir immer nicht so richtig wissen, wie wir das sozusagen adressieren können, wo wir Antworten bekommen, wie wir mit diesen Herausforderungen umgehen. Man findet dann immer eine Lösung über drei Ecken. Aber der Wunsch sozusagen, wie macht man das eigentlich grundsätzlich? Da nochmal zu schauen, da Informationen zu bekommen. Das fehlte uns. Das ist so über die Jahre oft gewachsen. Diese persönlichen Beobachtungen sind dann ein Stück weit ergänzt durch Forschungsergebnisse aus unterschiedlichen Projekten, die zum Beispiel hier am HIIG stattgefunden haben, wo wir dann auch ganz konkret gesehen haben, also, da passiert tolle Arbeit. Aber das weiß ich nicht, wenn wir bei uns die Infrastruktur, die technische Infrastruktur anschauen, dass ist eher so zusammengebastelt. Da könnte man vielleicht noch was Anderes, ein bisschen, ich sag mal, Nachhaltigeres aufsetzen. Das gleiche ist, oha, also, es funktioniert bislang immer mit Blick auf Governance und vielleicht auch auf die Rechtssicherheit, die Urheberrechte in einer Zeitschrift, aber das ist auch eher nur der Fall, weil das sozusagen noch zu keinen größeren Konflikten oder Problemen gekommen ist. Also, und diese Themen, die sozusagen uns oder die mir in meiner persönlichen Beobachtung als Redakteur, eben aber auch in Forschungsprojekten uns begegnet sind, die wollten wir dann eben erst mal noch konkreter erheben. Das war der erste Teil, der sozusagen den Handreichungen vorausging, aber dann eben auch ganz konkret in diesen Handreichungen ansprechen und dadurch die Zeitschriften sozusagen auf ein sicheres Fundament stellen. Das war der Hintergrund.

[00:04:39] Doreen Siegfried:
Ja, okay. Dieses ganze Thema scholar-led Publikationen, Zeitschriften und so weiter, das taucht ja häufig auf. Ein Argument, was man häufig liest, ist, dass mehr Bibliodiversität gewünscht ist. Was verstehst du unter einem bibliodiversen Open Access-Ökosystem? Und warum ist diese Diversität, die ja damit durch diese Handreichung auch nochmal befördert wird, für die Wissenschaft so wichtig?

[00:05:09] Marcel Wrzesinski:
Der Begriff ist ja relativ groß und auch schon einige Zeit länger im, vor allen, glaub ich, im Publizieren oder auch im bibliothekarischen oder bibliothekswissenschaftlichen Bereich unterwegs. Wenn man es mal sehr stark runterbricht, glaube ich, geht es nur darum, dass eben unterschiedliche, also für den Bereich, über den wir reden: Open Access, Open Science, dass unterschiedliche Modelle des Open Access- Publizierens vorhanden sind oder eine Existenzberechtigung haben. Das heißt, es geht um eine Vielfalt von Formaten, also was für Ausgabe, wie vermittele ich Wissen, ist es der Forschungsartikel, sind es vielleicht aber auch Blogbeiträge, sind es Podcasts. Eine Vielfalt von Prozessen. Also wie wird publiziert? Gibt es da sozusagen… Also das wäre ja schön, wenn wir alle möglichen Abläufe oder Wege fördern, in denen heutzutage Wissenschaftler:innen ihr Wissen veröffentlichen. Aber eben auch eine Vielfalt im Bereich Organisationsstrukturen. Wir werden ja noch über dieses Gegensatzpaar von kommerziell, nicht kommerziell, aber eben auch andere Prinzipien, die da eine Rolle spielen, dass die eben gleichberechtigt nebeneinander existieren können. Und das ist ja beispielsweise etwas, was Open Access auch nicht meint, ist, dass man Verlage nicht will, sozusagen. Das ist ja auch Teil sozusagen der Bibliodiversität, dass es eben unterschiedliche Akteur:innen gibt, die unterschiedliche Dinge machen, die alle koexistieren können. Und das sozusagen ist aus unserer Sicht mit Blick auf diese Zeitschriften, die wir im Blick haben, eben die wissenschaftsgeleiteten, von zentraler Bedeutung. Denn die leisten einen wichtigen Anteil oder einen wichtigen Beitrag dazu, dass beispielsweise auch verlagsunabhängiges Publizieren wahrgenommen wird. Dass die Ergebnisse, die vielleicht noch ein bisschen randständiger sind, die vielleicht aus kleineren oder trans- und interdisziplinären Fachzusammenhängen kommen, eben auch ihre Berechtigungen auf dem Publikationsmarkt haben. Neben den großen top gerankten Journals, zum Beispiel aus den Wirtschaftswissenschaften, die natürlich eine sehr, sehr voluminöse und mächtige Disziplin sind, in Anführungsstrichen. Also, die haben natürlich eine andere Strahlkraft als eben bestimmte kleinere Zusammenhänge. Und darum geht es, glaube ich, aus unserer Sicht, eben diese Form des Publizierens und damit auch der wissenschaftlichen Ergebnisse, darum geht es ja, uns eben sichtbar zu machen.

[00:07:28] Doreen Siegfried:
Ja, okay. Also man könnte zusammenfassen, dass nicht nur der Mainstream gesehen wird, der in den großen Verlagszeitschriften veröffentlicht wird, in den AAA-Zeitschriften, sondern dass man auch mal links und rechts und oben und unten guckt, was es sonst noch so für interessante Forschungsergebnisse gibt.

[00:07:44] Marcel Wrzesinski:
Ja.

[00:07:44] Doreen Siegfried:
Ja okay. Wie siehst du denn, du hast jetzt gerade schon die Bibliotheken angesprochen. Wie siehst du denn die Rolle von Forschungsinfrastrukturen? Das sind ja viele verschiedenste Arten von Einrichtungen, von Forschungsorganisationen, Forschungsförderern von Bund und Ländern, in dieser ganzen großen Thematik Open Access-Transformation in Deutschland.

[00:08:06] Marcel Wrzesinski:
Ja, ich glaube, das kann, und da sind sich, soweit ich das sehe, auch alle einig, kann nur ein gemeinsamer Kraftakt sein. Wenn man diese Open Access Transformation ernst nimmt, wenn man also die Quoten oder die Anteile an Open Access- Publikationen, die man sich vornimmt, die man vielleicht auch noch erhöhen könnte, ernst nimmt, dann muss das ein sehr enges Zusammenspiel aus diesen unterschiedlichen Einrichtungen, also Infrastrukturen, aber also, wie man ja auch im englischen sagt, die Research Performing Organisations und die Research Funding Organisations sein. Aber eben auch mit dezidiertem Eingriff, und das passiert ja beispielsweise durch Förderung von den Bundesministerien oder der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Also, ich glaube, das, sozusagen, hängt ganz, ganz eng miteinander zusammen. Was jedoch manche natürlich noch vermissen, beispielsweise das scholar-led Network, indem ich ja auch mitwirke, ist eine übergeordnete, eine dezidierte Strategie, wie das ablaufen soll. Das ist sicherlich einfach auch der unterschiedlichen Akteur:innen geschuldet, dass sozusagen da noch nicht genau aus sozusagen definiert wurde, wer zu welchem Zeitpunkt welche Rolle zu spielen hat, um Forschung insgesamt zu öffnen. Aber da gibt es ja aktuell auch Bestrebungen und Initiativen, die beispielsweise über eine gemeinsame Open Science-, Open Research-Strategie nachdenken. Und ich glaube, das ist ein Weg, den wir jetzt gehen sollten, diese strategische Ausrichtung dieser unterschiedlichen, wirklich guten Einzelinitiativen, Vorhaben, Engagements eben von den Akteur:innen, die du gerade genannt hast, Infrastrukturen, Organisationen, Förderern, Bund, Länder etc.

[00:09:40] Doreen Siegfried:
Okay. Die Handreichungen, über die wir nachher noch, also über die ich nachher nochmal etwas ausführlicher sprechen möchte, richten sich ja an Wissenschaftler:innen, die jetzt selbst das Zepter in die Hand nehmen wollen. Also das große Motto würde ich mal benennen als „Von der Wissenschaft für die Wissenschaft“ oder „Publikationen wieder zurück in die, tatsächlich in die Hände der Wissenschaft“. Nun finden sich hier Begrifflichkeiten. Du hast jetzt schon gesagt, scholar-led.network. Also, es gibt einmal so Begrifflichkeiten, wie scholar-led. Dann gibt es Begrifflichkeiten wie wissenschaftsgeleitet oder auch Community driven, Community based und so weiter. Sind das alles Synonyme, oder kannst du es mal für unsere Zuhörerinnen und Zuhörer, die jetzt da nicht so tief drinstecken, vielleicht mal definieren, was die Unterschiede sind oder was vielleicht auch Gemeinsamkeiten sind?

[00:10:29] Marcel Wrzesinski:
Ja. Genau. Ich glaube, dass diese Unterscheidung, das ist wirklich vorrangig auch für was für Leute, die sehr tief drinstecken, die sich mit den Fragen auch beschäftigen, wie beforschen wir diese Form der Publikationskulturen oder eben auch, welche Rolle spielen bestimmte Governance Prinzipien dafür. Wir haben uns ja für die Handreichung, für einen eingedeutschten oder den deutschen Begriff entschieden. Wissenschaftsgeleitet, da steckt, glaube ich, auch schon sehr viel drin. Also unabhängig, ob man jetzt wissenschaftsgeleitet, scholar led oder Community driven sagt. Ich glaube, dass die Gemeinsamkeit ist immer, dass es Publizieren im Interesse der Wissenschaft ist. Wobei, wenn man es aus Wissenschaftssicht sieht, geht es da vorrangig um die Inhalte, also, dass diese Inhalte eben im Vordergrund stehen. Die Wissenschaft hat ja ein genuines Anliegen, ihre Ergebnisse zu kommunizieren, sie eben der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen, damit eben damit Dinge gemacht werden können. Ich glaube auch, dass alle von diesen unterschiedlichen Projekten, ob jetzt scholar led, community driven oder wissenschaftsgeleitet, die Unterstützung von öffentlichen Infrastrukturen brauchen und suchen. Also beispielsweise, wenn es um Redaktionsmanagementsoftware geht, wenn es um Langzeitarchivierung geht, wenn es um die Abfrage von Identifiern, also diesen digitalen Identifikationsdiensten geht. Ich glaube, hier sind sich alle einig, dass man sozusagen da schon auf große Institutionen setzen soll. Der wesentliche Unterschied, so wie ich das aus der Literatur mir erschlossen habe, liegt, glaube ich, eher darin, dass diese scholar led Projekte ein Stück weit stärker auf ihre institutionelle Unabhängigkeit insistieren und damit betonen wollen, dass Forschung natürlich nicht nur an großen Universitäten oder auch an kleinen Universitäten gemacht wird. Sondern dass es eben auch freie Forschungszusammenhänge gibt, dass es scholars gibt, im weitesten Sinne Wissenschaftler:innen gibt, die eben an keiner Einrichtung tätig sind und trotzdem tolle und wertvolle Arbeit machen. Und entsprechend auch Zeitschriften, Blogs, Buchprojekte, die nicht zwangsläufig an großen Einrichtungen angedockt sein müssen. Und dem gegenüber gibt es dann, so scheint mir, die Community driven Projekte, sozusagen als umbrella term, die diese institutionelle Nähe suchen. Also in Deutschland gibt es ja auch das Modell der nicht kommerziellen Universitätsverlage oder der weitgehend nicht kommerziellen Universitätsverlage. Und diese Community driven-Projekte schließen sich dann sehr eng an diese Einrichtung ein Stück weit an. Also wenn man etwa daran denkt, dass die Leibniz-Gemeinschaft oder eben große Universitäten Zeitschriften herausgeben oder als Trägerschaft mitmachen, das wäre dann sozusagen der Unterschied. Diese, glaube ich, feinen Linien und diese Differenzierung sind meines Erachtens eher deskriptiver Natur. Ich glaube, niemand möchte damit eine Wertung verbinden und sagen, das ist besser oder das ist schlechter, sondern das ist einfach eben die Frage, wie ist sozusagen das Organisationsmodell und für welchen Weg entscheidet man sich hier. Unter der Prämisse immer, dass alle koexistieren können. Das wäre natürlich wichtig, dass wir die einen nicht vergessen, wenn wir die anderen besonders fördern. Also das ist eben der Punkt. Und ich glaube, da setzen viele scholar-led-Projekte vielleicht noch kurz oder heben die Hand und sagen, „Ja, es ist gut und wichtig, dass in großen Einrichtungen Sachen gefördert werden, aber schaut doch noch mal auf die außeruniversitären, die nicht institutionellen Publikationsprojekte“. Und wenn wir das tun, glaube ich, kann man das wunderbar nebenher laufen und nebeneinander laufen lassen.

[00:13:59] Doreen Siegfried:
Ja, okay. Wenn ich jetzt tatsächlich Wissenschaftlerin wäre und mich zusammen mit meinen Kolleg:innen an den Start begeben würde, um tatsächlich ein eigenes Journal aufzusetzen, hab ich ja jetzt die super Möglichkeit, mich erst mal durch die Handreichungen zu arbeiten. Dann habe ich auf jeden Fall schon mal eine super gute Basis. Aber was würdest du sagen, was ist in deinen Augen die größte Herausforderung, vor der Wissenschaftler:innen mit ihren Partnern sozusagen stehen, um diese Open Access-Transformation zu bewerkstelligen?

[00:14:37] Marcel Wrzesinski:
Ja, das teilt sich, glaube ich, ein bisschen, danach auf, ob ich sozusagen von Grund auf neu anfangen möchte oder ob ich sozusagen etwas aktiv transformiere. Also wenn wir uns jetzt den Bereich des Zeitschriften Publizierens insbesondere anschauen. Diese Frage, nehme ich ein bestehendes Journal und übertrage ich das in das Open Access-Modell, also flippe ich es, wie man ja sagt. Oder gründe ich etwas neu. Wenn wir uns mal den Bereich der Neugründung anschauen, weil das sozusagen ja auch oft mit diesem Gedanken des Wissenschaftsgeleiteten vielfach verbunden wird, dann sind die größten Herausforderungen, und wir haben das jüngst in einer Delphi Studie erhoben, also in einem Studienmodell, wo wir uns an Expert:innen gewandt haben und sie gefragt haben, wie sozusagen die Problemlagen aussehen. Und da wurde ganz klar gesagt, Finanzierung, das Organisations- und Governance Modell und die Reputationssicherung sind die zentralen Themen, wo neue Zeitschriften vor einer großen Herausforderung stehen. Also Finanzierung langfristig in dem Fall. Governance oder Organisationsform belastbar. Also so, dass sie auch in einigen Jahren noch besteht. Wir kennen das, Wissenschaftskarrieren sind immer im Wandel begriffen, Menschen wechseln die Institutionen oder gehen oder scheiden ganz aus dem Forschungszusammenhang. Wie geht man damit um? Und natürlich, wie werde ich anerkannt? Wie baue ich eine Reputation auf? Wie werde ich sichtbar? Wie werde ich wahrgenommen? Das sind alles Themen, die gerade neue Zeitschriften vor ungeheure Herausforderungen stellt, weil schlicht und ergreifend Wissenschaft natürlich auch immer ihren eigenen Logiken folgt. Das ist ein System, das bestimmten Prinzipien sozusagen unterliegt und da muss man einfach schauen, wo man als einzelne Zeitschrift bleibt. Große Themen sind auch noch natürlich Rechtssicherheit und infrastrukturelle Unterstützung. Die wurden aber in letzter Zeit erfreulicherweise bereits angegangen. Es gibt viele tolle Initiativen, die Rechtssicherheit beispielsweise im Bereich Urheberrecht für Zeitschriften bieten. Das Projekt AuROA hat dazu ja ganz toll gearbeitet. Es gibt unzählige, mittlerweile mehr und mehr infrastrukturelle Unterstützungen, Universitätsverlagsneugründungen, die sozusagen diese technischen Services anbieten für vielerlei Zeitschriften, auch neue. Also, es gibt hier in dem Bereich schon viele Dinge, aber diese drei Sachen Finanzierung, Governance, Reputation, da, so sagte man uns, drückt noch immer der Schuh bei ganz vielen.

[00:16:58] Doreen Siegfried:
Ja, das kann ich mir super gut vorstellen. Du hast jetzt gerade Governance erwähnt. Warum denkst du, ist es so wichtig, dass wissenschaftsgeleitetes Publizieren so nicht kommerzielle Prinzipien der Governance verfolgt? Was ist das Besondere daran?

[00:17:10] Marcel Wrzesinski:
Ja, ich glaube halt, weil Wissenschaft nicht kommerziellen Prinzipien folgt oder folgen sollte. Die Wissenschaft ist ja auch im Wandel begriffen. Aber ich glaube, diese Idee, das nicht die Frage von Gewinnmaximierung oder von Erfolg das leitende Prinzip ist, sondern hier eben der Inhalt oder andere wissenschaftliche Werte. Und wenn wir das sozusagen ein Stück weit ausdehnen und sagen, na ja, wissenschaftliches Publizieren ist ja eigentlich nichts Anderes als wissenschaftliches Kommunizieren und das wiederum ja eben Teil der wissenschaftlichen Arbeit sein soll, wie auch immer man das dann macht. Aber zumindest ist ja die Idee von Wissenschaft nicht nur, in dem Elfenbeinturm zu sitzen und etwas zu schreiben, sondern im Idealfall es auch irgendwie rauszugeben in die Welt. Und ich glaube, da ist das Prinzip des nicht kommerziellen oder der nicht kommerzielle Anspruch eben für die Wissenschaft leitend. Und deswegen glaube ich, dass es auch fürs Publizieren oder zumindest mit Blick auf die sozusagen einzelnen Lösungen, die wir da gefunden oder die es da gibt, die einzelnen Projekte, ein ganz spannendes Prinzip. Für diese Form, sozusagen für diese Art des nicht kommerziellen Publizierens, braucht es dann eben Publikationsprofis, es braucht Kommunikationsprofis, die eben auch aus der Wissenschaft kommen und für die Wissenschaft dann wiederum da sind. Es gibt ja da also, du selber machst das. Aber es gibt ja auch unterschiedliche andere, die sich genau diesem Schwerpunkt gewidmet haben und für wissenschaftliche Einrichtungen kommunizieren oder publizieren und eben da beratend tätig sind. Und für mich ist es eben genau aus diesem …, diese Ableitung, weil Wissenschaft nicht kommerziellem Ethos folgt, sollte das das Publizieren, zumindest tentativ, auch.

[00:18:48] Doreen Siegfried:
Ja. Du hast jetzt gerade schon vorhin bei den Herausforderungen Reputation als eine ganz große Herausforderung aufgeführt. Wenn wir uns jetzt mal das Wissenschaftsökosystem anschauen, wo stehen denn da sogenannte diamantene Publikationen, die letztlich auch auf Gebührenmodelle für Autor:innen verzichten? Wo stehen die derzeit? Welche Rolle spielen die? Ist das tatsächlich noch ein Nischenphänomen? Wächst das langsam? Wie ist deine Einschätzung da?

[00:19:18] Marcel Wrzesinski:
Ich glaube, das wächst mehr und mehr, weil in der… Mein Eindruck ist, dass es in der Open Access- oder auch in der weiteren Open Science-Community auch mehr und mehr Bewusstsein für faire Publikationsoptionen gibt. Also, das gab es natürlich schon immer und es gab immer Aktivist:innen, die dafür eingetreten sind. Aber das eben jetzt auch eins der Modelle ist auf unterschiedlichen Ebenen, die eben für die Wissenschaft das Vorrangige, die vorrangige Option sein sollen, sprich Publikationsgebühren für die Autor:innen, kann mitunter nicht die fairste Lösung sein, weil nicht alle die Möglichkeit haben, diese Publikationsgebühren zu zahlen. Das mag an bestimmten großen Einrichtungen, wie eingangs gesagt, der Fall sein. Aber unabhängige Scholars haben diese Option beispielsweise nicht oder nur sehr eingeschränkt. Es ist natürlich die Frage von Autor:innengebühren oder generell die Gebührenlast an die Forschungseinrichtung abzutreten, auch wieder eine Frage von sozusagen globaler Gerechtigkeit ein Stück weit, wenn man sich anschaut, wie Forschungsbudgets verteilt sind. Ja, also gibt es, wenn jetzt im globalen Norden größere Budgets dafür vorhanden sind und im globalen Süden weniger, dann ist es natürlich eine Frage, wie man diese Autor:innengebühren abfedert und ob man dafür Waiver hat. Also ich glaube, das ist einerseits die Frage, die eine faire Publikationsoption anzubieten, die eben für alle Forschenden, die die gleiche Teilhabe am System wissenschaftlicher Kommunikation oder am Publikationssystem ermöglicht. Und darüber hinaus, das ist ein bisschen dieses, was wir gerade angesprochen hatten, die Frage von kommerziell und nicht kommerziell. Es mag ja durchaus sein, dass eben auch unterschiedliche Verlagsmodelle vorsehen, dass man Gewinne macht mit dem wissenschaftlichen Wissen. Aber gerade über diese Open Access-Gebühren oder über diese Autor:innengebühren gibt es ja vielfach hybride Geschäftsmodelle. Also das Modell, dass man beispielsweise die Autor:innen dafür bezahlen lässt, dass der Artikel Open Access geschaltet wird, die Zeitschrift im Ganzen aber dann noch mal zusätzlich in einem Abo-Modell, in einem Subskriptionsmodell vermarktet wird und dabei entstehen Gewinnmargen. Da sind sich, glaube ich, alle einig, die, bei denen es nicht mehr darum geht, die Inhalte oder die Publikation der Inhalte zu finanzieren, sondern, so kann man es, glaube ich sagen, vorrangig um Geld zu verdienen. Und das scheint mir nicht der richtige Weg zu sein, um mit wissenschaftlichem Wissen sozusagen in die Welt zu treten, dass es da wiederum nur um das Geld geht und um die Maximierung von Profit.

[00:21:54] Doreen Siegfried:
Ja, ja, okay. Dieses Thema Fairness spielt natürlich in den Wirtschaftswissenschaften, wo ja auch viel Forschung, natürlich auf eine andere Art und Weise, anwendungsorientierte Forschung, natürlich an den Fachhochschulen, an den anwendungsorientierten Universitäten und so weiter, stattfindet, eine große Rolle, weil die natürlich über ein ganz anderes Budget verfügen als die Universität, die wiederum nochmal über ein anderes Budget verfügt als eine Exzellenzuniversität. Also, da gibt es dann tatsächlich schon so Klassen von Hochschultypen, wo Fairness momentan absolut noch nicht gegeben ist. In meinen Augen. Also insofern… Ich glaube, in den Wirtschaftswissenschaften sind sich die meisten darüber bewusst, dass einige eine privilegiertere Situation haben als andere. Okay. Wo wir über gerade über die Wirtschaftswissenschaften sprechen, ein Thema, was dort immer wieder auftaucht, ist die sogenannte Souveränität oder auch digitale Souveränität. Wie würdest du denn sagen, kann diese Souveränität denn tatsächlich durch wissenschaftsgeleitetes Publizieren unterstützt werden? Ist das die Unabhängigkeit von den Verlagen oder gibt’s da noch mehr Aspekte?

[00:23:10] Marcel Wrzesinski:
Ja, ich glaube, das Thema wissenschaftsgeleitetes Publizieren ist ein guter Weg, um diese digitale Souveränität, digital souveranity, die ja in vielerlei Menschenmunde ist aktuell in unterschiedlichen, sozusagen thematischen, Zusammenhängen… Ich glaube, das ist ein guter… Wissenschaftsgeleitetes Publizieren ist ein guter Weg, die wieder zu erlangen. Und zwar Souveränität oder digitale Souveränität, wird ja an unterschiedlichen Orten, vereinfacht gesagt, aber als einerseits definiert, um Kontrolle wieder zu erlangen und dann zur gleichen Zeit aber eine Schutzfunktion zu übernehmen. Und wenn wir uns das anschauen, was hier der Anspruch ist im wissenschaftsgeleiteten Publizieren, dann ist, glaube ich, der Ausgangspunkt eben die Irritation darüber, was für ein Business sozusagen hinter dem wissenschaftlichen, der Verbreitung des wissenschaftlichen Wissens steht und dass man da gerne stärker wieder die Kontrolle erlangen möchte. Etwas, was ja beispielsweise Fachgesellschaften oder learned socities ohnehin als ihr Ausgangsmodell hatten, also der Ursprung der Fachgesellschaft oder von größeren Fachzusammenhänge war ja eben für ihre Mitglieder, für ihre Community, das wissenschaftliche Wissen zu verbreiten. Also hier die Kontrolle einerseits wieder zu erlangen und dann aber eben als Community, und das kann natürlich nicht die einzelne Zeitschrift machen, eben eine Schutzfunktion für diese jeweiligen Publikationskontexte oder Zusammenhänge zu übernehmen. Und diese Diskussionen und diese Debatten sehen wir ja auch an unterschiedlicher Stelle, auch auf höheren Ebenen, geführt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, vom Wissenschaftsrat, wenn wir uns das Thema Datentracking anschauen. Wenn wir uns anschauen, wie es um die Urheberrechtsmodelle bestellt ist oder eben die Debatten um die Zweitveröffentlichung, die schon einige Jahre her sind. Also hier geht es schon darum, dass man das wissenschaftliche Wissen wieder zurückholt zu jenen, die es produziert haben und es den Menschen zur Verfügung stellt, die damit wirklich was anfangen sollen, nämlich der Gesellschaft. Denn dafür macht man ja Wissenschaft. Jetzt gibt es natürlich sozusagen immer noch Abstufungen, aber grob sozusagen ist der, da haben wir hier ja ein Modell von, die Wissenschaft, sozusagen, forscht damit der sozusagen, damit es der Gesellschaft dadurch letztlich bessergeht. Diese Idee einer Wissensallmende. Und ich glaube, das wird sehr gut über diese Diskussion um die digitale Souveränität herum abgebildet. Aber wie gesagt, big topic, ich glaube, …

[00:25:33] Doreen Siegfried:
Kann man lange drüber sprechen.

[00:25:33] Marcel Wrzesinski:
…wissenschaftsgeleitet und publizieren. Ja.

[00:25:37] Doreen Siegfried:
Ja, okay. Was mich jetzt interessieren würde, zurück zu den Handreichungen, oder lass uns mal ein bisschen tiefer in das Thema dieser sechs Handreichungen eintauchen. Die sind in einem aufwendigen forschungsbasierten, kollaborativen Verfahren entstanden. Du hast vorhin schon Delphi Studien erwähnt. Kannst du vielleicht für unsere Zuhörerinnen und Zuhörer etwas mehr über den Entstehungsprozess erzählen? Also die Idee, warum es zustande gekommen ist, hast du schon skizziert, aber wie war der Weg jetzt letztendlich zu den fertigen Publikationen?

[00:26:14] Marcel Wrzesinski:
Ja. Na, für uns war es halt, für uns konnte sozusagen solche Handreichung zu erstellen oder zunächst mal auch die Problemlagen zu identifizieren, nur als ein Community Projekt funktionieren. Also, es erschien uns zutiefst kontraintuitiv zu sitzen in unseren Räumen, hier im HIIG und zu überlegen, wo sind die Probleme, und wie lösen wir die? Auch wenn wir vielleicht Forschungserfahrungen oder Vorerfahrungen in dem Feld haben, musste das als Community Projekt angelegt sein. Entsprechend haben wir es auch konzipiert. Wir haben sozusagen in unterschiedlichen Stufen, im Detail möchte ich darauf jetzt nicht eingehen, aber eben zunächst mal die Problemlagen und Bedarfe erhoben. Wir haben also in unterschiedlichen Workshop-Formaten, also angeleitet, zunächst durch eine Umfrage und dann in einem Workshop-Format zentrale Themen versucht zu identifizieren. Also, wo der Bedarf ist und wie man Zeitschriften unterstützen kann. Dieser Prozess, der eben mit unterschiedlichen Stakeholdern in einem sehr, sehr groß angelegten Workshop dann zu Ende gekommen ist, hat letztlich sechs Themenbereiche, über die wir ja gleich noch sprechen können, hervorgebracht. Und diese sechs Themenbereiche haben wir dann als Ausgangspunkt genommen, um tiefer zu schauen, welche, sozusagen welche Unterthemen, welche Schwerpunkte spielen hier eine Rolle. Das ist eben auch wieder im Austausch mit der Community, in Expert:inneninterviews passiert, um dann sozusagen auch die Lösungen auf diese Problemlagen, die wir hatten, oder auf die Herausforderungen wiederum kollaborativ anzugehen oder zu produzieren. Wir haben also Expert:innengruppen dann zusammengesetzt, die gebrieft. Wir haben uns dann getroffen, bedauerlicherweise nur virtuell, weil wir aufgrund der damaligen Situation uns nicht alle in einem Raum versammeln wollten. Aber eben dann eben auch gemeinsam überlegt haben, wie können diese Handreichungen aussehen, welche Unterthemen, welche genauen, sozusagen Zuschreibungen oder inhaltlichen Segmente braucht es? Was ist sozusagen der eigentliche Kern, eben genau das alles zusammenzustellen. Und die Rolle des Projektes war in dem Fall die der Moderation. Also wir haben uns natürlich viel mit den Methoden auseinandergesetzt, die zu dieser Art der Wissensgenerierung führen. Wir haben uns überlegt, was können wir aus diesem bedarfsorientierten Vorgehen ableiten für den Schreibprozess. Wir haben natürlich versucht, Leute zu motivieren. Wir haben versucht, herauszufinden, wer am besten geeignet ist für die jeweiligen Themenbereiche. Wir haben auch darauf geachtet, dass die Expert:innengruppen möglichst divers besetzt sind. Das heißt, wir haben also nicht nur sechs Bibliothekar:innen in einer Gruppe sitzen gehabt, sondern eben Kommunikationsexpert:innen, Publikationsexpert:innen, Rechtsanwält:innen, jeweils für die unterschiedlichen Themenbereiche. Also der Prozess sozusagen sollte eben, zumindest, dass war der Versuch, wenn schon nicht repräsentativ, sondern eben minimal, die Community insgesamt motivieren und einbinden. Und ich glaube, das ist ganz gut gelungen, einfach dadurch, weil uns alle dann im Verlauf oder im Prozess zurückgemeldet haben, dass diese unterschiedlichen Perspektiven, wenn auch nicht immer optimal zu vereinbaren, aber so produktive Spannung erzeugt haben, die sich dann in den Handreichungen widergespiegelt haben. Und das ist so ein bisschen der Entstehungsprozess gewesen und die Qualitätssicherung eben dann auch durch die Community einerseits in diesem Frühjahr gewährleistet, aber natürlich jetzt auch, wo sie draußen sind, sind wir gespannt, was die Leute davon halten und wie das tatsächlich das Publizieren vereinfachen kann.

[00:29:44] Doreen Siegfried:
Ja, ich bin auch gespannt, wie die ankommen. Wann habt ihr, ganz kurze Frage, wann habt ihr angefangen, sozusagen von der ersten Idee jetzt bis letzte Woche?

[00:29:53] Doreen Siegfried:
Wie lange hat das Ganze gedauert?

[00:29:53] Marcel Wrzesinski:
Also das Projekt, aus dem die Handreichungen entstanden sind, das hat begonnen im April 2021.

[00:30:01] Doreen Siegfried:
Ah ja. Okay.

[00:30:03] Marcel Wrzesinski:
Also, wir haben mit der Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und dann gut, weiß nicht, zwei Jahre und drei oder vier Monate, muss ich gerade, müsste ich mal nachrechnen. Aber wir sind sozusagen im Juli jetzt geendet, haben wir uns eben auch Zeit genommen, um dieses Verfahren möglichst inklusiv zu gestalten und erst mal auf die Idee zu kommen. Also, die Handreichungen standen nicht am Anfang des Prozesses, sondern die waren eben ein Ergebnis des Prozesses. Wir hatten unterschiedliche Ideen und Modelle geplant oder uns überlegt. Aber diese Idee der praxisnahen Handreichungen, die sind eben erst während der Bedarfsorientierung oder eben den Erhebungen der Problemlagen in dieser Form zumindest entstanden.

[00:30:43] Doreen Siegfried:
Okay. Wir haben jetzt sechs Handreichungen vor uns liegen. Willst du vielleicht mal zu jeder Handreichung kurz einen Satz sagen, worum geht’s und ist das sozusagen von vorne bis hinten der Weg? Oder habt ihr gesagt, es ist egal, wie der Weg eigentlich ist, vom leeren Blatt Papier bis zur fertigen Zeitschrift. Wir konzentrieren uns nur auf die Bedarfe, und ja… Vielleicht kannst du kurz was sagen zu diesen sechs Handreichungen.

[00:31:08] Marcel Wrzesinski:
Ja. Also die Handreichungen sollen ja insgesamt Grundlagenwissen vermitteln. Das ist vielleicht nochmal wichtig zu betonen. Weil wir natürlich aufgrund der Diversität der Community also, oder um es anders zu sagen, ganz praktisch: in unterschiedlichen Redaktionen und Kontexten gibt es unterschiedliche Wissensstände. Wenn wir uns also eine Zielgruppe definieren, können wir überhaupt nicht abbilden, dass diese einzelnen Gruppen eben alle das gleiche Wissen haben. Wir wollen also Grundlagenwissen liefern, das praxisrelevant ist. Das heißt, es sind keine wissenschaftlichen Aufsätze und der eine oder andere mag vielleicht auch Teile überspringen der jeweiligen Handreichung. Kern ist aber eben zu sechs Themenbereichen jeweils was zu sagen. Wir haben also eine Handreichung zu Technik und Infrastrukturen, wo es insbesondere darum geht, wie digitale Technologien, Publikationstechnologien das Publizieren erleichtern können, aber auch, worauf man dabei zu achten hat, was die Fallstricke sind eventuell. Wir haben eine weitere Handreichung, wo es im Urheberrechte und Datenschutz geht, ein zentrales Thema. Ich habe es angesprochen, Rechtssicherheit in den Redaktionen zu schaffen und zugleich eben aber auch in Einklang beispielsweise mit Datenschutzrichtlinien und Themen um Datentracking, darauf aufzupassen, dass die Daten, die man in der Zeitschrift oder während des Publizierens erhebt, eben konform sind mit den neuen Anforderungen, die uns in der digitalen Welt umgeben. Eine weitere Handreichung, da geht es um Arbeitsabläufe und Workflows, eben das Thema angesprochen, dass oft die Prozesse DIY entstanden sind und es an vielen Stellen knirscht. Wie kommen wir da raus? Wie können wir das effizienter oder reibungsloser machen? Sodass eben die Arbeit, die geleistet wird, vielfach ja eben gifted labour, also das sind ja keine bezahlten Redakteur:innen, möglichst zufriedenstellend für alle Beteiligten ist.

[00:32:50] Doreen Siegfried:
Total wichtig, ja.

[00:32:51] Marcel Wrzesinski:
Eine weitere Handreichung, in der es um Kommunikation und Distribution geht, ein Thema, das, so muss man es leider sagen, oft hinten angestellt wird, was ganz oft nicht mit ganz vorne gedacht wird. Also wie sozusagen kommuniziere ich meine Inhalte oder die Inhalte einer Zeitschrift erfolgreich? Welche eben auch neuen Modelle oder Formen der Kommunikation beziehe ich da ein? Und zur gleichen Zeit auch ein bisschen technischer: wie verteile ich die Inhalte beispielsweise in Bibliotheken? Welche kleinen technischen Kniffe sollte ich berücksichtigen, damit sozusagen auch der informationswissenschaftliche Flow gewissermaßen gewährleistet ist und nicht nur der menschliche? Also wie kommuniziert man mit Menschen und Maschinen? Das ist so ein bisschen der Trick. Dann eine weitere, letzte, die vorletzte Handreichung gewissermaßen, da geht es um Kostenstrukturen und Geschäftsmodelle, ganz zentrales Thema. Wie finanziere ich das? Worauf muss ich achten? Wie kann ich vielleicht auch hier und da einsparen oder an anderer Stelle dann mehr ausgeben? Und zuletzt eine Handreichung, wo es eben um die angesprochenen Fragen von Governance geht, die eben manchmal gar nicht so wichtig sind, solange alles glatt läuft. Aber wenn man es mal salopp sagt, wenn es knirscht, merkt man vielleicht, wo die Schwächen der eigenen Governance-Struktur sind. Also wer entscheidet was zu welchem Zeitpunkt? Wie setzte ich das Ganze überhaupt auf? Ist meine Zeitschrift ein Verein oder bin ich eine gGmbh oder habe ich mir da noch nie Gedanken drübergemacht und muss es vielleicht auch nicht? Das sind eben die Themen, die in dieser letzten Handreichung angesprochen werden. Und in der Summe bildet das halt das ab, was unseres Erachtens und auch mit Blick auf die Expert:innen und unsere Erhebungen eben als die zentralen Problemlagen für wissenschaftsgeleitete Zeitschriften und vielleicht eben auch für wissenschaftsgeleitete Blogs, also andere Formen und Publikationen, zentral sind, und natürlich die Einrichtungen, die dahinter stehen, die die Sachen auch herausgeben. Das muss man noch mal dazu sagen. Nicht jede Zeitschrift ist natürlich komplett autonom, von weiß ich nicht, dem Institut, das sich dafür verantwortlich fühlt.

[00:34:52] Doreen Siegfried:
Ja, okay. Vielleicht kurzer Hinweis für unsere Zuhörerinnen und Zuhörer. Wir packen natürlich die Handreichungen in die Shownotes. Da können sie sich die einzelnen anschauen. Was mich noch interessieren würde: du hast den Erstellungsprozess der Handreichung beschrieben als agil und kollaborativ. Welche Vorteile hat denn so ein Writing Sprint im Vergleich zu traditionellen Schreibmethoden? Und gibt es eventuell auch Nachteile?

[00:35:20] Marcel Wrzesinski:
Ja, ganz, ganz generell, und ich hoffe, da sind die Zuhörer:innen sowieso schon auf unserer Seite. Es ist natürlich toll, auf die Weisheit der vielen zu setzen, sozusagen die wisdom of the crowd. Das macht natürlich viel mehr Spaß und auch viel mehr Sinn, sich zusammenzusetzen mit mehreren und zu überlegen, sozusagen, welche Themen sind relevant oder nicht? Ganz sozusagen pragmatisch lag dem natürlich auch die Idee zugrunde, dass wir unglaublich viel Wissen in der Community haben und das einfach nur zusammenbringen muss. Und das ist, glaube ich, einer der Vorteile dieses Writing Sprint-Formates, dass man eben sich einmal zusammensetzt und mit einer minimalen Vorstrukturierung. Wir haben also quasi nur gesagt, „wir glauben oder würden uns wünschen, mehr über Urheberrechte und Datenschutz im Bereich wissenschaftsgeleitetes Publizieren zu erfahren. Wie seht ihr das?“ Und dann entstehen daraus eben unterschiedliche Themen, die wichtig sind, unterschiedliche Perspektiven, die daraus wichtig sind, eben auch aus den unterschiedlichen Beteiligten, beispielsweise. Also eine Bibliothekssicht, eine Sicht aus der Rechtspraxis, eben vielleicht eine Sicht aus der Kommunikationspraxis, eine Sicht aus dem ganz kleinen DIY-Journal, das irgendwie sowieso ganz andere Anforderungen an diese ganzen Themen hat. Und wenn wir das zusammenbringen, dann haben wir eben diese agile Methode, die eben nicht nur sagt, „Hier sind fünf Kapitel, bitte füllt die aus.“ Sondern eben sagt, „Naja, das müssen wir aber nochmal anpassen, weil meine Perspektive hier drin noch nicht gar nicht berücksichtigt ist, und ich würde aber gerne nochmal dieses Thema mit einbringen“. Also, ich glaube, das ist ein ganz großer Vorteil, komprimiert und deswegen ja Sprint, sich zusammenzusetzen und mit einer klaren Zielvorgabe eben ein Dokument oder ein Buch oder einen Artikel zu entwickeln, der dann eben sozusagen, wie du eingangs gesagt hast, ja eben verschiedene Sichtweisen auch abbildet. Jetzt muss man selbstkritisch vielleicht sagen, ein großer Nachteil war, dass wir es eben nicht vor Ort machen konnten und ich glaube, dadurch gewinnt das Format noch mehr an Charme, dass man sich wirklich zusammensetzt mit einem Whiteboard oder einer Flipchart und auch wirklich irgendwelche Themen über den Tisch rumschiebt. Wir konnten es nur virtuell machen. Da ist natürlich, vor dem Monitor zu sitzen, die Motivation immer so ein bisschen schwieriger abzurufen. Aber die Zuhörer:innen können sich ja die Handreichungen anschauen. Ich glaube, es ist uns dennoch gelungen.

[00:37:41] Doreen Siegfried:
Was ich natürlich interessant finde an so einem Schreibmodell, so einem Writing Sprint: letztlich hast du ja die Teams zusammengesetzt, das ist ja auch ein kleines Experiment, ob die sich dann verstehen, ob die eine gemeinsame Sprache finden. Gerade wenn man jetzt weiß, sie kommen aus sehr unterschiedlichen Kontexten, muss man ja erst mal sozusagen miteinander eine Verbindung herstellen und gucken, was ist mir wichtig, was ist dir wichtig? Finden wir eigentlich irgendwie einen gemeinsamen Weg? Also, für die Leute, die dran geschrieben haben, ist es was Anderes, als wenn man sich vielleicht seine Co-Autor:innen selber aussucht und weiß, was sie können und wie man sich die Schreibarbeit aufteilt. Hattest du da Sorge, dass es eventuell auch schiefgehen könnte?

[00:38:25] Marcel Wrzesinski:
Absolut, da bin ich ganz ehrlich.

[00:38:26] [beide lachen]

[00:38:27] Marcel Wrzesinski:
Ja, genau. Weil uns eben… Wir haben eingangs über die Diversität gesprochen. Wissenschaftliches Publizieren ist wirklich so eine Gemengelage von so vielen verschiedenen Interessen und eben auch Kompetenzen und auch Sichtweisen darauf, was zentral ist. Also ein ITler oder ein Datenschutzrechtler hat ja eine ganz andere Perspektive darauf, was wichtig ist, im Vergleich zu jemanden, der sich um Kommunikation bemüht. Vielleicht will der eine, das es besonders schön aussieht, und die andere Person, dass es besonders sicher ist, und allein diese verschiedenen Perspektiven zu vereinbaren, das kann natürlich scheitern. Wir haben uns natürlich, und wir haben die Gruppen bewusst sehr divers besetzt, wenn wir sagen, wir wollen sechs bis sieben Leute haben, dann ist sozusagen die Bibliothekarin auch vielleicht mal alleine in der Gruppe und muss sich dann auch anhören, warum die drei Zeitschriftenvertreter:innen das gar nicht wichtig finden, was sozusagen jetzt hier an Input kommt. Aber unsere Sicht war, wir moderieren den Prozess, wir investieren die Zeit sozusagen eher in die Organisation, in die Rahmenbedingungen, und unsere Expert:innen investieren ihre Zeit in die Inhalte. Also, wenn man so etwas macht, wenn man sich mit diesen Sprints auseinandersetzt, muss man, glaube ich, das wäre so ein Tipp, wirklich unglaublich gut und viel Zeit investieren, die Leute eben auch abzuholen und zu schauen, ob sich alle wohlfühlen, ob man noch mal mehr Gespräche führen kann, gerade wenn man es virtuell macht, wenn man sich vor Ort trifft für einen Tag, zwei Tage, kann man natürlich viel direkter in den Austausch kommen und über eventuell inhaltlichen Dissens reden oder über Gewichtungen beispielsweise. Das ist natürlich auch, man muss sich ja nicht uneinig sein, was die Inhalte angeht, aber auch sagen, das verdient ein Ausrufezeichen und das nicht. Und da sind wir natürlich bei ganz, ganz kleinen, diffizilen Prozessen, denn, wie gesagt, Expert:innen sozusagen sind natürlich oft auch zurecht überzeugt von ihrer Sicht auf die Dinge.

[00:40:23] Doreen Siegfried:
Ja, okay. Nun haben wir ja Handreichungen, an der Zahl sechs, wie schon erwähnt, und wenn ich mich nicht verzählt habe, sind es tatsächlich über 50 Expert:innen, die an diesen Texten geschrieben haben. Wie hast du denn sichergestellt, dass die einzelnen Teile insgesamt ein harmonisches Ganzes ergeben? Oder gibt es vom Sprachstil, würdest du sagen, die einzelnen Themen müssen halt auch in einer unterschiedlichen Art und Weise aufgebaut sein, weil das Thema es nicht anders ermöglicht?

[00:41:03] Marcel Wrzesinski:
Also, wir haben es sozusagen, und da kam uns, mir oder eben auch dem Team, das da noch hinter steht, ein bisschen unsere redaktionelle Erfahrung oder unsere herausgeberische Erfahrung zugute: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Also, wir wollten entlang unserer Vorstellung von Handreichungen, Grundlagenwissen, praxisrelevant, instruktiv und eben auch einer gewissen Ansprache in einem, wenn man so will, möglichst nicht wissenschaftlich belehrenden Stil, darüber hinaus gar nicht so sehr eingreifen. Uns war natürlich wichtig, dass die einzelnen Sichtweisen vorkommen. Und deswegen haben wir in den einzelnen Prozessen auch immer geschaut: aha, also hier, die Kollegin hat vielleicht dann doch nochmal einen guten Punkt erwähnt, dass man aus Sicht dieser oder aus Einzelzeitschriftensicht dieses Thema mit reinnehmen sollte, auch wenn es vielleicht gar nicht so wichtig scheint im Vergleich dazu, dass man irgendwie eine riesige Bibliothek vertritt. Also das haben wir schon versucht abzubilden. Darüber hinaus war es nicht unser Ziel, die glatt zu ziehen. Das wird man auch merken, dass die Handreichung zu Technik und Infrastrukturen sozusagen etwas anders klingt als die Kommunikationshandreichung, dass natürlich die Themen im Urheberrecht und Datenschutz anders aufbereitet sind als vielleicht die zu Workflows und Arbeitsprozessen. Aber ich glaube, das ist in dem Fall auch ganz gut. Die Texte funktionieren auch einzeln für sich. Also wir würden uns natürlich wünschen, dass Menschen einmal über das Gesamtdokument drüber scrollen und hier und da schauen, ob sie aus den Beispielen was mitnehmen oder eben aus den Übersichtsseiten. Aber man kann die Texte auch für sich lesen, und das war eben auch der Anspruch, dass diese Diversität in diesem großen Dokument von fast 100 Seiten, glaube ich, eben dann auch noch gewahrt ist. Also für sich, aber eben auch als Summe der Teile.

[00:42:49] Doreen Siegfried:
Ja, okay. So, jetzt sind die Hefte, nenne ich sie mal, die Handreichungen auf der Welt. Wie können jetzt Leute, die das aus der Praxis tatsächlich jetzt konsumieren, wie können die Feedback geben? Sollen die dir eine E-Mail schreiben [lacht], sagen, „Ich hätte…“, „das finde ich toll, diesen Teil…“, „…da hätte ich mir noch das und das gewünscht“ oder „Das ist ja völlig klar. Das ist hier so intensiv erklärt, das hätte es nicht gebraucht.“ Also gibt’s irgendwie Möglichkeiten, dir Rückmeldung zu geben oder wem sollte man Rückmeldung geben?

[00:43:26] Marcel Wrzesinski:
Ja. Also, man kann auf jeden Fall mir Rückmeldung geben. Natürlich, ich stehe ja sozusagen auch unter anderem mit meinem Namen da drauf oder dahinter. Wir haben aber natürlich auch ein Autor:innenverzeichnis, wo wir beispielsweise mit ORCIDs Kontakt über die ORCID-Kontaktmöglichkeiten abgebildet haben. Also, ich glaube auch, beziehungsweise ich weiß, weil wir das abgefragt haben, dass die einzelnen Autor:innen natürlich auch angeschrieben werden können, wenn es Feedback oder Nachfragen, insofern sie sozusagen überschaubar sind, Nachfragen auch richten können. Zur gleichen Zeit hatte ich nicht das Gefühl, dass die Community sozusagen einfach so sehr außen steht und jetzt erst damit konfrontiert wird. Natürlich sind sie jetzt publiziert, aber wir haben ja durch diesen Prozess oder die Anlage als Community-Projekte von vornherein sehr viel Input und sehr viele Menschen integriert, sodass wir jetzt nicht die riesen Außenreaktion erwarten, sondern einfach, dass es in unterschiedlichen Kontexten jetzt hilfreich sein kann als Bestandsaufnahme. Und das ist, glaube ich, auch nochmal wichtig. Wir haben natürlich diskutiert: wie publizieren wir das in einem Publikationsprojekt? Machen wir daraus eben eine PDF, die es jetzt geworden sind, wird es eine Art living document das konstant weiter kommentiert und bearbeitet werden kann? Da muss man natürlich auch sagen, dass wir mit Blick auf Ressourcen schonendes Vorgehen von uns und auch alle Autor:innen gesagt haben: Bestandsaufnahme es ist diese PDF, die in der Anlage her Tipps zum Weiterlesen bieten. Und nicht sagen, bewerben sie sich jetzt bei der und der Forschungslinie oder schauen sie sich dieses und jenen Gesetzestext an. Also Dinge, die sehr schnell veralten, haben wir nach Möglichkeit gar nicht aufgenommen, sondern eben versucht, weiter zu verweisen an Einrichtungen, an Initiativen, an Projekte, die die Möglichkeit haben, sich fortlaufend zu aktualisieren. Also das ist zum Stück weit der Anspruch gewesen und darüber hinaus stehen wir als Community natürlich zur Verfügung, um Fragen zu beantworten.

[00:45:28] Doreen Siegfried:
Ja, super. Okay. Also, wir packen natürlich deine E-Mailadresse irgendwie auch in die Shownotes. Jetzt sind die Handreichungen da. Jetzt ist wahrscheinlich erst mal Kommunikation, Distribution ein großes Thema. Was ist denn das nächste, was bei dir auf der Agenda steht? Welche weiteren Projekte, Initiativen planst du, um den Bereich des wissenschaftlichen Publizierens jetzt noch weiter zu unterstützen? Oder hast du dir jetzt ein ganz anderes Thema gesucht?

[00:45:56] Marcel Wrzesinski:
Nein, nein, ein ganz anderes Thema, ganz anderes Thema, nicht. Nein. Also auf der einen Seite hoffen wir natürlich, und das ist sozusagen die aktivistische oder die Netzwerkperspektive dahinter, dass wir Aufmerksamkeit erzeugt haben für diesen Bereich des Publizierens. Also das ist so das eine, diese Netzwerkinitiative, der möchte ich mich mehr widmen oder auch schauen, dass wir vielleicht dann dort einige der Themen, insbesondere was so die Außenrepräsentation angeht, weiter verstärkt aufbauen können. Darüber hinaus interessiert mich, und das ist ja ein sozusagen eins der Forschungsergebnisse oder eins der Ergebnisse auch der Handreichung, wie wir mehr auf gemeinwirtschaftliche Modelle des Publizierens setzen können. Also die Frage, inwiefern wir nicht unabhängig von Einzelinitiativen Strukturen aufsetzen können, wo wir alle gemeinsam sozusagen publizieren. Also auch zu der Governance oder eben zu den Entscheidungsprozessen des Publizierens beitragen, wo sich verschiedene Zeitschriften unter einem Dach versammeln können, oder ähnliche Fragen. Also, wie funktioniert sozusagen das gemeine gemeinwirtschaftliche Aspekte des Publizierens? Einfach weil ich glaube, dass das sehr toll funktioniert hat, die Zusammenarbeit mit den ganzen Kolleg:innen hier in dem Projekt.

[00:47:09] Doreen Siegfried:
Okay. Letzte Frage Marcel. Welchen Rat würdest du Herausgeber:innen von wissenschaftsgeleiteten Zeitschriften geben? Also, die jetzt schon tatsächlich eine Zeitschrift haben und versuchen, sich in dieser schnell verändern Publikationslandschaft zu behaupten. Hast du so eins, zwei Tipps ganz konkreter Art?

[00:47:32] Marcel Wrzesinski:
Also in allgemeinen Ratschlägen halte ich mich immer gerne zurück. Aber mir beispielsweise als Redakteur, als Herausgeber von Zeitschriften hat tatsächlich sehr geholfen, mich stärker in Netzwerke einzubringen oder in Netzwerken auszutauschen, wie das scholar-led.network. Aber es gibt auch andere. Einfach, weil es dort, weil es extrem viel Wissen, in den einzelnen Redaktionen, in den Bibliotheken, Repositorien oder auch anderen Einrichtungen gibt, mit denen man einfach in den Austausch treten kann. Also wenn ich mich quasi lost fühle, würde ich immer sagen, schau ich mir Netzwerke an, tausche ich mich aus über E-Maillisten und versuche, das Wissen abzurufen, was in vielen Fällen binnen weniger Stunden ich eine Antwort erhalte oder eben auf einem monatlichen Treffen eben genau die Punkte ansprechen kann, und derer sind es ja viele. Beispielsweise, dass meine Arbeit auch nicht anerkannt wird in Redaktionen. Das ist ja also, dass man dieses große Thema: man publiziert, man bringt sich ein, aber niemand sozusagen nimmt es richtig wahr. Das ist ja auch etwas, was man in so Netzwerkzusammenhängen stärker ansprechen kann und wo man vielleicht ein Stück weit es schafft, auch noch mal einen öffentlichen Blick darauf zu richten, was für wichtige Arbeit in diesen einzelnen Initiativen gemacht wird. Also, immer raus, immer netzwerken, und dadurch entsteht ein Momentum, was letztlich dann dazu führt, dass Herausforderungen plötzlich ganz klein erscheinen.

[00:48:54] Doreen Siegfried:
Ja, okay. Ja und ich kann natürlich ergänzen als Kommunikatorin, du hast es erwähnt, Kommunikation, Distribution wird gerne mal hintenangestellt. Liebe Zuhörer:innen, lesen sie diese Seiten! Sie sind sehr interessant, mit viel Herzblut geschrieben und helfen bestimmt weiter. Ich danke dir, Marcel. Ich danke auch Ihnen an den Kopfhörern. Ich hoffe, es hat Ihnen gefallen. Es gibt jetzt total viele Sachen, die Sie nachlesen können, die sie jetzt in dieser regnerischen Sommerzeit sinnvoll konsumieren können. Lassen Sie uns gerne Feedback da, sei es wie E-Mail, Twitter, YouTube oder LinkedIn. Abonnieren Sie uns fleißig auf iTunes oder Spotify oder wo auch immer Sie gerne Ihre Podcasts hören, und ich freue mich aufs nächste Mal.