Folge 20: Open Science Festival
The Future is Open Science – Folge 20: Open Science Festival
Dr. Doreen Siegfried
Leitung Marketing und Public Relations, ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft
Lambert Heller
Leitung des Open Science Labs an der TIB – Leibniz-Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften in Hannover.
[00:00:03] Doreen Siegfried:
Willkommen bei “The Future is Open Science”, dem Podcast der ZBW. Hier verraten Ihnen interessante Menschen aus dem Wissenschaftsbetrieb, wie sie in ihrer täglichen Arbeit Open Science voranbringen. Wir tauchen ein, in die Tiefen der Wissenschaftskommunikation im digitalen Zeitalter und verraten Ihnen handfeste Tipps und Tricks zu Open Science in der Praxis. Ich bin Doreen Siegfried und freue mich sehr, Host dieses Podcast zu sein.
[00:00:33] Doreen Siegfried:
Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von “The Future is Open Science”, dem Podcast der ZBW. Und heute zu Gast: der Leiter des Open Science Labs an der TIB, dem Leibniz-Informationszentrum Technik und Naturwissenschaften in Hannover. Der Mann, der sozusagen Twitter vollschreibt und der aus dem Stand sämtliche Vorträge zu Open Science halten kann und bei näherer Betrachtung auch schon gehalten hat. Er, der 2018 einen Booksprint moderierte, der zum viel zitierten Open Science-Traininghandbuch führte. Ein Gast, der Veranstaltungen liebt und dessen Herz für Open Science pocht und ja, deshalb das erste deutsche Open Science Festival auf die Beine gestellt hat. Herzlich willkommen, Lambert Heller.
[00:01:24] Lambert Heller:
Hallo Doreen. Danke für die supernette Einladung und dass ich bei dir zu Gast sein darf.
[00:01:29] Doreen Siegfried:
Ja, ich freue mich auch. Lambert, was erwartet uns beim ersten deutschen Open Science Festival?
[00:01:35] Lambert Heller:
Ja, hoffentlich zunächst einmal gutes Wetter, ne. Wir treffen uns ja Ende August im Welfenschloss, dem Hauptgebäude von der Uni Hannover. Ja und genau, deshalb sind wir schon bei einem wichtigen anderen Aspekt des Festivals, nämlich in diesem Fall veranstalten wir das als TIB gar nicht alleine sondern zusammen mit der Leibniz Universität Hannover, also der Uni Hannover.
[00:01:58] Doreen Siegfried:
Ah ja. Okay.
[00:01:59] Lambert Heller:
Hm.
[00:02:00] Doreen Siegfried:
Okay und für wen ist das Festival gedacht? Also wer kann da kommen, wer darf da kommen? Wer wird da Spaß haben?
[00:02:08] Lambert Heller:
Sagen wir mal so, wir haben schon besonders herzlich die Kolleginnen und Kollegen, die an der Uni Hannover, an anderen niedersächsischen Unis und Forschungseinrichtungen arbeiten, eingeladen. Aber letzten Endes dürften das Themen sein, die sich für die ganze deutschsprachige Community, die sich irgendwie für Open Science interessiert, ganz spannend sein dürften. Genau, ja.
[00:02:30] Doreen Siegfried:
Okay und was ist letztlich so das Ziel des Festivals?
[00:02:35] Lambert Heller:
Also unser hohes Ziel, unser hoher Anspruch ist eigentlich das Thema Open Science in seiner ganzen Vielfalt abzubilden und auch vielfältige Zugänge zu ermöglichen. Also damit meine ich sowas wie, wir haben zum Beispiel Direktor:innen von Forschungseinrichtungen aus den Niederlanden eingeladen, die, man könnte fast sagen, weltweit führend darin sind, ein Beispiel dafür sind, wie man sozusagen auf der Leitungsebene einer Forschungseinrichtung Open Science implementieren kann.
[00:03:07] Doreen Siegfried:
Ah, ja.
[00:03:07] Lambert Heller:
Einfach auch verstehen kann, okay, das ist Standard für gute Wissenschaft, das gehört heute einfach dazu. Auf der anderen Seite haben wir aber eben auch solche Dinge wie einen Wikipedia-Hackathon über „Women in Science“ und bestimmte Hands-on-Workshops, das heißt, dass es viele spielerische, ernste, abstrakte, konkrete Zugänge zu diesem Thema gibt, die wir hier bieten.
[00:03:31] Doreen Siegfried:
Okay. Also das heißt, es gibt dort viel zu tun. Gibt es Vorbilder für ein solches Festival? Also habt ihr irgendwo geguckt, gibt‘s das schon? Gibt’s das schon in anderen Ländern? Weil du gesagt hast, es ist das erste deutsche Open Science Festival?
[00:03:49] Lambert Heller:
Ja definitiv, definitiv. Also, wer jetzt mal mit der Websuchmaschine seiner/ihrer Wahl kurz nach „Open Science Festival“ sucht, findet dann gleich, wahrscheinlich sogar als Toptreffer noch vor unserem Event, das Open Science Festival der Niederlande. Die ihr Festival in diesem Jahr schon zum, ich glaube, dritten Mal durchführen. Also ein sehr etabliertes Format dort und wir haben also viel Austausch mit den Kolleg:innen dort gehabt und uns also auch ganz offen und transparent von denen inspirieren lassen. Mit diesem Format in Deutschland fehlte so etwas bis jetzt.
[00:04:21] Doreen Siegfried:
Und konnten die Kolleg:innen aus den Niederlanden euch auch sagen: das macht mal, das lasst mal lieber weg, das funktioniert nicht so gut, das wird ein Flop. Also habt ihr euch auch sozusagen von deren Erfahrungen inspirieren lassen?
[00:04:36] Lambert Heller:
Also wir haben uns, sagen wir mal so, bei der Zusammensetzung unseres Programms nicht direkt beraten lassen. Aber wir haben uns schon viel erzählen lassen und genau hingeschaut und wenn man das mal so nebeneinanderhält, merkt man, da sind doch viele Inspirationen eingeflossen. Also, wir haben zum Beispiel eine gewisse Internationalität da drin. Das sieht man daran, dass unsere Panels eben auch international besetzt sind und auf Englisch stattfinden und auch bestimmte Themen behandeln, die sich eben nicht nur im deutschsprachigen Raum abspielen. Also wir haben etwa, um nur mal ein Beispiel kurz zu nennen, ein Panel zum Thema „Who owns Science?“, wo es eigentlich darum geht, dass wir jetzt ein paar wenige wissenschaftliche Großverlage haben, wie Elsevier, Springer etc., die ansatzweise mit ihren Plattformen beginnen also weltweit ja die Dienste zum Thema Open Science zu dominieren, mit ganz unangenehmen Nebeneffekten, wie dem Tracking dessen, was die Forschenden auf diesen Plattformen tun. Und das wäre jetzt ein Beispiel für, wo ich sagen würde, da sieht man auch klar, zugleich eine lokale aber eben auch eine internationale Orientierung unseres Events.
[00:05:44] Doreen Siegfried:
Okay. Und gab es auch Sachen, wo ihr gesagt habt, okay, das haben die in den Niederlanden gemacht, das machen wir jetzt aber nicht, weil es für jetzt unsere Community nicht so gut passt?
00:05:55] Lambert Heller:
Gute Frage.
[00:05:56] Doreen Siegfried:
Oder habt ihr es vielleicht sogar noch ergänzt?
[00:05:58] Lambert Heller:
[lacht]
[00:05:58] Doreen Siegfried:
Dass ihr sagt, okay, die gehen uns noch nicht weit genug. Wir setzen da noch drei, vier Klötzchen drauf.
[00:06:04] Lambert Heller:
Ich weiß nicht, wie es kam, aber wir haben im Laufe der Vorbereitung zunächst am Anfang gedacht, „Naja, lassen wir uns mal so locker inspirieren, aber im Detail machen wir es dann vielleicht doch ganz anders“. Und dann kam es aber zunehmend dazu, dass wir auch durchaus ganze, ich sage mal, Strukturen, wie so ein Festival ist, übernommen haben. Also zum Beispiel haben die Niederländer:innen einen Call for Marketplaces, Call for Market Booths, ja also einen Marktplatz, wo auch kleinere Initiativen dann eine Chance haben, einfach sich ins Gespräch zu bringen und in einer großen Palette von Initiativen, Ansätzen und so weiter zu erscheinen. Und auch das haben wir jetzt letzten Endes gemacht. Und das Echo zeigt uns jetzt schon, dass wir wohl anscheinend irgendwas richtiggemacht haben, wenn ich mir die Anzahl der Anmeldungen und der Einreichungen bei diesem Market Place zum Beispiel betrachte.
[00:06:54] Doreen Siegfried:
Okay. Jetzt nochmal für mich, du hattest ja eingangs gesagt, du hoffst auf gutes Wetter. Das heißt, das ganze findet draußen statt? Also wie genau wird das aussehen? Also, gehen wir mal davon aus, die Sonne scheint, mindestens 20 Grad und es weht kein Wind.
[00:07:12] Lambert Heller:
Oh, leider nicht draußen. ‚Tschuldigung da habe ich jetzt wahrscheinlich mit meiner Andeutung zu viel versprochen. Also es gibt einen, so eine Art Willkommensevent, für alle, die am Vorabend des Festivals bereits anreisen. Und das wird tatsächlich zu einem Teil, wenn das Wetter es zulässt, auch draußen stattfinden.
[00:07:30] Doreen Siegfried:
Okay.
[00:07:31] Lambert Heller:
In der Villa Simon des Forschungsdezernats der Uni, mit dem wir da vor allem bei der Vorbereitung des Festivals sehr eng zusammengearbeitet haben. Dem Dezernat von Reingis Hauck. Aber ansonsten leider dann im weiteren Verlauf ist es doch ganz überwiegend drinnen. Aber das Welfenschloss, wenn man schon an- und abreist, macht sich schon ganz gut im Sonnenschein. Das werdet ihr, das werden Sie dann alle sehen, wenn Sie kommen, hoffentlich.
[00:07:55] Doreen Siegfried:
Ja okay. Also apropos, wenn wir hier schon dabei sind…
[00:07:57]
[beide lachen]
[00:07:57] Doreen Siegfried:
… nochmal Gäste zu rekrutieren. Du hattest ja gesagt, es gibt diesen Marketplace oder wie man das auch immer nennen mag. Wie sieht das dann genau aus? Da hat man dann eine Ecke und stellt seine Sachen vor oder was genau ist ein Marketplace in diesem Kontext?
[00:08:15] Lambert Heller:
Also wir schöpfen da die doch relativ große Fläche des sogenannten Lichthofs der des dieses Welfenschlosses des Unihauptgebäudes aus. Und also wer zum Beispiel vor drei Jahren mal dabei war als wir hier in Hannover die Open Access-Tage zu Gast hatten, das fand also auf der gleichen Fläche statt. Und auch die Art, wie die Fläche bespielt wurde war dann insofern ähnlich, dass es dann phasenweise bestimmte kleine Stände gab, ja. Und so wird das auch bei uns wieder sein in der Form. Bloß, dass es nicht ganz so eng fokussiert ist auf Open Access, sondern auch ein bisschen andere Themen eben. Klar, das ist ein anderes Event. Aber im Grunde genommen geht es darum, eben die Vielfalt auch der kleineren Initiativen, die vielleicht nicht die gleiche große Sichtbarkeit haben, dort dann doch irgendwie zum Zuge kommen zu lassen. Weil das ist gerade eine Stärke von Open Science, denken wir, dass da immer wieder viele neue Ideen von unten sozusagen entstehen und wachsen und uns auch überraschen.
[00:09:17] Doreen Siegfried:
Ja okay. Spannend. Und kostet es irgendwie Eintritt für die Leute, die da hinkommen wollen?
[00:09:23] Lambert Heller:
Ja.
[00:09:24] Doreen Siegfried:
Ja.
[00:09:24] Lambert Heller:
Es gibt eine Eintrittsgebühr, die benötigen wir. Also jeder, der schon mal versucht hat, für eine öffentlich finanzierte Einrichtung ein Event zu veranstalten, wird die Erfahrung gemacht haben, dass so etwas wie Catering oder so extrem schwierige Sachen sind. Wir sind nahezu dazu gezwungen, es geht kaum anders, als das gegen zu finanzieren durch Teilnahmebeiträge. Das gesagt habend, legen wir ganz großen Wert darauf, für niemanden, der/die sich für das Thema Open Science interessiert, soll die Teilnahme daran scheitern. Lasst uns das wissen, wenn das eine echt Barriere für euch darstellt, dann finden wir eine Lösung.
[00:09:58] Doreen Siegfried:
Okay. Nun gibt es ja relativ viele Science Festivals in Deutschland und in der Welt. Das sind ja in der Regel Veranstaltungen, wo auch so der Entertaininggedanke eine große Rolle spielt. Also, was unterscheidet jetzt ein Open Science Festival von einem, ich sag mal, landläufigen normalen in Anführungsstrichen Science Festival?
[00:10:22] Lambert Heller:
Ja, also ich glaube, wir sind weniger eine Leistungsschau der Wissenschaft. Das sage ich jetzt in Anführungszeichen und will damit auf keinen Fall andere Science Festivals diffamieren in irgendeiner Weise. Bei uns geht es eigentlich mehr darum, dass wir beobachten, dass sich geradezu eine Community herum bildet um den Gedanken herum, dass Wissenschaft besser werden kann, wenn man über den ganzen Zyklus des Forschens hinweg Dinge miteinander teilt. Und diese Inspiration und die Erfahrung miteinander zu teilen auf der Ebene, dass man dabei handlungsfähiger wird in diesem Modus des wissenschaftlichen Arbeitens. Da knüpfen wir eigentlich an, knüpfen also auf eine ohnehin schon vorhandene lebendige, sehr transdisziplinäre Community an und wollen dieser einen Raum geben. Also es ist relativ wenig so, dass es jetzt sozusagen die Koryphäen der Wissenschaft gibt, die dann nochmals eine weitere Gelegenheit haben sollen, ihre Leistung zur Schau zu stellen. Also klar haben wir bei uns auch Koryphäen, die sind auch willkommen, aber das steht nicht im Mittelpunkt, sondern im Mittelpunkt steht tatsächlich, dieser Community einen Raum zu geben, diese Inspiration weiterzugeben, Erfahrungen zu tauschen, auch weiter in die Zukunft zu gucken, strategisch, international. All das.
[00:11:40] Doreen Siegfried:
Und was mich jetzt noch interessieren würde, es gibt ja sozusagen in dieser ganzen Open Science-Debatte, in der Open Science-Bewegung ja so den einen Block, der sagt, „Okay, das ist eigentlich ein generisches Thema, das ist völlig egal, in welcher Fachdisziplin ich unterwegs bin“. Es gibt Themen, die betreffen sowohl sagen wir mal, die Kunstwissenschaft, als auch die Physik, als auch die Wirtschaftsforschung. Und dann gibt es daneben den zweiten Block, die sagen „Okay, wenn ich’s tatsächlich auf die Straße bringen will, dann muss ich innerhalb meiner Disziplin und vielleicht sogar innerhalb meiner Subdisziplin das ganze Thema ganz granular diskutieren“ und so weiter. Also wie macht ihr das bei dem Open Science Festival? Da geht es, vernetzt ihr da sozusagen auch Leute aus einzelnen Disziplinen miteinander oder geht es eher so um große generische wissenschaftspolitische Themen? Oder geht es eher um Handwerk, tatsächlich so was wie, „Wie funktioniert eigentlich GitHub“?
[00:12:37] Lambert Heller:
Das ist eine hervorragende Frage, Doreen. Und die Antwort ist ein entschiedenes sowohl als auch.
[00:12:43] Doreen Siegfried:
[lacht]
[00:12:43] Lambert Heller:
Ja, also ich meine, wenn man jetzt mal so nur das Programm bei uns überfliegt, stellt man fest, dass wir also zum Beispiel auf einem Panel jemanden wie Felix Schönbrodt haben, der uns was davon erzählen kann, wie innerhalb der Psychologie das, was dann Replikationskrise genannt wird, in den letzten Jahren ganz prägende disziplinäre Diskussion geworden ist. Und wie an renommierten Universitäten, wie seiner Uni in München, an der er arbeitet, dies zu ganz konkreten Policiesveränderungen geführt hat. Zum Beispiel bei der Frage, wen man als Professor:in beruft. Und dass man sozusagen die Frage dieser Anerkennungskultur, ja, also woran bemisst sich Erfolg, verändert hat. Und dann geht man ein paar Zentimeter weiter im Programm und entdeckt dann aber, Psychologie, ja, das wäre jetzt das Beispiel, entdeckt man auf der anderen Seite ein Workshop von Ludwig Hülk, der aus der Energiesystemforschung kommt. Komplett andere Ecke. Und allein das Beispiel zeigt vielleicht, es ist tatsächlich, ja, es sind ganz unterschiedliche Fächer, die auch unterschiedliche Wege finden und für die das Thema dann auch, je nachdem, eine unterschiedliche Bedeutung hat. Muss man schon auch sagen. Also ganz klar.
[00:13:51] Doreen Siegfried:
Okay, aber das heißt, Leute, die sozusagen noch ganz frisch drin sind in dem Thema und sich noch nicht 20 Jahre damit beschäftigt haben, die können zum Open Science Festival kommen, sich anhören, welche Erfahrungen Felix Schönbrodt gemacht hat in der Psychologie, in der LMU, mit dem Open Science Center und so weiter. Mit Berufungskommissionen und Vorgaben und sich dann gegebenenfalls inspirieren lassen. Und da besteht auch die Möglichkeit, dann konkret zu fragen, nach dem Motto wie „Wie macht ihr das, wie sieht so ein Text aus? Wie läuft das dann konkret in dem Verfahren ab?“ Also, ist es dann auch so ein Praxisaustausch, ist das angedacht?
[00:14:30] Lambert Heller:
Absolut, absolut. Also in der Zeit, in dem Zeitraum, in dem dieser Marketplace stattfindet, ist das ganze Vorhaben des Festivals, dass also alle durcheinander wuseln und alle mit allen reden, mit einem Kaffee in der Hand. Das ist also genau die Funktion. Und ich glaube, es wird eine ganze Menge verschiedener Inspirationen geben, wenn ich noch ein letztes Beispiel nennen darf.
[00:14:48] Doreen Siegfried:
Ja absolut, gerne.
[00:14:50] Lambert Heller:
Wir haben Arianna Becerril-García aus Mexiko da, die also aus einem System heraus beschreibt, in dem es sozusagen Open Infrastrukturen auf der Ebene von Repositories, Journals und so super etabliert gibt. Und wo es aber Ansätze gibt, die wir hier wiederum auf diesem Kontinent kaum kennen und wo es also interessant ist, mal diesen Querblick zu werfen. Die sind alle vor Ort, also kennt man ja seit zweieinhalb Jahren auch nicht mehr so richtig. Kann man sich kaum vorstellen, aber ist so, wird so sein. Und hat also tatsächlich die Gelegenheit, direkt mit all diesen Personen sich auszutauschen. Wir haben natürlich auch von Corona insofern gelernt, dass es einen Teamchat für alle Festivalteilnehmenden gibt. Das ist natürlich mal was Schönes, dass man diesen Parallelkanal dann auch noch hat. Hat auch was mit der Nachhaltigkeit von so einem Community Building zu tun, nach meinem Verständnis. Und sicherlich werden auch diejenigen, die nicht vor Ort sein werden, über Social Media, hoffe ich doch mal, einiges mitbekommen oder in anderer Form digital das eine oder andere mitbekommen.
[00:15:53] Doreen Siegfried:
Okay. Und gibt es denn auch so typisches Festivalequipment, wie das Festival Ticket ums Handgelenk rum, [lacht], das Shirt oder ähnliches?
[00:16:04] Lambert Heller:
Ich glaube es gibt so ein, zwei lustige Elemente, die ich aber aus rein taktischen Gründen jetzt noch nicht offenlegen werde.
[00:16:10]
[beide lachen]
[00:16:12] Lambert Heller:
Nein, ganz im Ernst, folgt uns auf Social Media, sucht uns im Web, ist einfach zu finden. Und wir freuen uns über jede Neugier und jede Idee, die vielleicht noch wir aufnehmen können. Also alles gerne her damit.
[00:16:24] Doreen Siegfried:
Okay, ja super. Nochmal eine letzte Frage zu diesem Marketplace: Wer kann da mitmachen? Also, wen wollt ihr da am liebsten gerne haben? Kannst du das vielleicht noch ein bisschen präzisieren? Also, du hast gesagt, okay, Initiativen, die Open Science an Forschungseinrichtungen irgendwie etablieren wollen. Vielleicht kannst du da nochmal jetzt auch für unsere Zuhörerinnen und Zuhörer noch mal sagen, die, die und die, die hätten wir gerne, dass sozusagen jeder für sich im Kopf hat: „Ah, okay, vielleicht wäre das auch noch mal was für mich, im Schloss in Hannover da was vorzustellen“.
[00:16:58] Lambert Heller:
Ja, ja. Also wir haben in den vergangenen Jahren total positive Erfahrungen gemacht, zum Beispiel mit einem Fellowship Programm „Freies Wissen“, …
[00:17:07] Doreen Siegfried:
Ja.
[00:17:11] Lambert Heller:
…was wir zusammen mit Wikimedia Deutschland und Volkswagenstiftung gemacht haben. Und da hat sich rausgestellt, dass also auch Leute, die gerade erst ihr Studium abgeschlossen haben und jetzt vielleicht gerade anfangen, eine Doktorarbeit zu planen oder daran zu arbeiten oder so, oft die entscheidenden Impulse einfach haben. Und wo es darum geht, sozusagen zu gucken, okay, was könnte denn jetzt mal die Openess-Revolution in meinem Fach sein? Warum und wie? Und solche Ideen, jetzt mal als ein Beispiel, wären uns absolut willkommen. Also, es geht gerade nicht darum oder jedenfalls eindeutig nicht ausschließlich darum, die bekannten, bereits renommierten, bereits stark in der Öffentlichkeit stehenden Ideen weiter zu promoten. Sondern da soll gerade auch Raum sein für neue Ideen. Also gerne her damit.
[00:17:58] Doreen Siegfried:
Ja, okay, ja, spannend. Nun gibt es ja zum Thema Open Science Open Science Konferenzen, Open Science Barcamps, Open Science Retreats, Open Science Sommerschulen, Symposium, Winterschulen und so weiter und so weiter. Warum jetzt noch ein Open Science Festival?
[00:18:14] Lambert Heller:
Ja, hervorragende Frage. Also ich denke, dass es sicherlich einen Overlap gibt, gerade mit zum Beispiel der Open Science Konferenz, die wir ja mit veranstalten, von der wir auch sehr überzeugt sind, dass sie eine wichtige Funktion erfüllt. Und dem Open Science Barcamp, für das das Gleiche gilt. Ja, also es ist natürlich nicht überschneidungsfrei. Ich hatte jetzt als eine Referenz einer früheren Stelle hier in unserem Gespräch ja auch die Open Access Tage genannt. Das ist für mich gefühlt auch gibt es da sicherlich eine Überschneidung. Nur wie gesagt, also hier ist vielleicht der Schwerpunkt ein bisschen mehr die Vielfalt der Zugänge zu eröffnen und Leuten Lust darauf zu machen, voneinander zu lernen, sich inspirieren zu lassen, gegenseitig Erfahrungen zu übernehmen. Und das sollte, und die Art der Anmeldung zeigt uns auch schon ein bisschen, dass es vielleicht aufgeht, das sollte Inspiration sein, die ich, wenn ich zum Beispiel in der Leitung einer Hochschule bin, ebenso von Interesse sein, wie, eben wie gesagt, jemand, der gerade erst frisch sein Studium abgeschlossen hat oder auch noch studiert. Ja. Und es ist wird definitiv sowohl Hands-on als auch an eher abstrakteren Ideen oder so eine Menge Interessantes dabei sein.
[00:19:34] Doreen Siegfried:
Ja. Und gibt es, habt ihr auch Formate dabei, um die ganzen Leute, die da sind, irgendwie miteinander ins Gespräch zu bringen? Ich sage mal, wir sind ja jetzt in mehr oder weniger in Norddeutschland, nun kommen natürlich Leute …
[00:19:47] Lambert Heller:
[lacht]
[00:19:47] Doreen Siegfried:
… aus ganz Deutschland zu euch. Aber manchmal braucht man ja vielleicht einen kleinen Steigbügel, um sich vielleicht auch mal zu trauen, mit anderen, die vielleicht einfach nur 5 Meter weiter im Raum stehen, ein Gespräch anzufangen.
[00:20:03] Lambert Heller:
Ja, also es gibt zum Beispiel explizit spielerische Formate innerhalb des Events. Wir haben zum Beispiel ein Open Access Escape Game mit drin oder auch eine Sache, wo man einfach gemeinsam an etwas Konkretem arbeitet, wie den Wiki-Edit-a-thon. Und wir haben Phasen, in denen es wirklich nur darum geht, mit einem Kaffee in der Hand rumzustehen und zu entdecken, was es alles so für Marktstände gibt. Also ich denke, es gibt verschiedene es wird verschiedene Gelegenheiten geben, eben nicht nur da zu sitzen und sich frontal einen Vortrag abzuholen. Im Gegenteil, diese Dinge werden eine eher untergeordnete Rolle spielen in dem ganzen Konzept.
[00:20:50] Doreen Siegfried:
Okay. Und gibt es auch Musik beim Open Science Festival?
[00:20:54] Lambert Heller:
Äh, ne. Doreen, hast du irgendeine Idee für uns?
[00:20:56]
[beide lachen]
[00:20:57] Doreen Siegfried:
Ich denke mal drüber nach.
[00:21:00] Lambert Heller:
Bitte keine Blaskapelle, aber ansonsten gerne ja.
[00:21:02] Doreen Siegfried:
Ein Open Science Song. Ja.
[00:21:03] Lambert Heller:
Mal gucken.
[00:21:04] Doreen Siegfried:
Ja keine Ahnung, ich denke mal drüber nach. Okay. Wenn wir uns vorstellen, okay, das ist jetzt das erste Mal, dass da ein Open Science Festival stattfindet. Mal angenommen, es läuft genauso, wie du dir das vorstellst. Also was ist dann passiert, also was sind deine Erfolgsindikatoren? Wann bist du glücklich nach dem Open Science Festival?
[00:21:22] Lambert Heller:
Ja, ich glaube, ich werde kritisch darauf gucken, wer sich angemeldet und vor allem dann natürlich letzten Endes auch wirklich gekommen ist. Also wie gesagt, ich auf der einen Seite, ich bin da ganz hin und hergerissen. Auf der einen Seite sehe ich, wie sich jetzt die Teilnehmendenlisten füllen, zum Beispiel mit Professorinnen und Professoren aus verschiedenen Unis in Niedersachsen. Das macht mich happy, weil wir die natürlich als Zielgruppe gedacht haben, aber noch happier – geht das so zu steigern? – ….
[00:21:49] Doreen Siegfried:
Auf jeden Fall.
[00:21:49] Lambert Heller:
…wäre ich natürlich, wenn es eben, [lacht] wenn das eben nicht nur die wären. Sondern eben auch, wie gesagt, Leute, die in allen möglichen Ecken von Wissenschaft arbeiten, sich für Wissenschaft interessieren. Ja, das kann ja auch von außerhalb von Academia kommen. Also die, das ist uns genauso willkommen. Und diese Vielfalt würde mich happy machen. Mich würde es ferner happy machen, wenn Menschen nach diesem Festival nach Hause gehen und sagen „Wow, wie interessant. Mir war nicht klar, dass das und das geht, dass man das machen kann, dass es dieses Open Source Tool gibt, was ganz konkret für meine Forschungsdaten vielleicht so und so verwendbar ist. Und dass es da diese inspirierenden Leute gibt, mit denen ich vielleicht per Chat jetzt noch verbunden bin, von denen ich mir da etwas abgucken kann“. Ja. Das ist wirklich so eine Art Inspiration auch für Community Building, für konkret Dinge anders machen, besser machen, das letzten Endes dabei rumkommt.
[00:22:41] Doreen Siegfried:
Da wäre noch eine Frage, die mir durch den Kopf geht: mal angenommen, genau das passiert und ich fahr da hin und treffe irgendwie 20 Leute, die ich total spannend finde. Muss ich denn so ganz klassisch so Visitenkarten austauschen oder gibt es hinterher noch irgendwie so eine Art, weil du gerade sagtest Community Building, also noch irgendeine Art von Plattform, wo man vielleicht erste zarte Ideen, die man da vielleicht entwickelt hat, noch weiter pflegt, ausbaut und so weite?
[00:23:14] Lambert Heller:
Ja, gute Frage Doreen. Ich glaube, eine gewisse Rolle wird der auf der Rocket Chat-Instanz der GWG in Göttingen basierende Teamchat, den wir allen ans Herz legen. Also nach der Registrierung bekommt man da automatisch einen Einladungslink, dass das so eine Funktion erfüllen wird. Davon abgesehen, ist es in dieser Community auch sowieso natürlich so, dass es so seit Jahren diese wildgewachsenen, organisch gewachsenen Strukturen gibt, das zum Beispiel relativ viele Menschen aus dieser Community, gerade sich auf Twitter herumtreiben, bestimmte Hashtags benutzen und da, da gibt es dann wahrscheinlich mehrere Möglichkeiten, durchaus. Jaja.
[00:23:51] Doreen Siegfried:
Okay. Das heißt für die, für die Neueinsteiger:innen, die jetzt vielleicht noch nicht wissen, welcher Hashtag, „Oh Gott welcher Hashtag, welchen muss ich nehmen?“, die kriegen dann noch mal so ein kleines Kommunikationspaket für hinterher?
[00:24:04] Lambert Heller:
Oh ja, das ist eine gute Idee. Danke, Doreen.
[00:24:06] Doreen Siegfried:
[lacht]
[00:24:06] Lambert Heller:
Das nehme ich jetzt mal so auf. Ich wiederhole bei dieser Gelegenheit schon jetzt mal den Hashtag und der ist wirklich vielleicht fast zu kompliziert: OSF2022DE. Kann man sich das merken? Also #OSF2022DE. Und darüber hinaus vielleicht das von Doreen angeregte Kommunikationsabschiedspäckchen für alle Teilnehmenden. Finde ich eine super Idee.
[00:24:26] Doreen Siegfried:
[lacht]
[00:24:31] Lambert Heller:
Könnte sein, dass wir das machen.
[00:24:29] Doreen Siegfried:
Okay alles klar. Dann letzte Frage: Wenn jetzt unsere Zuhörerinnen und Zuhörer vielleicht so ganz kurz davor sind, sich zu überlegen, „Fahr ich nach Hannover?“ Also jetzt nochmal für dich so eine kleine weiße Werbefläche frei, was sind so deine Top drei Argumente, warum man sich jetzt mit dem 9 €-Ticket in den Zug setzen sollte, um nach Hannover zu fahren?
[00:24:53] Lambert Heller:
Gut. Also wer mitbekommen hatte, wie Felix Reda sich im Europaparlament dafür eingesetzt hat, dass Daten nicht von Datenkraken abgegraben werden und kommerzialisiert werden und insbesondere in der Forschung wir diese Entwicklung nicht wollen. Und das endlich mal live hören will und diskutiert sehen will, kommt natürlich nach Hannover, hat die Gelegenheit dazu, ihn dazu zu hören. Wer bei einem Wikipedia Edit-a-thon „Women and Science“ mitmachen will, um mal reinzukommen, wie kann ich überhaupt Wikipedia für mich benutzen? Ja.
[00:25:29] Doreen Siegfried:
Das ist super.
[00:25:29] Lambert Heller:
Ferner wer, genau. Wer vielleicht mal eine Data Carpentry mitmachen will, um bestimmte coole, dann innerhalb weniger Stunden einfach zu erlernende neue Open Source-Tools, wirklich zum praktischen, besseren Sortieren, Umgehen mit den eigenen Forschungsdaten Hands-on beigebracht bekommen will, all diese Menschen werden in Hannover glücklich werden.
[00:25:51] Doreen Siegfried:
Ja, das hört sich doch super an.
[00:25:51] Lambert Heller:
Auf unserem Festival.
[00:25:51] Doreen Siegfried:
Also richtig Hands-on Leute treffen, mal so ein bisschen Energie aufsaugen, was ja so per Zoom und so weiter die letzten Jahre nicht möglich war. Vielen Dank, Lambert. Vielen Dank auch da draußen. Ich hoffe, es hat ihnen gefallen. Ich hoffe, wir sehen uns demnächst alle in Hannover. Lassen Sie uns gerne Feedback da. Abonnieren Sie unseren Podcast fleißig weiter auf iTunes und Spotify und ich freue mich aufs nächste Mal.
[00:26:20] Lambert Heller:
Danke. Tschüss.
[00:26:22] Doreen Siegfried:
Tschüss.