Folge 52: Europas Wissenschaft der Zukunft
The Future is Open Science – Folge 52: Europas Wissenschaft der Zukunft
Dr. Doreen Siegfried
Leitung Marketing und Public Relations, ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft
Professor Dr. Klaus Tochtermann
Präsident der EOSC Association, Mitglied des wissenschaftlichen Senats der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur, Direktor der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft
[00:00:00] Intro
[00:00:02] Klaus Tochtermann:
Das Wichtigste sind sicherlich gute Inhalte. Das ist wirklich das Wichtigste. Leichter Zugang. Also, dass man nicht irgendwie zehn Mal sich einloggen muss, um irgendwie eine einfache Suche zu starten. Und dann Inhalte über Disziplingrenzen hinweg.
[00:00:23] Klaus Tochtermann:
Das ist schon eine herausragende Leistung, die hier in Europa stattfindet, und die auch in anderen Weltregionen tatsächlich so wahrgenommen wird. In die EOSC geht ja jetzt… nur im Horizon Europe geht ja 1 Milliarde € an Investitionsmitteln rein. Das ist schon ein gewaltiges Forschungsförderungsvolumen.
[00:00:49] Klaus Tochtermann:
Also wir könnten jetzt kein Repositorium aus Amerika aufnehmen. Wir könnten auch keinen Forschenden aus Amerika einen Login geben, um in der EOSC zu arbeiten. Also das ist im Moment ein rein europäisches Vorhaben.
[00:01:09] Doreen Siegfried:
Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von „The Future is Open Science“, dem Podcast der ZBW. Mein Name ist Doreen Siegfried und ich treffe mich hier mit ganz unterschiedlichen Leuten aus dem Wissenschaftsbetrieb, die Ihnen verraten, wie sie in ihrer täglichen Arbeit Open Science voranbringen. Heute reden wir über die Zukunft der europäischen Forschungsdateninfrastruktur, über Strategien, Herausforderungen und Perspektiven der European Open Science Cloud, kurz EOSC. Und wir reden darüber, wie sich Europa im internationalen Wissenschaftsdialog positionieren kann. Zu Gast habe ich den frisch gewählten EOSC-Präsidenten Professor Dr. Klaus Tochtermann. Er ist Direktor der ZBW – Leibniz Informationszentrum Wirtschaft und seit Jahren eine prägende Stimme in der Open Science-Community. Herzlich willkommen!
[00:02:04] Klaus Tochtermann:
Hallo Doreen.
[00:02:06] Doreen Siegfried:
Ja. Wir starten gleich mit der Frage: Was sind dann letztlich die prioritären Ziele, die Du jetzt für Deine Amtszeit als Präsident der EOSC Association gesetzt hast?
[00:02:21] Klaus Tochtermann:
Die EOSC Association oder die EOSC als sozio-technologische Infrastruktur sind ja vor allen Dingen in europäische Förderprogramme eingebettet. Horizon Europe läuft Ende 27 aus. Die ganzen politischen Prozesse, wie es dann ab 2028 weitergeht, haben jetzt begonnen. Das geht sicherlich mit einem Vorlauf von drei Jahren, also wir diskutieren schon seit einem guten Jahr tatsächlich darüber, welche Optionen es gibt für die EOSC in einem nächsten Forschungsförderungsprogramm der Europäischen Kommission. Das ist vorzubereiten. Da sind verschiedene Optionen zu diskutieren. Beispielsweise: Wie kann eine nachhaltige Finanzierung sichergestellt werden? Was sind Governance-Strukturen, die die ganzen Stakeholder, die wir drin haben, die wissenschaftliche Community, die Mitgliedsstaaten, die europäische Community und die Europäische Kommission, dass die entsprechend repräsentiert werden? Und das ist eines der großen strategischen Ziele, weil das muss im Grunde bis Ende nächsten Jahres geklärt sein, wie die Strategie für eine EOSC nach 2027 aussieht. Das ist das erste große Ziel. Ein weiteres Ziel ist es, die Stakeholder, die wir haben, so einzubinden, dass sie sich gut repräsentiert fühlen. Das ist halt kompliziert, weil wir eine große Wissenschaftscommunity haben, die schon divers genug ist. Dann haben wir aber die Mitgliedsstaaten, da gibt es sehr Reiche, da gibt es weniger Reiche und wir haben die Europäische Kommission. Der dritte Punkt, das dritte strategische Ziel, ist die Weiterentwicklung der EOSC Association. Wenn wir also wissen, wie denn die EOSC ab 2027 finanziert werden soll, dann können wir auch schauen, was gute Governance-Strukturen sind. Im Moment sind wir halt eine Association, also ein Verein, mit ganz vielen Mitgliedern. Und wir haben Generalversammlungen, das sind dann 230 stimmberechtigte Institutionen. Damit kann man wahrscheinlich keinen Betrieb, der wirklich agil und kurzfristig agieren muss, leiten, so dass da eine neue Governance-Struktur erforderlich sein wird. Das sind also die drei Prioritäten, die ich auch in meiner Bewerbungsrede platziert habe.
[00:04:46] Doreen Siegfried:
Okay. Und das sind ja letztlich dann auch die… Sind das auch die strategischen Herausforderungen? Also ich meine, so eine Governance-Struktur ist ja eher so eine organisatorische Frage. Was wären so die großen strategischen Fragen?
[00:05:00] Klaus Tochtermann:
Die strategische Frage ist folgende: im Moment ist die EOSC Association eine Stiftung, in der wir die Institution aus dem Wissenschaftssystem als Mitglieder haben. Das ist der Sozio-Teil unserer Infrastruktur. Da treffen sich die Menschen, da tauschen sie sich aus und reden über ihre Infrastruktur-Belange. Dann gibt es den technischen Teil der Infrastruktur und da geht es dann wirklich darum, wie wird denn jetzt eine EOSC technisch auch zum Leben erweckt und betrieben? Und in dem Zusammenhang wird derzeit die sogenannte EOSC Federation, das ist also die Verknüpfung von vielen europäischen Forschungsdatenzentren, Forschungsdatenrepositorien vorangetrieben. So eine Föderation muss dann auch betrieben werden, sie muss finanziert werden. Und wie man das macht, also wie da die beste Strategie ist für das Management der Föderation, das ist also eine große strategische Frage im technologischen Bereich. Im Soziobereich hatte ich vorhin schon genannt, dass man wahrscheinlich mit 230 stimmberechtigten Institutionen keine Entscheidung kurzfristig fällen kann.
[00:06:13] Doreen Siegfried:
Ja, ja. Das ist zu groß. Okay. Du hattest jetzt gesagt, Horizon Europe läuft aus. Ist denn schon irgendwie ersichtlich, welche konkreten Maßnahmen erforderlich sind, um letztlich die EOSC nachhaltig im zukünftigen zehnten EU- Forschungsrahmenprogramm zu verankern?
[00:06:31] Klaus Tochtermann:
Also im Moment ist da viel einfach unklar. Was ein gutes Zwischenergebnis ist, ist, dass die EOSC als Structural Policy deklariert wurde. Damit ist es keine Action mehr. Eine Action kann beginnen und auch enden und einfach von der Kommission beendet werden. Als Structural Policy ist man viel fester verankert in der Wissenschaftspolitik der Europäischen Kommission. Weil eine Structural Policy eben dazu beiträgt, auch Ungleichheiten in Europa auszugleichen. Und die EOSC ist ein Instrument dafür. Das ist schon mal ganz, ganz wichtig. Der zweite Punkt ist im Grunde, wie entwickelt sich das zehnte Rahmenprogramm weiter? Ist es überhaupt ein alleinstehendes Forschungsförderungsprogramm? Die Kommission überlegt durchaus auch, dass man nur ein Competitiveness Fund hat. Also einen großen Topf, in dem Geld nicht nur für Forschung drin ist, sondern auch für industrielle Forschung.
[00:07:35] Doreen Siegfried:
Ah, okay.
[00:07:36] Klaus Tochtermann:
Und dann ist FP10, also das 10. Rahmenprogramm für die Forschung, nicht mehr eigenständig. Wir sind dann plötzlich im Wettbewerb mit Unternehmen um die Mittel. Das wäre für uns kein gutes Szenario, muss ich ganz ehrlich sagen, wenn FP10 als eigenständiges Forschungsförderungsprogramm verschwinden würde. Das wird sich alles klären, Mitte Juli diesen Jahres.
[00:07:57] Doreen Siegfried:
Ja, okay. Du bist ja jetzt schon eine Weile in diesem ganzen Kontext EOSC Association unterwegs. Mit Blick auf die letzten Jahre, was würdest du sagen? Welche Lessons learned lassen sich so aus der bisherigen Entwicklung der EOSC und der EOSC Association ziehen?
[00:08:17] Klaus Tochtermann:
Also man muss tatsächlich erkennen, dass eine Infrastruktur, wenn man von European Open Science Cloud spricht, beide Komponenten, das Soziale, die soziale Infrastruktur, dass sich Leute treffen können und vernetzen können und die technische Infrastruktur, dass man wirklich was hat, was bedienbar ist, dass man beides im Blick hat. Und vielleicht hatten wir das nicht von Anfang an, wir hatten eher den Blick auf den sozialen Teil, auf die Soziokomponente. Man muss bedenken, wir haben die Diskussion zur EOSC in 2015 begonnen. Und jetzt, seit Oktober 2024, gibt es eben eine erste Basis für die technologische Infrastruktur, die da ist. Und eine lessons learned ist sicherlich, das geht schneller.
[00:09:06] [beide lachen]
[00:09:07] Klaus Tochtermann:
Das geht schneller. Aber wir sind halt auch den Instrumenten der Kommission verpflichtet. Und die Kommission hat im Moment, also in Horizon Europe, nur Projektfinanzierung gehabt. Das ist also eine Schwierigkeit. Das ist eine lessons learned, dass man da vielleicht mehr hinterher ist, dass diese Infrastrukturkomponente geradliniger, schneller, entwickelt wird. Aber das ist halt nun mal Teil des Wissenschaftssystems, dass da sehr basisdemokratisch über lange Zeit Aushandlungsprozesse stattfinden. Eine andere lessons learned ist, dass wir… Wir sagen immer, wir sind die Repräsentanten, die Stimme der Wissenschaft. Aber auch die Wissenschaft ist eben hinreichend divers.
[00:09:53] Doreen Siegfried:
Ja.
[00:09:54] Klaus Tochtermann:
Also, da sind die Universitäten, da sind die großen Infrastrukturen. In Deutschland gibt es einen großen außeruniversitären Forschungsbereich. Den gibt es in anderen Mitgliedsstaaten überhaupt nicht. Und wir haben erst vor vielleicht zwei Jahren sogenannte Foren für die einzelnen Zielgruppen der Wissenschaftscommunity ins Leben gerufen. Also, ein Forum beispielsweise für die Research Performing Organisations. Das sind die Universitäten.
[00:10:21] Doreen Siegfried:
Okay, aber gar nicht disziplinär organisiert, sondern tatsächlich nach Strukturen. Okay.
[00:10:26] Klaus Tochtermann:
Genau. Das war nicht disziplinär organisiert, sondern nach Strukturen. Weil die Förderorganisationen in Deutschland, die DFG, haben ganz andere Erwartungen als die Universitäten. Die wiederum haben ganz andere Erwartungen als die Infrastrukturen. Also, die Diversität des Wissenschaftssystems in Europa, dem ist Rechnung zu tragen. Und das haben wir nicht von Anbeginn an gemacht. Da war es eben die Wissenschaftscommunity. Und erst nach und nach hat sich diese Differenzierung herauskristallisiert. Für uns zumindest im Dialog. Und die werden jetzt alle mit einzelnen Foren… Das heißt, wir treffen uns alle acht Wochen mit den unterschiedlichen Zielgruppen des Wissenschaftssystems in Europa, tauschen uns aus und dann ist die nächste Herausforderung, das immer noch unter einen Hut zu bringen. Wir können ja nicht fünf oder sechs Stimmen vertreten, sondern wir müssen eine Stimme der Wissenschaft an die Kommission, an die Mitgliedsstaaten kommunizieren.
[00:11:22] Doreen Siegfried:
Ja, okay. Aber wenn Du sagst, der Fokus lag in den letzten Jahren hauptsächlich auf dem Sozioaspekt, dann ist ja tatsächlich wahrscheinlich Land in Sicht. Das hat man jetzt gemacht. Alle kennen sich, alle haben sich miteinander beschäftigt. Dass man jetzt tatsächlich ein bisschen Schwung reinkriegt in die, in diesen technologischen, in diese technologischen Herausforderungen.
[00:11:48] Klaus Tochtermann:
Wir versuchen, für die Zukunft mehr Einfluss zu haben auf die inhaltliche Ausrichtung der geförderten Projekte. Weil im Moment ist das einzige Instrument, was die Kommission hat, Projektförderung. Und in dem Moment, wo ein Konsortium die Projektmittel bekommt, berichten sie gegenüber der Kommission, aber nicht gegenüber der EOSC Association. Und wir müssen uns stärker einbringen, dass wir die Projekte auch immer wieder darauf hinweisen, was für diese gesamte Infrastruktur erforderlich ist und nicht der primäre Fokus vielleicht auf Forschungsinteressen innerhalb der Projekte liegen kann. Das ist etwas, wo wir uns verstärken müssen. Da gibt es auch in Zukunft Instrumente dafür, also sogenannte OSCARS, heißen die. Das ist eine bestimmte Art von Projekten oder von Projektmittelvergabe für ein dezidiertes Thema. Das wäre zum Beispiel eine Option, dass dann quasi nur Projekte vergeben werden, also aus solchen Mitteln, die zu ganz konkreten Zielen der Implementierung der EOSC dienen.
[00:12:51] Doreen Siegfried:
Okay. Und sollen dann die unterschiedlichen Stakeholder gleichwertig behandelt werden oder geht es da so ein bisschen nach Verteilung innerhalb der Grundgesamtheit? Dass man sagt, okay, es gibt halt einfach mehr Universitäten in Europa, als beispielsweise außeruniversitäre Forschungseinrichtungen.
[00:13:10] Klaus Tochtermann:
Wir haben das tatsächlich noch nicht diskutiert und es ist nicht geplant. Wir hatten eine Diskussion in dem Zusammenhang, als es mal um die Mitgliedsgebühren ging. Dass wir hinterfragt haben, ist unsere jetzige Struktur der Mitgliedsgebühren angemessen? Mitglieder zahlen eben 10.000 €. Die haben alle Stimmrechte. Aber da ist es egal, ob ein Mitglied ein Funder ist, also eine Förderorganisation, ob es eine Universität ist, ob es eine Universität aus einem kleinen oder einem großen und reichen Land ist. Das haben wir diskutiert. Aber wir sind am Ende zu der Entscheidung gekommen, dass wir unser System nicht ändern. Es wird dadurch abgebildet… Ich nehme mal Nordmazedonien. Die haben genau ein Mitglied, zahlen also einmal 10.000 € in die EOSC Association ein. Aus Deutschland haben wir ungefähr 20 Mitglieder, das heißt, die zahlen 20 x 10.000 €…
[00:14:05] Doreen Siegfried:
Ja, okay.
[00:14:06] Klaus Tochtermann:
…aus dem deutschen Wissenschaftssystem in die EOSC ein. Wodurch zumindest bei der Finanzierung der EOSC wieder entsprechend der Größe der Länder reflektiert werden kann, dass auch große Länder mehr Mitglieder haben, als kleine Länder und damit auch einen höheren Beitrag an der Finanzierung.
[00:14:23] Doreen Siegfried:
Dann ist eine gewisse Fairness gesichert. Welche Form von Communitybeteiligung strebst Du denn an, um eine breite Legitimation dieser EOSC-Entscheidung zu sichern?
[00:14:34] Klaus Tochtermann:
Wir sind im Austausch mit unserer Community jetzt gerade in Antwerpen gewesen und da geht es vor allen Dingen darum: Was sind denn Rahmenbedingungen, die für unsere Community wichtig sind bei der Weiterentwicklung und Weiterfinanzierung der EOSC? Wir können kein konkretes Modell im Moment vorschlagen, weil wir die Instrumente unter dem zehnten Rahmenprogramm noch nicht kennen. Aber wir können Rahmenbedingungen einsammeln, also zum Beispiel eine Rahmenbedingung besteht darin, dass es auch möglich sein muss, dass man als Universität einzelne Dienste, beispielsweise in Tutorien, Weiterbildung zu Forschungsdaten anbieten und in die EOSC einbringen kann. Das war ein Wunsch der Universitäten, weil Universitäten meist keine großen Forschungsdatenrepositorien für eine ganze Community betreiben, aber trotzdem gute Dienste haben, die sie auch einbringen wollen. Das ist also ein Beispiel für eine Rahmenbedingung. Eine andere Rahmenbedingung ist beispielsweise, dass man bei den strategischen Weiterentwicklungen der EOSC Federation, also wenn alle Forschungsdatenrepositorien miteinander vernetzt sind, auch so eine gewichtete Entscheidungspolicy oder Governance für Entscheidungen hat. Also dass diejenigen, die eben viele Knoten, also viele Komponenten in die Federation einbringen, auch mehr Entscheidungsgewicht haben als vielleicht Mitglieder, die keinen Beitrag leisten. Es ist ja in der EOSC nicht so, dass jedes Mitglied auch wirklich ein Repositorium für dieses Netzwerk an Repositorien zur Verfügung stellen muss. Und das fordern dann natürlich diejenigen, die ein Repositorium in die Föderation, also in dieses Netzwerk, einbringen, dass sie dann auch mehr Entscheidungsgewalt haben im Vergleich zu denen, die kein Repositorium zur Verfügung stellen.
[00:16:36] Doreen Siegfried:
Okay, dass man so ein bisschen unterscheidet in aktive Mitglieder und eher… Oder konsumierende Mitglieder und Produzierende.
[00:16:44] Klaus Tochtermann:
Oder dass es auch einfach Entscheidungen gibt, beispielsweise im Sozio-Bereich. Da stimmen alle gleichberechtigt mit. Im Bereich, wo es wirklich um die Föderation, um die Technologie geht, haben diejenigen, die auch wirklich für die Technologieentwicklung auch aus Eigenressourcen mehr beigetragen haben, dass die auch mehr …
[00:17:01] Doreen Siegfried:
Ja.
[00:17:02] Klaus Tochtermann:
…Stimmrecht haben.
[00:17:02] Doreen Siegfried:
Ja, okay. Welche Rolle spielt denn Deiner Ansicht nach auch diese wissenschaftliche Community bei der zukünftigen Ausgestaltung? Also können die irgendwie Bedürfnisse irgendwie einbringen? Wie ist das geregelt oder wie ist da die Einbindung angedacht?
[00:17:18] Klaus Tochtermann:
Wir haben zwei große Dokumente. Das eine ist eine Strategic Research and Innovation Agenda. Die legt so für die nächsten fünf, sechs Jahre fest, was die großen Ziele sind. Die wird runtergebrochen auf einer Multi Annual Roadmap. Das ist eine Roadmap, ein Fahrplan, für die nächsten zwei Jahre.
[00:17:40] Doreen Siegfried:
Okay.
[00:17:41] Klaus Tochtermann:
Diese Dokumente finden… also erstellen wir aus dem Board of Directors in einem Entwurf und dann gibt es eine Consultation. Das heißt, die Community wird eingeladen, die Dokumente zu kommentieren. Wir haben Webinare, in denen wir das vorstellen. Und da findet die Communitybeteiligung statt. Bei der letzten Auflage der Dokumente hatten wir 600 Kommentare aus der Community, die aufzugreifen waren.
[00:18:04] Doreen Siegfried:
Okay, Du hattest gesagt, unterschiedliche Leute aus der wissenschaftlichen Community werden eingebunden. Was sind das für Personen, die da beteiligt werden und auch diese Kommentare zuliefern?
[00:18:18] Klaus Tochtermann:
Also, erstmal bei den Mitgliederversammlungen variiert das durch die ganze Bandbreite. Die Forschungsförderer entsenden die Personen, die entweder inhaltlich mit nationalen Forschungsdatenprogrammen befasst sind. Die Universitäten schicken zum Teil Bibliotheksverantwortliche, zum Teil Professor:innen aus einer Fachdisziplin und die großen Infrastrukturen schicken mitunter Technologen, Technologinnen, die an den Mitgliederversammlungen teilnehmen. Wenn wir eine Konsultation haben, geht diese Konsultation erst mal genau an diese Zielgruppe. Das sind ungefähr 230 Personen, die direkt im Mitgliederkreis sind. Die können das natürlich in ihren Häusern dann weiter verteilen und da kenne ich die Prozesse tatsächlich nicht, wer da mit drauf schaut. Aber die Vielfalt der Kommentare lässt darauf schließen, dass wirklich aus jeder Perspektive auf…
[00:19:24] Doreen Siegfried:
Ja.
[00:19:24] Klaus Tochtermann:
…so einen inhaltlichen Plan geschaut wird.
[00:19:26] Doreen Siegfried:
Ja, okay. Was sind denn die zentralen Voraussetzungen, damit die EOSC tatsächlich für Forschende aus diesen ganz unterschiedlichen Disziplinen attraktiv und nutzbar ist und vor allem auch bleibt?
[00:19:41] Klaus Tochtermann:
Das Wichtigste sind sicherlich gute Inhalte. Das ist wirklich das Wichtigste. Leichter Zugang. Also, dass man nicht irgendwie zehn Mal sich einloggen muss, um irgendwie eine einfache Suche zu starten. Und dann Inhalte über Disziplingrenzen hinweg. Das sind ja gerade die Mehrwerte, die die Vernetzung verschiedener disziplinärer Repositorien nach sich ziehen kann. Wenn wir das hinbekommen, dann glaube ich, ist es nicht schwierig, die Community zu überzeugen, weil sie dort eben Zugänge zu Forschungsdaten hat, die bezogen auf ihre Forschungsfrage relevant sind, aber aus unterschiedlichen Quellen kommen. Im anderen Fall müsste man nämlich all diese Quellen einzeln konsultieren und das würde voraussetzen, dass man sie überhaupt erst mal kennt. Also das wäre ein großer Nutzen, der auch von der Community anerkannt wird. Und da arbeiten wir gerade dran. Also im Moment werden die ersten ja zehn nennen wir es End-to-End Use Cases entwickelt. End-to-End heißt eben, dass mindestens zwei unterschiedliche Repositorien ihre Forschungsdaten pro Use Case so bereitstellen, dass sie miteinander verschmolzen werden können.
[00:20:56] Doreen Siegfried:
Das heißt, Ihr testet dann auch an unterschiedlichen Disziplinen. Wenn Du jetzt sagst, einfacher Zugang ist elementar, kann ich mir vorstellen, dass es vielleicht für einen Doktoranden aus der Chemie was anderes ist, als vielleicht für eine Professorin aus der Kunstgeschichte, was jetzt ein einfacher Zugang ist. Oder gibt es da irgendwie so Standards, dass man sagen kann: Okay, es muss sein, wie beim Onlineshopping. Ein Klick und dann komme ich drauf und legitimiere mich vielleicht noch irgendwie über mein Mobile Device oder sowas?
[00:21:30] Klaus Tochtermann:
Also, wir sind hier in einem europäischen Kontext und da spielt in der europäischen Wissenschaftspolitik eben auch die Gleichverteilung über Europa und über die europäischen Infrastrukturen eine Rolle. Also was wir nicht machen, ist, dass wir jetzt Use Cases haben, wo quasi pro Disziplin, Kunstgeschichte, Chemie, Astrophysik geschaut wird, ist der Use Case gut. Bei dem Aufnehmen von Knoten, also von Repositorien in die Föderation ─ der Fachbegriff dafür in unserer Welt heißt Knoten, deswegen verwende ich den ab und zu ─ basiert also zum einen darauf, dass wir zunächst mal eine thematische Vielfalt haben, dass wir gut entwickelte Disziplinen, da sind zum Beispiel die Lebenswissenschaften, relativ weit vorne mit dran, in die Föderation reintragen. Aber dann geht es natürlich auch darum, dass man eine gute regionale Abdeckung in Europa hat. Also wir wollen da nicht nur Datenrepositorien aus Frankreich, den Niederlanden und Deutschland drin haben, sondern auch aus anderen Ländern, die vielleicht kein so hochentwickeltes Wissenschaftssystem haben. Dann geht es weiter dorthin, dass natürlich die Kommission vieler solcher Infrastrukturen in der Vergangenheit auch finanziert hat. Und natürlich möchte sie auch sehen, dass diese Infrastrukturen in der Föderation, also in dem Netzwerk aus Repositorien vorkommen. Also man hat hier wieder die ganze Diversität und kann leider nicht so strategisch voranschreiten, dass man sagt, jetzt schauen wir mal, wie gut ist diese Disziplin einmal vernetzt, wie gut sind die Forschungsdaten für jene Disziplinen? Das wird dann ähnlich wie auch in Deutschland in der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur eher über die einzelnen Projekte bedient. Das es also disziplinäre Projekte gibt, die sich mit Fragestellungen des Forschungsdatenmanagements in einer Disziplin befasst.
[00:23:21] Doreen Siegfried:
Okay, alles klar. Wie kann denn… Wir sind ja hier der Open Science Podcast. Ach so, übrigens noch mal vielleicht ein kleiner Hörtipp für unsere Zuhörerinnen und Zuhörer, die jetzt über das Wort Knoten gestoßen sind. Es gibt eine ältere Folge zum EOSC, zum ersten EOSC EU Node. Packen wir noch mal in die Shownotes. Aber die Frage, die sich mir stellt: Wie kann denn die EOSC zu einer stärkeren auch Verankerung von Open Science in letztlich der institutionellen Forschungspraxis beitragen? Also, wir haben ja gesagt, okay, es geht sozusagen von den Institutionen in ihrer komplexen Heterogenität in die EOSC, gibt es dann wieder auch ein Rückwirken in die Institutionen rein?
[00:24:06] Klaus Tochtermann:
Die EOSC ist ja, wie eingangs schon gesagt, soziotechnologisch eine Infrastruktur. Wir haben jetzt in der letzten Frage über die technologische Komponente gesprochen. Jetzt gehe ich wieder zurück zu der sozialen Komponente. Weil m Kontext der Entwicklung der EOSC werden ja nicht nur Infrastrukturen entwickelt, sondern auch ganz viele Guidelines, Policy Papers und ähnliches entwickelt. Ein Ergebnis eines, einer jüngsten Aktivität, an der ich auch beteiligt war, war beispielsweise ein Guideline, der Hilfestellung gibt, wie Institutionen des Wissenschaftssystems eine Open-Science-Strategie entwickeln können. Also Schritt für Schritt. Wie kann man das entwickeln? Und das ist eine Hilfestellung, die sehr gefragt ist. Eine andere… Ein anderes Ergebnis aus einer anderen Aktivität ist eine Empfehlung. Wie können Forschungsdaten-Trainings angeboten werden und wo gibt es schon welche? Das heißt, was ich damit sagen will, wir haben sehr viele Open Science fördernde Aktivitäten jenseits der technischen Infrastruktur, die dazu beitragen, das Open Science the New Normal in Europa wird. Und vielleicht als letztes Beispiel für die Weiterentwicklung der EOSC: insgesamt gibt es fünf strategische Schwerpunkte, die die Kommission und die EOSC Association und die Mitgliedstaaten gemeinsam vereinbart haben. Einer davon ist das Update auf Open Science Practices, also die Annahme von Open-Science-Praktiken im täglichen Arbeiten. Und dafür wird es zukünftig Fördermittel geben. Und das ist alles im Kontext der EOSC zu sehen. Auch da tragen wir dann mit den vorhin genannten Multi Annual Roadmaps, also den 2-Jahres-Planungen, inhaltlich bei, was Schwerpunkte sein können.
[00:26:08] Doreen Siegfried:
Ja, okay. Das heißt für Open Science Akteure, sagen wir mal in Deutschland, die können dann schon schauen, was gibt es an diesen Guidelines vielleicht aus Frankreich, aus den Niederlanden oder meinetwegen auch aus Nordmazedonien, die ich jetzt mehr oder weniger für mich nachnutzen kann für meine Zwecke?
[00:26:29] Klaus Tochtermann:
Ja, das ist ein Mehrwert, den wir liefern. Es gibt eine EOSC-Community auf Zenodo. Da werden all diese Dokumente abgelegt und dort kann man die einsehen. Wichtig ist uns nur, von der EOSC Association, immer festzuhalten, es gibt mehr Open Science als die EOSC Association bedient. Wir befassen uns zum Beispiel nicht mit dem Thema Open Access von Publikationen. Oder wir befassen uns nicht mit offenen Methoden im Wissenschaftssystem.
[00:26:58] Doreen Siegfried:
Ja klar, es geht jetzt um Forschungsdaten.
[00:27:00] Klaus Tochtermann:
Es geht um Forschungsdaten. Also es gibt noch Open Science jenseits der EOSC. Aber dort, wo die EOSC einen Beitrag leisten kann, tun wir das in Form von Guidelines, Policy Papers, und die liegen alle auf der EOSC Community von Zenodo.
[00:27:14] Doreen Siegfried:
Ja, okay. Ja, das ist ja vielleicht auch für unsere Zuhörerinnen und Zuhörer noch mal ein ganz interessanter Anlaufpunkt. Du hattest ja gesagt, auch bei Deiner Antrittsrede zum EOSC-Präsidenten, dass es auch um die Community geht. Wie willst Du denn den Dialog mit nationalen und europäischen Forschungsakteuren intensivieren?
[00:27:38] Klaus Tochtermann:
Wir haben zum einen die, ich glaube ich hatte es vorhin angesprochen, die Foren, in denen wir regelmäßig mit den unterschiedlichen Stakeholdern sprechen. Diese Foren bleiben auf alle Fälle bestehen. Die werden alle acht Wochen mit den neuesten Informationen versorgt. Wir gehen in den Austausch, um von den unterschiedlichen Anspruchsgruppen Erwartungshaltungen einzusammeln. Als zweites hatten wir bislang mit zwei Mitgliederversammlungen pro Jahr ─ eine virtuelle, da wurden nur Entscheidungen getroffen ─, eine in Präsenz. Da wird dann auch inhaltlich diskutiert. Wir haben jetzt erstmals gerade in Antwerpen besprochen, dass wir noch mal zwischendrin…
[00:28:16] Doreen Siegfried:
Ja.
[00:28:17] Klaus Tochtermann:
…eine außerordentliche General Assembly machen, die nur inhaltlichen Diskussionen dient, um in direkten Austausch zu treten, auch mit der gesamten Community. Der Nachteil der Foren ist ja, dass man nur mit den Fördergebern spricht, nur mit den Research Performing Organisations, also den Universitäten, spricht oder nur mit den Infrastrukturen spricht. Es ist aber auch wichtig, dass die mal miteinander sprechen.
[00:28:42] Doreen Siegfried:
Ja, dass man die alle wieder zusammenbringt.
[00:28:43] Klaus Tochtermann:
Dass man die alle zusammenbringt. Und da, glaube ich, macht es Sinn, dass man noch eine dritte, eine dritte General Assembly, Mitgliederversammlung hat, die rein inhaltlich ausgerichtet ist. Und dann haben wir insgesamt pro Jahr mit dem großen EOSC Symposium, also der großen Jahrestagung, die rein inhaltlich ist, glaube ich, genügend Foren, Austauschmöglichkeiten, um mit der Community, vor allem im kontinuierlichen Austausch zu bleiben.
[00:29:12] Doreen Siegfried:
Ja, okay. Europa spielt ja gerade auch in der Wissenschaftspolitik noch mal jetzt eine neue Rolle, wie ich finde. Welche Potenziale siehst Du denn hier für die internationale Anschlussfähigkeit der EOSC auch über Europa hinaus? Oder anders gefragt, welche Rolle spielt Europa derzeit im internationalen Wissenschaftssystem? Also jetzt hinsichtlich Open Science und Forschungsdatenmanagement.
[00:29:41] Klaus Tochtermann:
Also ich denke schon, dass hier Europa eine der führenden Regionen in der Welt ist, die sich mit dem Thema befasst. Und die EOSC sicherlich eine der am klarsten, also von den Zielen her am klarsten, definiertesten Anstrengungen ist, die stattfindet. Wir haben durchaus auch in anderen Weltregionen vergleichbare Initiativen, aber die decken da nicht die komplette Region ab, decken nicht alle Disziplinen ab. Der Anspruch ist dann ein anderer. Was hier in Europa gemacht wird, ist schon herausragend. Alle Mitgliedsstaaten, auch sollte ich nicht vergessen, die assoziierten Länder, also diejenigen, die Mitgliedsstaat werden wollen, deswegen ist beispielsweise Nordmazedonien dabei. Die sind ja noch kein Mitgliedsstaat, aber assoziiertes Mitglied. Die alle für so ein Thema zu begeistern und dauerhaft, also wir diskutieren seit zehn Jahren und arbeiten seit zehn Jahren an der Realisierung, das ist schon eine herausragende Leistung, die hier in Europa stattfindet und die auch in anderen Weltregionen tatsächlich so wahrgenommen wird. In die EOSC geht ja, jetzt nur im Horizon Europe, geht ja 1 Milliarde Euro an Investitionsmitteln rein. Das ist schon ein gewaltiges Forschungsförderungsvolumen,…
[00:31:04] Doreen Siegfried:
Ja, absolut.
[00:31:04] Klaus Tochtermann:
…das zur Verfügung steht. Also da schaut man schon auch von außerhalb Europas auf uns. Und natürlich gibt es dann auch Kreise, in denen man sich mit den anderen regionalen, und damit meine ich Weltregionen, Initiativen austauscht. Die aber, wie gesagt, alle sehr stark auf Europa schauen und sehr genau beobachten, wie wir hier voranschreiten.
[00:31:32] Doreen Siegfried:
Okay, also würdest Du schon sagen, okay, Europa hat nicht nur diese unterschiedlichen Stakeholder aus den unterschiedlichen Disziplinen, sondern auch die ganzen Regionen, alle zusammen. Alle ziehen an einem Strang.
[00:31:46] Klaus Tochtermann:
Und das ist halt eine Leistung bei…
[00:31:47] Doreen Siegfried:
Absolut.
[00:31:47] Klaus Tochtermann:
…den vielen Mitgliedsstaaten, bei den assoziierten Ländern, bei der Kommission. Und da über den langen Zeitraum wirklich das gemeinsame Ziel zu verfolgen. Und jetzt ─ wir kommen ja in die Realisierungsphase. Also, es ist ja nicht so, dass nur diskutiert wird. Es gibt viele Guidelines, Policy Papers, die den Forschungseinrichtungen schon mal helfen, beispielsweise Open Science Strategien zu entwickeln. Und die Infrastruktur ist da, also der EOSC Node ist operativ da. Das ist sozusagen der Kern der EOSC. Bis zum Herbst diesen Jahres werden die ersten anderen Forschungsdatenrepositorien sich angedockt haben und dann wächst das einfach nach und nach und wir erwarten am Ende vielleicht 200 Repositorien, die angedockt sind. Das ist schon eine Leistung.
[00:32:32] Doreen Siegfried:
Ja, absolut. Welche Rolle wird denn die EOSC Deiner Einschätzung nach im zukünftigen globalen internationalen Forschungsdatenraum einnehmen können? Also wenn Du sagst, dadurch, dass sie jetzt so super vernetzt ist und so eine wirklich unique Stellung hat international, könnte man ja schon fast sagen, es ist so eine Art Vorbild auch.
[00:32:57] Klaus Tochtermann:
Es kann sicherlich ein Rollenbild für andere Weltregionen sein. Dabei ist zu berücksichtigen, dass andere Weltregionen durchaus andere Governance-Strukturen als in Europa haben.
[00:33:07] Doreen Siegfried:
Ja.
[00:33:07] Klaus Tochtermann:
Also hier ist es halt wirklich sehr basisdemokratisch. Und wir sagen zwar immer, es ist noch viel zu sehr top down, aber im Vergleich zu anderen Weltregionen ist es überhaupt nicht top down, sondern einfach ein Aushandlungsprozess zwischen Wissenschaftspolitik, Forschenden und Infrastruktureinrichtungen. Welche Rolle Europa haben kann… Also wir hoffen, dass natürlich auch in zunehmendem Maße Interesse von internationalen Einrichtungen besteht, sich an der EOSC beteiligen zu können. Das ─ und das ist vielleicht ganz wichtig ─ geht im Moment noch nicht. Also im Moment ist die EOSC, wenn man in diese Föderation hinein will, für europäische Forschende aber auch Datenrepositorienbetreiber begrenzt. Also wir könnten jetzt kein Repositorium aus Amerika aufnehmen. Wir könnten auch keinen Forschenden aus Amerika einen Login geben, um in der EOSC zu arbeiten. Also das ist im Moment ein rein europäisches Vorhaben. Das ist noch mal ganz deutlich hervorzuheben. Es ist aber durchaus denkbar, dass man sich öffnet in dem Moment, wo eben wirklich anerkannt und ja, der Bedarf auch formuliert wird, dass hier etwas ganz Besonderes geschaffen wurde, was nicht nur für europäische Forschende, sondern eben für weltweite Forschung relevant ist. Diese Erwartungshaltung wird kommen. Allein deshalb, weil ja unsere Forschenden in Europa nicht an den Grenzen Europas aufhören, mit Kolleginnen und Kollegen zu arbeiten. Und dann wollen natürlich auch die nichteuropäischen Kolleg:innen auf die Daten ihrer europäischen Kolleg:innen zugreifen. Das wird kommen. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es noch zu früh. Und da hoffen wir halt auch, dass wir wirklich so ein Rollenmodell für weltweites Forschungsdatenmanagement sein können.
[00:35:02] Doreen Siegfried:
Wir sprechen ja jetzt heute, am 2. Juni, also wirklich wenige Tage nach der Wahl. Was bedeutet denn für Dich jetzt persönlich die Wahl zum Präsidenten der EOSC Association? Auch vielleicht im Kontext des bisherigen Engagements in der nationalen und europäischen Open-Science-Bewegung?
[00:35:24] Klaus Tochtermann:
Also, es ist erstmal eine tolle Form der Anerkennung. Also ich habe mich sehr gefreut, gewählt worden zu sein. Ich habe mich davor schon sehr gefreut, dass das Board of Directors gefragt hatte, ob ich für dieses Amt zur Verfügung stünde. Und es ist irgendwie, ja, wie soll ich sagen, eine schöne Fortsetzung einer Geschichte, die 2015 begann, wo die erste Arbeitsgruppe sich überhaupt mal mit der europäischen Open Science Cloud befasst hat. Es ging dann weiter in die zweite Arbeitsgruppe und dann kam ich ins Board of Directors. Und jetzt ist es schon eine Ehre und erfüllt mich auch mit Stolz, das machen zu dürfen. Und auch der Zeitpunkt ist aus meiner Sicht gut, weil ich jetzt so viele Jahre an Policy Papers, an Ideen, an Konzepten und ich weiß nicht was mitgearbeitet habe. Und jetzt sind wir so in den Zügen, wo es wirklich realisiert wird, wo es gemacht wird, wo es nutzbar wird, wo die Forschenden damit arbeiten können und diese Phase als Präsident mitgestalten zu dürfen, das finde ich einfach toll. Das ist eine einmalige Gelegenheit für jemanden wie mich, der eben in der Infrastrukturwelt seit Jahren zu Hause ist. Wir bauen unsere Infrastrukturen an der ZBW, aber das ist dann für die nationale Community der Wirtschaftswissenschaften. Aber hier baut man wirklich in einem hochkomplexen Umfeld mit vielen Stakeholdern etwas fürs komplette europäische Wissenschaftssystem. Und das mitgestalten zu dürfen, ist wirklich eine besondere Ehre, aber auch Herausforderung. Und ganz ehrlich, manchmal habe ich da auch ein bisschen Bammel vor,…
[00:37:00][beide lachen]
[00:37:01] Klaus Tochtermann:
…was da die nächsten Jahre auf mich zukommt.
[00:37:02] Doreen Siegfried:
Also das wird schon alles gut klappen. Ich drücke die Daumen. Vielen Dank, Klaus. Vielen Dank auch an Sie an den Kopfhörern. Es wurden viele, viele Hinweise gegeben, viele Sachen erwähnt. Die packen wir alle in die Shownotes. Ich hoffe, es hat Ihnen gefallen. Lassen Sie uns gerne Lob oder Kritik da, sei es via E-Mail, Mastodon, YouTube oder LinkedIn. Und wir freuen uns natürlich auch, wenn Sie uns abonnieren. Und ich freue mich auf das nächste Mal.