Folge 7: Open Educational Resources – Tipps

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Hinweis: Diese Folge wurde bereits im September 2020 aufgezeichnet.

Dr. Doreen Siegfried
Leitung Marketing und Public Relations, ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft
Nicole Clasen
Leitung Abteilung Benutzungsdienste, ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft

[00:00:03-0] Doreen Siegfried:  
Willkommen bei „The Future is Open Science“, dem Podcast der ZBW. Hier verraten Ihnen interessante Menschen aus dem Wissenschaftsbetrieb, wie sie in ihrer täglichen Arbeit Open Science voranbringen. Wir tauchen ein, in die Tiefen der Wissenschaftskommunikation im digitalen Zeitalter und verraten Ihnen handfeste Tipps und Tricks zu Open Science in der Praxis. Ich bin Doreen Siegfried und freue mich sehr, Host dieses Podcast sein.

[00:00:32-9] Doreen Siegfried:
Hallo und herzlich Willkommen zu einer neuen Folge von „The Future is Open Science“, dem Podcast der ZBW. Ich freue mich sehr, dass Sie eingeschaltet haben. Und wir reden heute über freie Lern- und Lehrmaterialien und über Tipps und Tricks, wie man diese erstellt. Dazu habe ich mir hier Nicole Clasen eingeladen. Nicole ist Leiterin der Abteilung Benutzungsdienste in der ZBW und, was jetzt für dieses Thema, was wir heute haben, noch etwas wichtiger ist, sie hat schon zahlreiche Workshops gemacht zu dem Thema Open Educational Resources und bringt uns hier heute ihre umfassende Erfahrung mit. Herzlichen Willkommen Nicole.

[00:01:17-3] Nicole Clasen:
Ja, hallo. Vielen Dank.

[00:01:20-5] Doreen Siegfried:
Steigen wir doch gleich ein. Open Educational Resources – ich glaube, ich muss nicht erklären, was das ist. Es sind letztlich, ganz grob gesagt, alle möglichen Lernmaterialien, Bildungsmaterialien, die andere einfach frei teilen können, frei nachnutzen können. In diesen Zeiten hat jeder sicherlich schon mal etwas davon gehört und freut sich auch, wenn andere vielleicht irgendwie Lerninhalte zur Verfügung stellen, die man dann selbst irgendwie für die Schule oder für die Lehre an der Universität nachnutzen kann. Für alle, die noch so ein bisschen bedeckt sind und sagen ja, ich würde ja gerne, aber ich weiß gar nicht so recht, wie es geht. Nicole erklär‘ doch mal, wie erstelle ich denn eine solche Materialie?

[00:02:09-7] Nicole Clasen:
Ja gerne. Also eigentlich ist es überhaupt nicht schwer. Man muss sich tatsächlich einfach trauen und loslegen. Und bei den Materialien, die man vielleicht grundsätzlich erstellen würde, einfach so ein bisschen den freien Gedanken und freie Lizenzen im Hinterkopf behalten und dann passt das eigentlich schon. Und dann kriegt man das ganz gut hin. Die meisten sind tatsächlich erst einmal unschlüssig und fragen sich: Ist mein Thema überhaupt OER geeignet? Ist das überhaupt umfangreich genug oder wirklich ein richtiges Lehrmaterial? Aber da kann man schon sagen, dass es wirklich eigentlich ja fast alles möglich wäre. Es geht halt um sämtliche Lernmaterialien, also genauso auch um Poster oder um Podcasts, wie wir jetzt heute einen machen und eben nicht nur über Kursmaterialien und Einführung in die allgemeine BWL oder ähnliches. Sondern, da sind der Fantasie tatsächlich keine Grenzen gesetzt. Also, erstmal kann man schon denken ja, mein Thema ist auf jeden Fall OER geeignet. Dann ist natürlich die Frage: Was will ich vermitteln und wer ist meine Zielgruppe? Macht natürlich einen Unterschied, ob ich jetzt was für Oberstufe in der Schule mache, Erstsemester oder für Doktoranden. Aber das bezieht sich ja auf jedes Material. Und ganz klar ist natürlich der Vorteil am nachnutzen ist ja eigentlich, dass die anderen das relativ einfach und unkompliziert nachnutzen können. Das heißt, man überlegt vielleicht auch so ein bisschen, gibt es überhaupt hausinterne Abkürzungen? Die hat ja tatsächlich eigentlich jeder…

[00:03:42-3] Doreen Siegfried:
Ach ja, stimmt. Auf sowas muss man auch achten. Ja.

[00:03:45-1] Nicole Clasen:
Genau, dass man die vielleicht einfach schon mal möglichst weglässt oder nicht ganz so oft benutzt, damit man einfach viel mehr weiterverwenden kann. Und wenn man darauf achtet, dann hat man schon einen großen Baustein geschafft. Und dann ist natürlich auch immer ganz gut, gerade wenn man es noch nie gemacht hat: Gibt es mögliche Schnittstellen bei mir im Haus oder Kooperationspartner? An Hochschulen sind das ganz oft die E-Learning-Partner oder -Stellen die sich damit so ein bisschen schön befasst haben. Oder natürlich auch oft Bibliotheken, die da als Ansprechpartner in Frage kommen. Im öffentlichen Bereich sind es vielleicht oft dann Volkshochschulen oder andere Schulen oder Einrichtungen. Da hat man doch manchmal schon jemanden vor Ort, mit dem man das dann einfach zusammen machen kann und ausprobieren kann.

[00:04:29-9] Nicole Clasen:
Ja. Und dann geht es tatsächlich ja so ans Machen. Und da ist das große Kunststück tatsächlich, dass man sich einfach mit den Lizenzen befassen muss. Ich kann natürlich jetzt nicht etwas frei zur Verfügung stellen und das Bild hat zum Beispiel dann unser Marketing gemacht und der Fotograf und gar nicht ich selber. Dann kann ich das ja nicht einfach so frei zur Verfügung stellen. Das heißt, ich achte auf die Lizenzen. Ich gucke, ob das Creative Commons-Lizenzen sind. Die sind gut erklärt. Es ist das am weitesten verbreitete Lizenzsystem, ist wie so ein Baukasten für Nutzungsrechte. Da kann ich dann schauen. Und der Vorteil ist wirklich, dass ich dann, wenn es entsprechend mit der passenden CC-Lizenz versehen ist, das einfach kostenlos nachnutzen und muss nicht extra noch den Autor ausfindig machen und nachfragen. Genau. Da muss ich dann darauf achten, dass ich tatsächlich dann am besten CC oder CC-BY habe. BY bedeutet Namensnennung, wenn ich dann share alike habe, ist das nur die gleiche Lizenz oder so weiter und so fort. Fallstrick ist dann noch non-commercial. Dass man halt dann guckt. Das ist im Hochschulbereich kein Problem. Aber wenn man das zum Beispiel dann für quasi, das Duale Studium macht, da ist es manchmal schon so ein Grenzbereich, weil man dann ja sagt, die bezahlen ja vielleicht Geld und kommen immer am Wochenende, um das zu machen. Da muss man immer ein bisschen gucken. Aber das ist auch alles im Internet gut erläutert und da kann man die CC-Lizenzen auch gut nachlesen und gucken, was man benutzen kann. Genau.

[00:06:07-5] Nicole Clasen:
Dann wäre es natürlich richtig gut, dass man nicht selber, wenn man selber eine OER erstellt, dass man sich auch selber nicht schon alles ausdenken muss sondern selber vielleicht erst mal guckt, was gibt es überhaupt schon.

[00:06:16-8] Doreen Siegfried:
Was gibt’s schon. Ja okay.

[00:06:19-1] Nicole Clasen:
Genau, also was kann ich selber schon mal nachnutzen? Und dann ist halt die Frage, wie komme ich an freie Inhalte. Und wenn man es das erste Mal macht oder nicht so oft gemacht hat, dann ist das durchaus manchmal ein bisschen schwierig, die Suche nach freien Inhalten. Aber wenn man so ein bisschen Zeit investiert, sich da einmal reinfuchst, dann ist man da auch auf einem guten Weg.

[00:06:38-1] Doreen Siegfried:
Hast du da, hast du da vielleicht so Tipps, wo man, so 1-2 Einstiegsportale oder so, wo ich gucken kann nach freien Inhalten?

[00:06:47-7] Nicole Clasen:
Also, es geht tatsächlich auch schon direkt bei der Google-Suche.

[00:06:51-6] Doreen Siegfried:
Ja.

[00:06:52-9] Nicole Clasen:
Da suche ich einfach unter den erweiterten Einstellungen, dann nach den Nutzungsrechten, da kann ich die freien Nutzungsrechte einstellen und danach filtern. Das ist so ein guter Startpunkt. Ich kann natürlich auch Wikimedia Commons benutzen, um zu suchen. Und es gibt da noch entsprechende Plattformen und Beispiele, wo man dann was haben kann. Es gibt auch das OERhörnchen. Das ist halt eine deutsche Suchseite, wo man einfach dann gucken kann, wo man auch seine eigenen OERs quasi anmelden kann, dass die halt auch gefunden werden. Aber ich denke, die meisten werden tatsächlich über Google suchen. Das ist dann der allgemeine Alltagseinstieg und dann kann man es dort über die erweiterten Einstellungen auch eingeben.

[00:07:41-8] Doreen Siegfried:
Kann man da ja auch gucken, einfach, wie andere das machen. Also wie andere das umsetzen, mit welchen Lizenzen und so weiter.

[00:07:48-3] Nicole Clasen:
Genau.

[00:07:48-5] Doreen Siegfried:
Sich ein bisschen informieren. Genau.

[00:07:51-1] Nicole Clasen:
Genau. Ja, selbst wenn man auch denkt, na ja, so ein paar Texte schreiben, dafür brauche ich das nicht. Aber spätestens bei den Bildern ist das tatsächlich dann Thema, wo man dann Bilder suchen muss und das kennt ja dann jeder. Also so einfach nur Texte ohne Bilder oder Hintergrundfotos, das sieht dann ja doch nicht ganz so ansprechend aus. Das heißt, da wird man sich dann schon auf die Suche machen. Und den meisten, denke ich, wird dann pixabay einfallen, wo man gut nach Fotos recherchieren kann. Da muss man einfach nur im Hintergrund behalten, dass es da die eigene pixabay-Lizenz gibt. Das heißt, dass es dann eben nicht mit den Creative-Commons-Lizenzen dann vergleichbar ist, sondern man einfach ein bisschen gucken muss, dort auch noch quasi die pixabay-Lizenz berücksichtigen muss. Aber ansonsten gibt es da auch verschiedene kleinere Bilddatenbanken auch, die man benutzen kann. Oder es gibt ja noch Flickr und bei Flickr kann man auch das direkt nach Lizenz filtern einstellen. Und es gibt bei Flickr auch noch eine Unterseite, wo man gleich sagen kann, ich möchte nur nach Creative Commons-Lizenzen suchen und zwar nach der entsprechenden CC-BY-Lizenz oder ähnliches und bekomme dann auch nur die Bilder angezeigt.

[00:09:09-4] Doreen Siegfried:
Vielleicht noch mal einmal kurz zu der Namensnennung. Du hattest ja gesagt, es gibt ja verschiedene in der ganzen Creative Commons-Lizenzfamilie, unterschiedliche Unterlizenzen. Und ich kann sozusagen entscheiden, möchte ich komplett anonym meine Materialien zur Verfügung stellen oder mit Namensnennung. Also wenn man sich mit Dozentinnen und Dozenten aus den Wirtschaftswissenschaften unterhält, kommt da manchmal so ein bisschen die Sorge, ja, wenn ich jetzt letztlich meinen Folien oder meiner Worksheets oder was auch immer online stelle und dann ist das jahrelang im Internet und dann ist das ja vielleicht in fünf Jahren nicht mehr aktuell, aber ja immer noch mit meinem Namen verknüpft. Also wie kannst du den Leuten die Sorge nehmen, dass da irgendwie veraltete Inhalte mit einem Namen im Internet unterwegs sind?

[00:10:10-3] Nicole Clasen:
Ja, das ist tatsächlich…habe ich auch selber ja immer wieder gemerkt. Das geht auch, glaube ich, einfach jedem so. Selbst wenn man nur eine normale PowerPoint-Präsentation oder irgendwelche Handouts schreibt, findet man die in dem Moment vielleicht total super und drei Jahre später denkt man sich: Ach du jemine, wie habe ich das denn formuliert oder wie sieht das denn optisch aus?

[00:10:30-6] Doreen Siegfried:
Ja.

[00:10:31-0] Nicole Clasen:
Also, das ist tatsächlich einfach so, dass das im Laufe der Zeit man immer zu dem Punkt kommt und denkt, ach ne das muss dringend noch mal wieder geändert werden. So ist das natürlich auch mit OER. Und ich denke, dass ist da tatsächlich diese größte Schwierigkeit, dass man diese Hemmschwelle einfach mal überwinden muss und dann einfach das ausprobiert. Das Schöne daran ist, es gibt ja die entsprechenden TULLU-Regeln zum Beispiel, wo es darum geht, wie man einfach die Werke genau angibt. Und es ist ja auch einfach so, dass man natürlich auch dann sieht, in welchem Jahr ich zum Beispiel dann eben dieses OER erstellt habe. Und wenn da dann steht, das habe ich 2018 gemacht und jemand findet das dann 2023, dann ist der vielleicht auch ganz geduldig mit mir persönlich und denkt ach, das ist ja auch schon fünf Jahre her…

[00:11:22-9] Doreen Siegfried:
Das ist das Frühwerk, genau. [lacht]

[00:11:24-6] Nicole Clasen:
Genau. Aber ich glaube, dass das tatsächlich so ein bisschen diese Startschwierigkeiten von OER tatsächlich sind, dass man selber sich freut, wenn man andere Sachen findet und die nachnutzen kann. Und wenn man ehrlich ist, sind ja auch viele Sachen unglaublich ähnlich, gerade im Schulungs- und Lehrbereich, also so die Begriffsdefinitionen im Bereich BWL, VWL. Da erzählt ja durchaus dann jeder, jede Dozentin und jeder Dozent sehr ähnliche Dinge, weil die Begriffe sind nun mal entsprechend so definiert. Oder wenn man auch so im Bibliotheksbereich jetzt an Informationskompetenz, wie recherchiere ich richtig? Wie zitiere ich richtig? Das sind ja einfach Grundlage, die …

[00:12:04-2] Doreen Siegfried:
Das ändert sich ja auch nicht alle drei Jahre. Ja,

[00:12:05-9] Nicole Clasen:
Genau. Grundlagen, die identisch sind. Das heißt, jeder freut sich, wenn er das von anderen nachnutzen kann. Aber gleichzeitig dann zu sagen, oh, ich stelle jetzt meins frei zur Verfügung, das ist tatsächlich so ein eigener Schatten, über den man springen muss. Das haben wir bei uns auch selber gesehen in der Abteilung. Wir haben ein Fernleihe-Quiz erstellt und einfach gedacht, okay, das deutsche Urheberrecht ist so komplex und gerade die internationalen Kolleginnen und Kollegen haben da große Verständnisschwierigkeiten. Da haben wir gedacht, wir machen das mal ein bisschen spielerischer, machen ein Quiz. Und fanden es eigentlich schon mal total gut, wie wir das so gemacht haben.

[00:12:42-0] Doreen Siegfried:
Ja.

[0:12:42-5] Nicole Clasen:
Und als dann der Schritt kam, so, es ist fertig, wir stellen es jetzt online, da mussten wir schon noch ein paar Nächte drüber schlafen, ob es jetzt wirklich gut genug ist, um es online zu stellen. Und ich denke, dass ist einfach nur menschlich und eigentlich geht es jedem so. Und wenn man das im Hinterkopf behält, dann wird der Schritt vielleicht ein bisschen kleiner.

[00:12:59-5] Doreen Siegfried:
Ja. Im Prinzip ist es ja letztlich auch wie mit einer Dissertation, die hat man irgendwann mal geschrieben und Jahre später denkt man, ja, okay, sehe ich jetzt vielleicht ein bisschen differenzierter oder anders oder wie auch immer. Oder es kann ja auch der Effekt passieren, dass man irgendwie auf, ich nenne es mal, sein Frühwerk, zurückguckt und denkt, Mensch, das war gar nicht so schlecht. Habe ich schon mit 25 irgendwie was Gutes hingekriegt.

[00:13:30-1] Nicole Clasen:
Ja, das stimmt. Und ein Pluspunkt von OER ist natürlich eigentlich, es geht um das gemeinsame Erarbeiten und um den Austausch und die Kommunikation. Und dann ist es natürlich auch total toll, wenn ich was online präsentiere oder stelle und es andere Leute freuen sich, benutzen das, geben mir auch Rückmeldung und sagen, die vier Punkte finde ich total großartig, das ist inhaltlich schlüssig, aber beim fünfen, da könnten Sie vielleicht noch einmal schauen, ob das so passt oder nicht. Das ist ja auch dann für mich eine Bereicherung.

[00:14:00-1] Doreen Siegfried:
Ja, das stimmt. Dann kann er ja letztlich mit seinen, ich nenne sie mal Sekundärnutzer:innen ja auch in Dialog treten und gucken, ah okay, was hat sie oder er dann da noch dran verbessert, ergänzt, erweitert. Und kann ich das gegebenenfalls wiederum als Input nehmen für meine eigene Weiterentwicklung.

[00:14:20-9] Nicole Clasen:
Genau.

[00:14:23-8] Doreen Siegfried:
Ja. Stimmt. Also liebe Hörerinnen und Hörer, probieren Sie das mal aus. Das ist nicht nur ein Teilen, sondern man kriegt auch was zurück.

[00:14:33-8] Nicole Clasen:
Ganz genau. Es lohnt sich.

[00:14:35-6] Doreen Siegfried:
Ja, okay. Gut. Wenn ich das jetzt sozusagen, wenn ich mir jetzt was erstellt habe, sei es jetzt ein Folieneinsatz oder Lernmaterialien, Arbeitsblätter oder irgendetwas in der Art oder ein Video und so weiter und vielleicht doch noch mal Unterstützung benötige, wenn ich da vielleicht an so einen Punkt komme, wo ich denke, also bis dahin würde ich es jetzt gut finden, aber ich habe da noch ein, zwei Fragen. Wo kann ich mir denn da im Zweifelsfall Support holen? Hast du da eine Empfehlung?

[00:15:08-2] Nicole Clasen:
Hmhm. Also, da ist gerade in Deutschland natürlich ein Vorteil, dass es in den letzten Jahren ziemlich viele Projekte gegeben hat, die einfach gefördert wurden, um OER quasi in die deutsche Bildungslandschaft zu tragen. Und eine Sache die dadurch entstanden ist, ist einfach die Informationsstelle OERinfo. Und die veranstalten natürlich auch Workshops wie das OER-Camp. Aber da gibt’s unglaublich viel Materialien, also unglaublich viel Hilfestellung, Information. Und die OER-Community, die ist ja auch noch relativ überschaubar. Also gerade von den Expertinnen und Experten, die kennen sich einfach alle untereinander. Und die sind immer hilfsbereit und freuen sich natürlich auch, wenn jemand eine Frage hat, um einfach dann OER weiter zu verbreiten. Und da findet man also wirklich unglaublich viele Informationen grundsätzlich schon. Jetzt gab es diesen Sommer die OER-Summer School, um einfach dort noch mal online die Möglichkeit über digitale Formen sich weiterzubilden. Und es gibt jetzt unglaublich viele Webinars, die einfach auf der Webseite vom OER-Camp oder von der OER-Informationsstelle zur Verfügung stehen. Und da sind wirklich die einschlägigen OER-Expertinnen und Experten, die dort immer für bestimmte Themen dann die einfach nochmal erklären. Also das ist wirklich ganz, ganz nett gemacht. Und da kann man sich viele Informationen holen. Entweder, wenn man dann die entsprechenden Seiten lesen möchte oder übers Webinar oder ähnliches.

[00:16:42-4] Doreen Siegfried:
Im Zweifelsfall kann ich ja da vielleicht sogar die Person anrufen, wenn ich mal ganz individuelle Bedürfnisse habe …

[00:16:51-7] Nicole Clasen:
… oder Mail schreiben. Die sind alle digital sehr gut vernetzt. Also ich bin mir sicher, dass man die alle finden wird und fragen kann.

[00:16:58-1] Doreen Siegfried:
Wenn du sagst, die OER-Gemeinde ist noch relativ klein, das heißt, wenn man sich jetzt dafür entscheidet, es tatsächlich zu machen, dann gehört man auch noch zu den Pionieren, ne? [lacht] Also, um es mal positiv zu fassen?

[00:17:15-3] Nicole Clasen:
Ja.

[00:17:16-1] Doreen Siegfried:
Kann man sagen, okay, ich bin ja auch mal an einer Sache so richtig einer der ersten Pioniere, die jetzt hier tatsächlich für digitale Bildung und Sharing von Bildungsinhalten beiträgt.

[00:17:31-7] Nicole Clasen:

Das auf jeden Fall. Und ich denke, die letzten Monate haben ja durchaus auch gezeigt, dass gerade Deutschland im Bereich digitale Bildung noch einige Baustellen vielleicht vor sich hat. Und dort noch was gut zu tun ist. Vielleicht gibt es auch dem ganzen OER-Gedanken jetzt auch noch mal einen Aufschwung und also von Pädagogen, wo ich auch denke es macht auch nicht Sinn, dass jeder sein eigenes Arbeitsblatt entwirft, bis zum Dozenten an der Hochschule, gibt es da genügend Themen, die man einfach dann gemeinsam machen kann und einfach gemeinsam dann auch große Materialien hat. Es gibt natürlich, also gerade in den USA, da hat man auch ganz viel Universitäten, die auch schon unglaublich viele OER-Kurse haben, die geradezu richtige Kurssammlungen haben, also die Open Course Library in Washington oder auch MIT, also wo man gerade da auch im Hochschulbereich eine Riesenauswahl hat. Da sind die den deutschen Universitäten tatsächlich schon mal um eine ganze Ecke voraus.

[00:18:30-2] Doreen Siegfried:
Das heißt, diese Sachen kann ich ja dann theoretisch, auch wenn ich jetzt hier in Deutschland unterrichte in den Wirtschaftswissenschaften, durchaus ja dann nachnutzen.

[00:18:40-3] Nicole Clasen:
Ja.

[00:18:41-7] Doreen Siegfried:
Das ist ja, ich sage mal so, wenn da tatsächlich ein breiter Fundus besteht von wirklich moderner modernen Lerninhalten und so weiter, ist es ja auch für die Nachnutzung, für die eigene Nachnutzung ja eine Inspiration, zu gucken, was die machen. Und das einfach dann weiter zu verwenden.

[00:19:04-4] Nicole Clasen:
Genau, auf jeden Fall. Und bei den, gerade bei den amerikanischen Hochschulen ist es auch alles sehr präsent und gut zu finden. Da sind die OER-Inhalte ganz selbstverständlich parallel mit auf den Webseiten der Universitäten.

[00:19:20-7] Doreen Siegfried:
Liebe Hörerinnen und Hörer, wir packen diese ganzen Links zu diesen tollen Infoportalen und so weiter alle in die Shownotes. Also, wenn Sie da richtig einsteigen wollen, finden Sie da die Informationen. Okay. Weil das finde ich auch total interessant. Gibt es denn, du hast gerade schon MIT und Washington und so weiter genannt, gibt es denn so Vorbilder oder Best-Practice-Beispiele jetzt außer denen, die du bereits genannt hast? Wo man sagen kann, okay, da ist wirklich so die Wiege der Open Educational Resources. Die haben jetzt ihre tatsächlich ihre Standardvorlesungen oder Standardseminar alle schon open und konzentrieren sich jetzt auf Nischen. Oder was auch immer das dann für positive Effekte haben kann. Also gibt es so, ich nenne sie mal OER-Helden und Heldinnen? [lacht] Oder Vorbilder?

[00:20:13-1] Nicole Clasen:
Also, ich glaube, da gibt es tatsächlich viele, aber viele kleine. Es ist tatsächlich ist es ja sehr, sehr unterschiedlich, ob man tatsächlich jetzt im Hochschulbereich, dann OER praktiziert. Oder dann gibt es ja unglaublich viele engagierte Pädagoginnen und Pädagogen, die das dann im Schulbereich tätig sind. Aber was ich zum Beispiel jetzt im deutschsprachigen Raum sehr spannend finde, ist das Projekt HOOU, also diese Hamburg Open Online University.

[00:20:43-4] Doreen Siegfried:
Ah, okay.

[00:20:45-0] Nicole Clasen:
Weil das, finde ich, eine sehr schöne, schöne Mischung ist. Weil sie auch für die, sagen wir für die gesamte Bevölkerung. Die haben natürlich ihre Vorlesungen dann online teilweise, die man dann nutzen kann, wo man sich weiterbilden kann, aber gleichzeitig auch spielerische Sachen. Also da gibt es zum Beispiel auch so ein Quiz, wo man sich dann spielerisch mit der Rechtsmedizin befassen kann…

[00:21:10-9] Doreen Siegfried:
Okay.

[00:21:11-0] Nicole Clasen:
 …und wirklich mal sehen kann, was die dann so machen. Und das finde ich persönlich sehr charmant, dass sie einfach versuchen, da alles unter einen Hut zu bringen. Und dort sind ja auch alle Hamburger Universitäten gebündelt. Das eben also nicht jede einzelne Universität etwas macht und nur für sich bleibt, sondern dass unter dem Deckmantel der HOOU tatsächlich alle Universitäten verschiedene Projekte haben und sich dort einbinden. Das finde ich vom Ansatz sehr gut. Ansonsten ist es natürlich gerade in Deutschland einfach so, dass auch die Förderung sehr föderal ist. Das heißt, man hat viele kleinere Initiativen für jedes Bundesland. Aber spätestens im Bildungssektor macht es vielleicht auch Sinn, weil natürlich auch die Lehrpläne sich von Bundesland zu Bundesland unterscheiden. Da ist es dann auch schwierig, einen großen Wurf für alle Schulen oder Hochschulen zu bringen.

[00:22:05-8] Doreen Siegfried:
Aber wo du gerade dieses Beispiel HOOU erwähnt hast, aus Hamburg. Ich sehe da ja auch eine Anwendungsmöglichkeit für den Wissenstransfer. Wenn ich mir jetzt überlege, okay, rechtsmedizinische Besonderheiten kommen jetzt vielleicht unbedingt in der Schule nicht vor, aber vielleicht andere Inhalte zu Literaturgeschichte, Physik, die tatsächlich den neuesten wissenschaftlichen Stand einmal darstellen. Und dann ja vielleicht auch sogar tatsächlich von den Schulen nachgenutzt oder partiell zumindest nachgenutzt werden können. Dass da sozusagen einfach auch mal so ein Austausch stattfindet, ist ja auch letztlich eine Chance für digitale Bildung an Schulen.

[00:22:50-8] Nicole Clasen:
Ja, also, ich finde grundsätzlich gerade im Schulbereich und in den Naturwissenschaften, den MINT-Fächern, da gibt es eine unglaubliche Palette auch an Experimenten und Übersichten, was man schnell und einfach in den Schulen machen könnte, umsetzen könnte. Wo man einfach auch digital, dann viele Anleitungen hat. Oder ja, diese Legoprogrammierroboter, wo es dazu auch … Es gibt eben auch viele so Comicfiguren, die dann halt irgendwas erklären. Claus und et cetera, wie sie alle heißen. Also da gibt es schon tatsächlich viel. Ich glaube, manchmal ist es natürlich schwierig, das zu finden, überhaupt zu wissen, dass es das gibt. Aber da kann man durch die entsprechende Einstellung in der Google-Recherche oder über die Infostelle mittlerweile schon was finden. Es ist natürlich so, dass man gerade am Anfang ein bisschen Zeit investieren muss. Da muss man sich vielleicht 20 Seiten anschauen. Und 15 findet man persönlich vielleicht erst mal nicht so ganz gut für sich, seinen Unterricht. Aber ich denke, dass gerade dieser, dieser Wissenstransfer, genau für den sind OER eine super Möglichkeit.

[00:23:55-4] Doreen Siegfried:
Ja, was mir da gerade auch noch durch den Kopf geht, auch in Richtung Wissenstransfer: es ist ja, es wird ja ganz oft bemängelt, dass das Thema Wirtschaft also Wissen über wie funktioniert Wirtschaft? Wie funktioniert Finanzwesen und so weiter an den Schulen ja auch sehr unterschiedlich gehandhabt wird. Also einige Schulen, wir kennen das jetzt ja auch aus unserem YES!-Projekt, einige Schulen sind da sehr gut davor und haben auch tatsächlich so einen Schwerpunkt WiSo, wo sie wirtschaftliche, wirtschaftliches Wissen vermitteln. Andere ja auch nicht so sehr oder auch nur auf so einem, ich sag mal, mittelmäßigen Niveau. Und das wäre ja vielleicht auch noch mal eine ganz andere Motivation. Also, wenn Sie jetzt als Hörerinnen oder Hörer sagen, okay, ich mache jetzt tatsächlich mal eine offene Bildungsmaterialie zum Thema „Was ist eigentlich Marketing“ oder was auch immer. Was so ihr Lieblingsgebiet ist, wofür sie brennen und stellen Sie es doch einfach mal in ihrer Stadt den Schulen zur Verfügung, oder erstellen Sie einfach generell mal eins. Wäre ja vielleicht was. Vielleicht haben Sie ja auch Kinder, die gerade aufs Gymnasium gehen. Und es ist ja gerade sehr viel im Wandel und sehr viele Möglichkeiten bieten sich. Also wäre das ja vielleicht auch noch mal eine Einladung in die Richtung, das zumindest mal vielleicht zu probieren.

[00:25:21-9] Nicole Clasen:
Ja, also man muss ja tatsächlich auch nicht programmieren können, um eine OER erstellen zu können. Das ist ja durchaus auch etwas, was man immer so ein bisschen im Hinterkopf behalten. Es gibt da durchaus auch gute Anwendungen oder so was wie H5P, wo man alles Mögliche erstellen kann, also von einem Quiz, eine Präsentation aber auch quasi Memory oder ähnliches. Also wo man auch spielerisch dann mit relativ wenig IT-Kenntnissen, die man dann aufbringen muss, da auch mal was ganz Spannendes machen muss. Und gerade so ein Wissenstransfer funktioniert eigentlich ja auch spielerisch immer mal sehr, sehr gut.

[00:26:04-5] Doreen Siegfried:
Auch für Erwachsene.

[00:26:07-2] Nicole Clasen:
Genau.

[00:26:08-7] Doreen Siegfried:
[lacht] Wir möchten auch gerne spielen. Was ist denn, du bist ja wirklich tief in diesem ganzen Thema Open Educational Resources drin. Du machst selber welche, du machst Workshops, wie ich eingangs gesagt hatte. Hast du denn so eine persönliche Lieblings-OER?

[00:26:25-2] Nicole Clasen:
Habe ich überlegt. Habe ich tatsächlich nicht. Also abgesehen natürlich von denen, die wir gemacht haben. Nein.

[beide lachen]

[00:26:37-7] Nicole Clasen:
Ich finde einfach nur bei denen, die wir gemacht haben, schon mal die Palette sehr vielseitig von im Bereich Informationskompetenz, der EconBiz Academic Career Kit, weil es einfach sehr professionell aufgezogen wurde von den Kolleginnen und Kollegen. Und das dann einfach sehr schön nachgenutzt werden kann. Unser Fernleihquiz zum Beispiel finde ich total sympathisch, weil die Kolleginnen sich hingesetzt haben, so okay, wir probieren das jetzt mal. Was kann man denn da so machen? Und dafür was ganz Tolles dabei rausgekommen ist, dafür, dass die sich einfach vorher weder mit OER noch mit Webseiten oder ähnlichem überhaupt befasst haben. Also, dass man da einfach sagen kann, seht ihr, das ist ein schönes Beispiel für „Wir machen es und es kommt was dabei raus“. Ansonsten ist das ja also, in der HOOU findet man immer irgendetwas Spannendes, was man gerne mal gucken möchte. Aber es ist jetzt nicht so, dass ich denke, diese eine …

[00:27:35-4] Doreen Siegfried:
Die eine, die ist es und nur die eine.

[00:27:37-1] Nicole Clasen:
Genau.

[00:27:38-0] Doreen Siegfried:
Ja, okay. Verstehe. Letzte Frage Nicole. Wenn unsere Hörerinnen und Hörer sich jetzt für das ganze Thema Open Educational Resources interessieren, dieses Thema für sich entdeckt haben. Was wären denn außer dem, was du jetzt schon alles erzählt hast, was wären dann so deine drei übergeordneten Tipps für die tägliche Praxis?

[00:28:00-6] Nicole Clasen:
Also, man muss es tatsächlich einfach machen.

[00:28:03-5] Doreen Siegfried:
Ja.

[00:28:03-6] Nicole Clasen:
Das klang jetzt zwar eben immer schon so ein paar Mal raus, aber das ist so. Auch viele Sachen, wo man erst denkt, das klingt kompliziert mit den Lizenzen oder man denkt, es ist ganz einfach. Und dann merkt man erst, wenn man es macht, dass es vielleicht doch ein bisschen knifflig ist. Aber man muss es einfach ausprobieren und merkt dann relativ schnell, das funktioniert gut. Das bringt Spaß. Ich kann das gerne anderen zur Verfügung stellen. Ich kriege eine Rückmeldung, wir entwickeln das gemeinsam weiter. Also dass es eigentlich so der allerwichtigste Punkt und wie gesagt, diese Fachstelle OERinfo da findet man unglaublich viele Informationen. Da gibt es auch dann entsprechend auch darüber verlinkt die Worldmap, wo man sehen kann, ach wer ist denn hier irgendwie auch in meiner Nähe? Wen kann ich fragen, wen kenne ich?

[00:28:47-6] Doreen Siegfried:
Ja, stimmt.

[00:28:48-8] Nicole Clasen:
Und es gibt auch so kleine Hilfsmittel quasi, wie den Lizenzhinweisgenerator. Also da kann man dann, wenn man jetzt ein Bild gefunden hat, das einfach dann reinkopieren und sagen, hier so ein paar Fragen beantworten. Und dann kommt ab Ende quasi der entsprechende Lizenzhinweis raus.

[00:29:05-6] Doreen Siegfried:
Ach wie praktisch, ja.

[00:29:07-2] Nicole Clasen:
Genau. Weil das ist eigentlich das, wo man immer denkt, oh je, da mache ich bestimmt irgendetwas falsch. Und das wäre gerade bei Lizenzen schlecht, wenn das nicht ganz korrekt ist. Und da ist das ein super Hilfsmittel, wo man sagt okay, jetzt, am Ende habe ich die im Moment korrekte Zitierung und den richtigen Nachweis der Lizenz. Und den brauche ich dann einfach nur kopieren und füge den in mein Dokument ein.

[00:29:27-8] Doreen Siegfried:
Ja, okay. Also im Prinzip, es ist, es ist wie ein Waldlauf. Man kann darüber reden, aber man merkt erst selber, wenn man’s macht, dass es Spaß macht…

[00:29:39-3] Nicole Clasen:
Genau.

[00:29:39-6] Doreen Siegfried:
… dass es einem guttut.

[00:29:41-0] Nicole Clasen:
Vielleicht sucht sich einfach jeder mal so sein totales Lieblingsthema…

[00:29:43-9] Doreen Siegfried:
Ja. Genau.

[00:29:45-0] Nicole Clasen:
… über das man am meisten und am liebsten gerne redet oder sowieso was erzählt und probiert es dann einfach eben so diesen freien Gedanken im Hinterkopf zu behalten. Und dann kommt man, glaube ich, schon ein ganzes Stück voran.

[00:29:58-7] Doreen Siegfried:
Super, das ein wunderbares Schlusswort. Vielen Dank, Nicole. Und vielen Dank auch da draußen. Ich hoffe, es hat Ihnen gefallen. Lassen Sie uns gerne Feedback da und abonnieren Sie uns natürlich fleißig auf iTunes oder Spotify. Ich freue mich aufs nächste Mal.